Angel 01 - Die Engel
Recht Sie haben. Was passiert mit denen? Ich meine, kommen sie wieder raus, oder was?«
» Es ist noch niemand wieder rausgekommen«, bestätigte der Sergeant. » Wahrscheinlich wandern die da drin alle rum, blind wie die Maulwürfe, oder … na ja, wer weiß das schon?«
» Okay«, nickte Dave und starrte in das grelle weiße Licht, das die Skyline vor ihm erhellte. » Das wollte ich nur wissen. Rajeb, fahren Sie wieder los … einfach durch die Stadt. Sagen Sie, spüren Sie etwas? Irgendeinen Kick?«
» Was meinen Sie?«
» Ich hätte gedacht, dass man irgendetwas spürt, ein Gefühl, dass etwas Mächtiges in der Nähe ist. Ich meine, ich finde dieses Licht fantastisch, aber ich spüre nichts.«
Rajeb brachte sie ans Südufer des Flusses. Dave konzentrierte sich auf die Passanten in den Straßen, merkte aber, wi er zunehmend in Hoffnungslosigkeit versank. Wie sollten sie in einer Stadt mit so vielen Menschen Manovitch jemals finden? Beziehungsweise wie sollten sie sich von Manovitch finden lassen?
Vielleicht war er ja auch als Hund oder Ratte auf die Erde zurückgekehrt – was zumindest passend wäre, dachte Dave – und gar nicht als Mensch. Es war so frustrierend, einfach dazusitzen und darauf zu warten, dass er zuschlug, sich in alle Richtungen umzusehen, immer in der Hoffnung, ihn zu erkennen, bevor er sie erwischte.
» Wohin fahren wir zuerst?«, fragte Dave.
» Richmond«, erwiderte Rajeb. » Vor ein paar Tagen hat es da einen Aufstand gegeben, bei dem einige Menschen getötet wurden. Es ist eine echte Gefahrenzone. Komisch ist nur, dass das nicht eines von unseren heruntergekommenen Armenvierteln war, mit Mietskasernen und haufenweise Arbeitslosen. Es war ein gepflegtes Wohngebiet – Börsenmakler, Banker und so was. Die meisten Aufständischen kamen aus der sogenannten respektablen Mittelschicht. Man sagt, dass ein Mann zu der Menge gesprochen habe – er hat sie angeheizt, bis sie von einer Art Hysterie gepackt wurden. Wissen Sie, so wie Hitler im letzten Jahrhundert seine Nazis aufgestachelt hat. So etwas eben. Und jetzt ist diese Gegend ein verdammter Sündenpfuhl, voller Verbrecher.«
» Manovitch?«
» Klingt fast so.«
Danny war sowohl euphorisch als auch ängstlich, eine Kombination, die ein Mann, der in eine schöne Frau verliebt ist, oft erleidet, zumindest in der ersten Phase der Beziehung. Wie konnte das sein?, dachte er. Wie konnte sich diese umwerfende schwarze junge Frau für einen kleinen, molligen weißen Mann mit schütterem Haar interessieren? Aber anscheinend war es so, denn sie hatten die ganze Nacht über Sex gehabt – erst wild, dann sanfter und besonnener, immer darauf bedacht, auch zu geben und nicht nur zu nehmen, voller Zärtlichkeit.
Ihr Körper war zart, weich und kurvig. Sie verfügte über versteckte Täler und geheime Orte, die er in seinem gesamten Leben noch nie erforscht hatte. Jede ihrer Bewegungen erregte ihn. Selbst jetzt, als sie im Zimmer herumlief, waren ihre fließenden Bewegungen für ihn so faszinierend wie ein wundervolles, himmlisches Phänomen.
Und sie roch fantastisch – irgendwie nach Moschus, wie eine Löwin, die faul in der heißen afrikanischen Sonne unter einem Dornbusch liegt.
» Warst du schon mal in Afrika?«, fragte er sie, während sie ihren Schmuck zusammensuchte, den sie letzte Nacht im Zimmer verteilt hatte.
Sie sah auf und lächelte. » Nein, ich bin hier in Großbritannien geboren.«
» Ja, ich glaube, das hast du mir schon erzählt. Manchmal bin ich echt blöd. Es ist nur … die Art, wie du dich bewegst, und alles. Du hast diesen Hüftschwung … ach, ich weiß auch nicht. Wahrscheinlich will ich einfach nur sagen, wie wunderschön du bist.«
Stirnrunzelnd sah sie ihn an. » Bitte leg nicht immer so starke Betonung auf mein Aussehen«, mahnte sie. » Das ist das Unwichtigste an mir.«
» Ja, klar, weiß ich doch«, log er und versetzte sich innerlich einen Tritt, weil sie ihm diesen Fauxpas schon einmal vorgehalten hatte. » Aber trotzdem ist es doch ein Teil dessen, was du bist, oder nicht? Ich meine, ich kann es schlecht ignorieren.«
» Ich wünschte, du würdest genau das tun.«
» Okay, okay, denn werde ich eben versuchen, mir vorzustellen, du wärst hässlich.«
Sie kam zu ihm rüber, legte die Arme um seinen Hals und küsste ihn leidenschaftlich. Dann starrte sie ihn aus nächster Nähe an, so dass er sie nur schwer ansehen konnte. Er sah nur ihre großen braunen Augen.
» Hey«, krächzte er, » machen wir uns
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