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Angel 01 - Die Engel

Angel 01 - Die Engel

Titel: Angel 01 - Die Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garry Kilworth
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der Gestank würgen. Widerliche Gerüche schienen zum Fluch seines Lebens zu werden. Diesmal sah er sich voller Entsetzen um, da das Studio ein einziges Chaos und voller Exkremente – wie es aussah, menschlicher Exkremente – und Urinflecken war. Das war der ekelhafteste Moment in Lloyds gesamtem Leben. Fast hätte er geweint. All die wundervollen Fotos, die Holden gemacht hatte, all die Obdachlosen mit den erstaunlich faltigen Gesichtern, die Aufnahmen vom Epping Forest bei Sonnenauf- und -untergang, vom Avebury Ring im Nebel mit den Schafen, die über den Hügel liefen, die Straßenkinder … das war alles entweiht worden – ja, das war der einzig passende Ausdruck –, entweiht von einem Wahnsinnigen, während Holden nicht da war. Selbst die Porträtaufnahmen in Schwarz-Weiß, die er von Lloyd gemacht hatte, waren braun verschmiert, sein silbernes Haar war beschmutzt und sein schmales, blasses Gesicht bespritzt worden. Lloyd hatte sich sehr geehrt gefühlt, von Holden fotografiert zu werden, denn auch wenn sie miteinander verwandt waren, hätte Holden nie aufgrund von Familienbanden seine Kunst kompromittiert. Holden hatte gesagt, er wolle diese Fotos, weil Lloyd das distinguierte Aussehen eines altrömischen Senators habe. » Du bist ein Patrizier, Lloyd«, hatte er gesagt. » Du wurdest nur zweitausend Jahre zu spät geboren …«
    Und jetzt hatte ihn jemand in einen schmutzigen Plebejer verwandelt.
    Plötzlich packte Lloyd die Wut. Wer auch immer das getan hatte, durfte nicht einfach so davonkommen. Das war eine Sache für die Polizei. Die würden die Übeltäter schon finden! Lloyd holte sein Handy aus der Tasche, rief Stan Gates an und bat ihn, so schnell wie möglich zu kommen. Stan Gates war ein guter Mann. Er würde herausfinden, wer Holdens Studio so schrecklich zugerichtet hatte.
    Lloyd hatte gerade das Telefon wieder in die Tasche seines Regenmantels geschoben, als er über sich einen Schrei hörte. Überrascht schaute er hoch und sah, dass sich jemand durch das Oberlicht in das Studio fallen ließ.
    Es war … es war Holden.
    Holden ließ sich mit der Beweglichkeit einer Katze aus einer Höhe von drei Metern zu Boden fallen und starrte ihn an. Seine Kleidung war zerschlissen. Sie schien ihm auch zu klein zu sein. Und er trug keine Schuhe. Er hatte sich einen struppigen Bart wachsen lassen, sein früher stets gepflegtes Haar war lang und ungekämmt.
    » Holden?«, fragte Lloyd vorsichtig, da sein Neffe sehr seltsam und irgendwie furchteinflößend aussah. » Was … was soll denn das, warum kommst du denn so hier rein? Du siehst furchtbar aus. Deine Augen … Was ist hier passiert? Hast du auf dem Dach einen Einbrecher gejagt? Den Mann, der das hier getan hat? Warst du deswegen dort oben?«
    Holden grinste nur höhnisch und verengte die Augen zu Schlitzen.
    » Du siehst so … so schmutzig aus«, fuhr Lloyd fort. » Du warst doch immer so gepflegt. Was ist mit dir passiert?«
    Holden bewegte sich erstaunlich schnell durch den Raum und packte Lloyd mit einer Hand an der Kehle. Er sah ihm mit hartem Blick in die Augen, dann ruckte sein Kopf zur Seite und er schaute quer durch den Raum zu einem der Bilder. Lloyd sah, dass Holden eine der Porträtaufnahmen von ihm musterte.
    Lloyds Hände zerrten an den Fingern, die unglaublich stark zu sein schienen. Holden war Lloyd nie besonders kräftig vorgekommen – oder brutal –, doch jetzt schien er es zu sein. Lloyd verstand nicht, was hier gerade passierte.
    » Tu mir nicht weh, Holden«, bat er. » Ich … ich bin nur hergekommen, weil ich nichts von dir gehört habe. Ich habe mir Sorgen gemacht. Du weißt doch, ich habe deinen Eltern versprochen, ein Auge auf dich zu haben. Es ist fast zwei Monate her, dass wir das letzte Mal zusammen etwas essen waren. Bitte, bitte quetsch mir nicht so den Hals …«
    » Du kennst ihn«, sagte Holden. » Er kannte dich. Er hat das Bild von dir gemacht.«
    Es war Holdens Stimme, Klang und Akzent stimmten, aber irgendwie waren es nicht Holdens Worte.
    Lloyds Wut kehrte zurück, doch diesmal aus einem anderen Grund. » Bist du krank, Junge? Was ist los mit dir? Holden, du erwürgst mich ja. Bitte.«
    Während Lloyd sich wand, zerrte Holden an Lloyds Kleidung. Lloyd verfiel in Panik. Was war hier los? War das wirklich sein Neffe? Der Junge war verrückt geworden. Lloyd war sich sicher, dass er ihn umbringen wollte. Die ganze Situation war völlig wahnsinnig. Lloyd spürte, wie er anfing zu hyperventilieren, als er zu Boden

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