Angel 01 - Die Engel
Luftschacht brannte jetzt lichterloh und die Flammen stiegen hoch in den Himmel hinauf. Das silbrige Licht des Erzengels im Osten wurde durch diese rote, brüllende Fackel ergänzt. Mit diesen beiden Lichtquellen war es taghell auf dem Dach.
» Scheiße!«, schrie Rajeb. » Das ist Mort Darthy – ein verdammter Einbrecher.«
» Mist«, murmelte Dave. » Irgendwie habe ich geahnt, dass es nicht Manovitch ist.«
» Ihr hättet mich fast umgebracht«, kreischte Mort vom Boden aus. » Ihr Arschlöcher hättet mich fast bei lebendigem Leib verbrannt.«
» Solltest eben nicht auf Raubzug gehen, Darthy«, meinte Rajeb, » dann würdest du auch nicht in solche Sachen verwickelt. Wir dachten, du wärst ein Terrorist. Eigentlich sind wir uns immer noch nicht ganz sicher. Soweit wir wissen, könntest du der Mann sein, hinter dem wir her sind.«
» So was mache ich nicht. Ich war nur …« Er unterbrach sich. » Ich war nur hier oben, um ein bisschen frische Luft zu schnappen.«
» Aber klar doch«, knurrte Dave, der schwer enttäuscht war. » Ein ehrlicher Mann wie Sie?«
Mort spähte zu Dave hoch und sagte: » Ein Yankee? Warum zur Hölle darf ein verdammter Yankee auf mich schießen? Hey, das hier ist nicht das beschissene New York. In diesem Land braucht man einen Grund, um auf Leute zu schießen. Was ist das überhaupt? Ein verfickter Raketenwerfer?«
Die Holzverkleidung knisterte und krachte, und die alte Farbe verbrannte mit einer hübschen, blauen Flamme. Unten auf der Straße wurden jetzt Geräusche laut. Ein Wagen mit einer Eingreiftruppe war angekommen. Außerdem ein Krankenwagen und mehrere Feuerwehrfahrzeuge. Rajeb ging zur Dachkante und brüllte runter: » Ist in Ordnung, wir haben ihn in Gewahrsam. Irgendjemand sollte das Feuer löschen.«
Die Feuerwehr fuhr ihre Leitern aus, entrollte Schläuche und verteilte sich auf dem ganzen Gebäude. Bald hatten sie das Feuer unter Kontrolle. Streifenpolizisten übernahmen Mort Darthy, und Dave überließ es Rajeb, ihnen die Details der Festnahme zu schildern. Lloyd traf ein, er sah müde aus. Zum Schluss kam dann auch Danny.
» Besser spät als nie«, knurrte Dave. » War dein Großvater eigentlich am Little Bighorn dabei?«
» Lass gut sein, Dave«, erwiderte Danny wütend. » Ich bin los, sobald ich den Anruf gekriegt habe. Ich musste auf Stan warten.«
Widerstrebend musste Dave sich eingestehen, dass Danny sich in der Stadt nicht auskannte und deshalb auf seinen Fahrer angewiesen war.
» Na ja, vergiss aber nicht, warum wir hier sind, Danny. Es freut mich ja, dass du mit der Prinzessin eine schöne Zeit hast, aber wir sind zum Arbeiten hier, nicht um Urlaub zu machen.«
» Jetzt reib’s mir nicht noch rein. Es tut mir leid, dass ich zu spät komme. Mann, glaubst du etwa, ich wollte die ganze Action verpassen?«
» Keine Ahnung«, erwiderte Dave.
Danny ging weg und schmollte. Stattdessen kam Lloyd zu Dave und sagte: » Wenn ich das richtig verstehe, haben wir den falschen Bösewicht geschnappt.«
» Ja, das war nur ein gewöhnlicher Einbrecher-Vergewaltiger-Mörder-Bösewicht, also nichts Besonderes.«
» Sehr schade«, meinte Lloyd. » Trotzdem freut es mich, dass Sie sich so einsetzen, Lieutenant. Nach allem, was ich gehört habe, hätte es genauso gut Manovitch sein können. Ich bin mir sicher, dass wir noch mehr als einmal falschen Alarm haben werden.«
» Ich hoffe nicht – das zerrt an den Nerven.«
Dave war deprimierter, als er es sich anmerken ließ. Das Problem war, dass Vorfälle wie dieser sie keinen Zentimeter näher an Manovitch heranbrachten. Hier ging es nicht darum, Polizeimethoden anzuwenden, sorgfältig Hinweise auszuwerten, herumzurennen, immer wieder die winzigen Fortschritte zu analysieren und so ganz langsam weiterzukommen. Sie würden Manovitch nur rein zufällig finden – oder er würde sie finden. Lloyd hatte Recht, Dave konnte so etwas noch tausendmal machen und danach immer noch nicht näher an seiner Beute sein.
Lloyd fuhr ihn ins Hotel zurück, wo er sofort Vanessa anrief, weil er ihre Stimme hören musste. Er erzählte ihr, was in den letzten zwei Tagen passiert war, inklusive seiner Eskapaden in dieser Nacht.
» Ich bin froh, dass ich nicht bei dir bin«, sagte sie schließlich. » Aber ich bin auch nicht die typische Frau eines Soldaten im Kampfeinsatz.«
» Stimmt auch wieder«, meinte Dave.
» Dein Ton sagt mir, dass du Manovitch nicht geschnappt hast.«
Dave legte sich ins Bett und stellte sich vor, ihr
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