Angel 01 - Die Engel
während er nach Fliegen sucht, die er erschlagen kann«, murmelte Daphne.
Draußen auf der Straße ertönte eine Hupe.
Das sollte besser Rajeb sein, dachte sie, während sie ihre Sachen zusammensuchte.
Es war Rajeb, mehr als eine Stunde zu spät. Er zuckte mit den Schultern, als sie durch die Frösche zum Auto watete. Er versuchte, sie mit seinem jungenhaften Charme milde zu stimmen, bevor sie sich auf ihn stürzen konnte. Obwohl sie so genervt war, wurde sie schwach.
» Widerliche grüne Viecher«, meinte er, als sie einstieg.
» Die Frösche finde ich eigentlich gar nicht so schlimm«, meinte sie, » ich hasse eher die Menschen.«
Sie sah an seinem Gesichtsausdruck, dass er das auf sich bezog, und fügte schnell hinzu: » Ich rede von den Politikern, wenn man die überhaupt noch Menschen nennen kann.«
» Oh.« Er entspannte sich sichtlich, während sie durch die froschverstopften Straßen fuhren. » Ja, da hast du wohl Recht, Süße. Verdammte Idioten, ne?«
» Ne wohl schon«, stimmte sie ihm zu, und er grinste.
» Weißt du, was heute passiert ist?«, fragte er sie. » Die Geschichte wird dir gefallen.«
» Weiß ich nicht, aber du wirst sie mir bestimmt gleich erzählen«, vermutete sie. » Das sehe ich in deinen Augen. Und es wird etwas Grauenvolles sein – das sehe ich auch.«
Er grinste sie an. » Allerdings. Du kennst doch den Boss, Smith? Er wurde in einem Fotostudio vergewaltigt.«
Daphne schauderte, aber gleichzeitig verhärtete sich etwas in ihr. » Das ist keine große Nachricht, Frauen werden jeden Tag vergewaltigt.«
Er schielte zu ihr rüber. » Ja, ich weiß, was du meinst, Süße, und ich stimme dir zu. Nur weil es ein Mann ist, ist es deswegen nicht gleich wichtiger – aber das hier war Lloyd Smith, der Erzdiakon. Wenn es die Gesundheitsministerin gewesen wäre, wäre es doch auch eine große Schlagzeile gewesen, oder?«
» Ich denke schon, aber da steckt doch noch mehr dahinter, oder? Sonst würdest du nicht so rumtänzeln wie eine Katze auf dem heißen Blechdach.«
» Elizabeth Taylor und Paul Newman – brillant«, warf er ein.
» Eigentlich eher Tennessee Williams.«
» Nein, im Ernst, du hast Recht. Lass mich erzählen, was ich gehört habe. Kennst du Stan Gates?«
» Ich kenne den Namen Stan Gates, weil du von ihm erzählt hast.«
» Genau der. Also, Stan hat einen Anruf von Smith bekommen, als der in der Wohnung seines Neffen war. Er hätte genauso gut mich anrufen können …«
» Komm auf den Punkt, Raj.«
» Jedenfalls kommt Stan in diesem Studio an, als Smith gerade von seinem Neffen vergewaltigt wird. Er musste die Tür eintreten, um reinzukommen. Überall war Blut. Der Neffe hat versucht, durch das Oberlicht abzuhauen, da hat Stan auf ihn geschossen …«
» Hat er ihn getötet?«, fragte Daphne schockiert.
Rajeb rutschte ein wenig in seinem Sitz herum, während er das Auto um einen geparkten Lkw herumlenkte.
» Weißt du, wir haben diese speziellen Waffen, mit denen man Dämonen abfackeln kann, oder sonst was.«
» Sie schießen nicht mit normalen Kugeln?«
» Nein, die schießen mit solchen Brandgeschossen. Stan hat gesagt, der Typ ist einfach in Flammen aufgegangen. Er – also Stan – meinte, dass der Typ noch aus dem Fenster aufs Dach geklettert ist, dann wie ein Feuerball runtergerollt und in die Gasse hinter dem Haus gefallen ist, wo er einfach verbrannt ist.«
Daphne drehte sich der Magen um. » Das ist ja schrecklich.«
Rajeb warf ihr einen schnellen Blick zu. » Immerhin hat er den Mann vergewaltigt, vergiss das nicht.«
» Wenn einer eine Frau vergewaltigt, wird er dafür auch nicht getötet«, erwiderte sie streng. » Vor noch gar nicht allzu langer Zeit wurden die meisten dafür gar nicht erst verurteilt, und wenn doch, haben sie nur ein paar Jahre bekommen.«
» Ich weiß ja, was du damit sagen willst, Süße, und du hast völlig Recht, aber Stan hat erzählt, dieser Kerl habe ihn angegriffen und hätte ihn bestimmt umgebracht, wenn er sich nicht verteidigt hätte. Der Kerl hat eine Schieferplatte nach Stan geworfen, die sich wie ein Messer in die Tür gegraben hat – muss ein verdammt starkes Arschloch gewesen sein. Stan hat nur reagiert. Und Smith hat auch gesagt, dass Stan das Richtige getan hätte.«
» Na ja, das ist ja wohl nur logisch, oder?«
» Wahrscheinlich schon, ja. Wenn das einer bei mir versuchen würde, würde ich dafür plädieren, dass ihm der Kopf abgerissen und in den nächsten Kanal geschmissen wird. Smith hatte
Weitere Kostenlose Bücher