Angel 01 - Die Engel
hätte außer Kontrolle geraten können«, erwiderte Petra.
» Hätte können? Ganz bestimmt wäre es das – selbst wenn die Sprinkleranlage sich sofort eingeschaltet hätte. Das da oben war eine menschliche Fackel.«
» Er war nicht menschlich«, protestierte Petra schnell.
Danny starrte sie eindringlich an, wobei er spürte, wie ihm das Wasser aus den Schuhen quoll.
» Nicht menschlich? Ich vergesse immer wieder, dass du diese mentale Verbindung hast. Was war er dann? Es wäre wohl zu schön, um wahr zu sein, wenn es sich da oben um die qualmenden Überreste unseres Freundes Manovitch handeln würde.«
» Ich fürchte, das war nicht Manovitch. Das war nur ein Dämon.«
» Nur ein einfacher, alter Dämon, was?« Danny hustete, als das Wasser von seiner kahlen Stelle über sein Kinn lief. » Der ganze Aufstand nur wegen eines schlichten alten Dämons. Wer hätte das gedacht? Ein Fahnenflüchtiger von, äh, den Armageddon-Schlachtfeldern?«
» Ganz genau«, nickte Petra. » Dann weißt du also von ihnen?«
» Ich hatte einmal einen guten Freund unter ihnen, er hieß Malloch.«
» Du warst mit einem gefallenen Engel befreundet? Einem Deserteur aus Satans Armee?«
» Na ja, vielleicht übertreibe ich da ein bisschen. Er war nicht wirklich ein Freund. Mehr ein Verbündeter, als wir versucht haben, den eigentlichen Feind loszuwerden. Der arme Kerl wurde von dem Engel abgefackelt. Eigentlich war der Engel zu diesem Zeitpunkt wohl selbst schon gefallen, also war es ein Kampf zwischen Dämonen. Er hatte ihm diese ausgeklügelte Falle gestellt – eine Leuchtstoffröhre mit Petroleumfüllung –, und der arme alte Malloch stand genau drunter, als sie angeschaltet wurde …«
Stan hatte es endlich geschafft, den Wagen bis vor die Tür zu fahren.
» Haben wir ihn schon erwischt?«, fragte er.
» Nein, nur einen gemeinen Gartendämon, mehr nicht«, erwiderte Danny. » Niemand Wichtiges. Bringen Sie uns zurück zum Hotel, okay? Ich muss aus diesen nassen Sachen raus. Wir können unterwegs reden.«
Im Auto sagte Petra: » Der Tod irgendeines Dämons ist wirklich ziemlich unwichtig. Schließlich wollen wir Manovitch.«
» Das weiß ich«, erwiderte Danny, » aber ich will das trotzdem noch mit den anderen besprechen. Ich bin mir immer noch nicht ganz sicher, was da passiert ist.«
» Ich habe dir doch erklärt, was passiert ist«, meinte Petra und sah ihn mit ihren brauen Augen durchdringend an. » Der Erzengel hat eingegriffen und den gefallenen Engel zerstört.«
» Warum sollte er so etwas tun?«, fragte Stan. » In all den Vorträgen nach ’96 hat man uns gesagt, dass es auf der Welt nur so vor Dämonen wimmele, aber dass sie relativ harmlos seien – quasi bloß ein paar Kriminelle auf der Flucht, nicht gefährlicher als ein Zuhälter oder ein Taschendieb. Das habe ich jedenfalls gehört.«
» Sie haben Recht, Stan«, bekräftigte Danny, klopfte ihm mit einer nassen Hand auf die Schulter und wandte sich an Petra. » Stan hat Recht. Die Welt ist voller Dämonen. Warum sollte der Erzengel ausgerechnet diesen einen töten wollen?«
» Zerstören, nicht töten«, korrigierte Petra.
» Reine Semantik«, murmelte Danny. » Es war immer noch ein Wesen, das man auch hätte in Ruhe lassen können.«
» Wenn der Erzengel von der Anwesenheit eines Dämons erfährt, zerstört er ihn.«
Danny sah Petra prüfend an. » Wer hat es ihm gesagt? Du?«
Sie antwortete nicht, sondern schaute nur aus dem Seitenfenster.
» Wie dem auch sei«, meinte Stan vom Fahrersitz aus, als er die Spannung im Wagen spürte, » das war doch mal eine Wunderkerze, oder? Was für eine Art zu sterben. Wie in der Guy-Fawkes-Nacht.«
» Guy-Fawkes-Nacht?«, fragte Danny verständnislos.
Petra drehte sich wieder zu ihm um. Sie wischte sich mit einem kleinen Spitzentaschentuch, das roch, als hätte man es in himmlische Quellen getaucht, grazil das Gesicht. Wären sie allein gewesen, hätte es Danny wahnsinnig gemacht. Er dachte an ihre zarte schwarze Seidenunterwäsche, die ebenfalls nach diesem Parfum duftete. Er erinnerte sich, dass er vor ein paar Stunden am liebsten in diesem Duft ertrunken wäre.
» Guy-Fawkes-Nacht«, bestätigte sie. » Am fünften November. Da machen wir ein großes Feuerwerk und verbrennen das Abbild eines Mannes, der versucht hat, die Houses of Parliament in die Luft zu sprengen.«
» Und wie lange gibt es dieses heidnische Ritual schon?«, erkundigte sich Danny.
» Seit 1605«, erklärte Petra lächelnd. » Guy
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