Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Angel 01 - Die Engel

Angel 01 - Die Engel

Titel: Angel 01 - Die Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garry Kilworth
Vom Netzwerk:
aussah, besaß er einen Schlüssel zur Wohnung. Er hatte ihn noch nie benutzt, weil es ihm furchtbar peinlich gewesen wäre, wenn er in eine romantische Situation hineingeplatzt wäre.
    Der Schlüssel passte. Lloyd betrat den engen Flur der Wohnung. Ein durchdringender, ekelhafter Gestank drang ihm entgegen, und er hielt sich angewidert die Nase zu. Auf dem Boden stapelten sich die Briefe. Er stieg über den Haufen hinweg und ging tiefer in die Wohnung hinein.
    » Hallo, ist jemand zu Hause?«, rief er.
    Keine Antwort. Die Wohnung war anscheinend leer. Lloyd sah sich um. Irgendwie wirkte alles ziemlich unbewohnt. Wenigstens waren die Frösche nicht reingekommen, aber alles war etwas staubig, als wäre schon lange niemand mehr hier gewesen. War Holden fortgegangen? Vielleicht hatte er aus irgendeinem Grund dringend nach Amerika zurückkehren müssen. Der Tod eines Verwandten? Aber dann hätte Lloyd auch davon gehört. Ein Auslandsauftrag von einer Zeitschrift? Das war schon eher möglich.
    Irgendwoher kam ein furchtbarer Gestank. Das war nicht verwesender Frosch – wie das roch, wusste Lloyd –, das war wesentlich schlimmer.
    Lloyd ging zum Anrufbeantworter und drückte auf Play.
    » Hallo, Holden, hier ist Lloyd, dein Onkel«, hörte er seine eigene Stimme. » Ich versuche jetzt schon seit einiger Zeit, dich zu erreichen …«
    Das war Lloyds Anruf vom Morgen.
    Holden hätte gesagt: » Was meinst du, wie viele Leute ich kenne, die Lloyd heißen, Onkelchen? Du musst nicht jedes Mal auf unseren Verwandtschaftsgrad hinweisen, wenn du anrufst.«
    Lloyd spulte den Rest der Nachricht vor und drückte dann wieder auf Play, um sich eine frühere Nachricht anzuhören, die ebenfalls er hinterlassen hatte. Dann war das Band zu Ende und überspielte sich selbst. Holden war wirklich schon lange weg.
    Lloyd sammelte die Post im Flur auf und fand zwei tote Frösche zwischen den Briefen. Es handelte sich vor allem um Geschäftspost und Wurfsendungen, außerdem um ein oder zwei Briefe aus den Staaten. Der Älteste war vor ungefähr zwei Monaten abgestempelt worden.
    » Irgendetwas Seltsames geht hier vor«, murmelte Lloyd.
    Plötzlich kam ihm der Gedanke, dass Holden vielleicht tot irgendwo in der Wohnung lag – dieser Geruch …
    Zögernd ging Lloyd ins Schlafzimmer und erwartete halb, eine verweste Leiche auf dem Bett zu finden, getötet von einem frühzeitigen Herzinfarkt oder einem Mörder, den Holden vielleicht in einer Singlebar aufgerissen hatte.
    Das Bett war ordentlich gemacht. Keine Leiche.
    Das Badezimmer, das Gästezimmer, keines der Zimmer enthielt irgendeine Erklärung. Schließlich kam Lloyd in die Küche, wo der Geruch definitiv am schlimmsten war. Als er den Raum betrat, musste er würgen. Neben der Spüle stand ein Päckchen, aus dem eine grüne Flüssigkeit quoll. Das verursachte den widerlichen Gestank. Vorsichtig öffnete Lloyd mit einer Gabel das Päckchen. Der feuchte Pappkarton löste sich sofort auf, und zum Vorschein kamen verrottete Krabben.
    Lloyd übergab sich in die Spüle.
    Als er die Wohnung verließ, war er entschlossen, dieses Geheimnis zu ergründen, und wollte als Nächstes Holdens Studio in Richmond aufsuchen. Er brauchte vier Versuche, um einen Taxifahrer zu finden, der bereit war, ihn in die Gegend zu bringen, wo in letzter Zeit so viele Morde passiert waren. Die meisten schüttelten nur den Kopf und ließen ihn stehen, bevor er weitere Erklärungen abgeben konnte.
    Das Taxi, das von einer dicken, hart wirkenden schwarzen Frau gefahren wurde, wühlte sich durch die Froschmassen und zerquetschte Tausende von ihnen unter seinen Rädern. Sie blieben an den Reifen kleben und flogen dann in die Radkästen. Ihr Blut spritzte auf die Windschutzscheibe, so dass die Fahrerin immer wieder die Scheibenwaschanlage aktivieren und die Scheibenwischer einsetzen musste, die alles vor ihr verschmierten. Lloyd hatte keine Ahnung, wie sie überhaupt sah, wohin sie fuhr, aber sie wirkte gelangweilt, das Ganze schien sie nur leicht anzuwidern.
    » Nicht sehr angenehm, nicht wahr?«, fragte Lloyd. » Die Frösche, meine ich.«
    Die Frau zog nur eine Augenbraue hoch und antwortete nicht, sondern starrte stumpf auf die grün-rote Masse vor sich.
    Das Taxi rauschte hindurch wie durch einen Tauwasserstrom und hinterließ eine Schleimspur auf der Fahrbahn. Endlich erreichten sie ihr Ziel.
    Auch hier passten Lloyds Schlüssel in die Schlösser, und er betrat die Atelierwohnung mit dem großen Oberlicht. Erneut ließ ihn

Weitere Kostenlose Bücher