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Angel 01 - Die Engel

Angel 01 - Die Engel

Titel: Angel 01 - Die Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garry Kilworth
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ihnen anvertraut wurden, alles sagen, was ihnen gerade passte? Er sollte ihr helfen, nicht versuchen, sie fertigzumachen. Er war hier der Irre, nicht sie.
    » Wie haben Sie es nur je geschafft, Bewährungshelfer zu werden? Sie sind so unzivilisiert und brutal. Gibt es nicht eine Art Filtersystem, um Leute wie Sie auszumustern?«
    Er schüttelte den Kopf und lächelte.
    » Du hast eine ganz schön große Klappe, nicht wahr? Nicht, dass mich das stören würde …«
    Sie verstand die Anspielung sofort und hätte sich am liebsten übergeben.
    Wieder lächelte er.
    » Schau mal, Vanessa«, sagte er sanft, stützte die Ellbogen auf den Tisch und beugte sich vor. » Frauen wie du haben keinerlei Abwehr gegen Männer wie mich. Wir gewinnen jedes Mal. Ich kann dich so lange erniedrigen, bis du im Dreck kriechst, und du wirst trotzdem immer wieder ankommen. Es gibt absolut nichts, was du dagegen tun kannst.«
    Sie starrte auf seinen glänzenden Schädel und die dünnen Haare, die darüber gekämmt waren, um die Kahlheit zu verstecken. Er war einfach nur widerlich. Er sah aus wie ihr Vater.
    Der aufgeweichte Zigarrenstummel befand sich jetzt in Manovitchs rechter Hand, zwischen den dicken Fingern, und er brannte immer noch. Sie schnappte ihn sich und drückte das glühende Ende gegen ihr Handgelenk.
    » Hey!«, rief er und schob seinen Stuhl zurück.
    Es zischte kurz, dann verbreitete sich der Geruch von verbranntem Fleisch.
    Sie schleuderte den Zigarrenstummel zurück auf seinen Schreibtisch und rief: » DIESER MANN HAT MICH VERBRANNT!«
    Jemand, der gerade an dem Büro vorbeiging, versuchte, durch die Milchglasscheibe zu schauen.
    » Herr im Himmel«, flüsterte Manovitch, dem jetzt der Schweiß auf der Stirn stand. » Was zur Hölle soll das werden?« Seine Hände lagen auf den Armlehnen des Sessels, als wolle er sich durch die Decke katapultieren. Vanessa sah ihn durchdringend an.
    » Meinen Sie, die glauben Ihnen, wenn Sie behaupten, ich hätte mich selbst verbrannt?«
    Er zuckte mit den Schultern, sackte aber unter ihrem Blick ein wenig in sich zusammen.
    » Versuchen Sie keinen Scheiß mehr bei mir«, sagte sie. » Nie wieder.«
    Der Schatten hinter der Tür kam näher. Manovitch starrte die Scheibe an, sein Gesicht war schweißnass. Schließlich trat die Gestalt zurück und ging weiter den Korridor hinunter. Vanessa hörte das Klappern von hohen Absätzen.
    » Okay, okay«, sagte er plötzlich knapp und geschäftsmäßig. » Also, du hast einen Job? Haben sie dir nach deiner Verhandlung nicht nahegelegt zu gehen?«
    Obwohl sie daran gewöhnt war, hatte der Schmerz ihr die Tränen in die Augen getrieben, und sie wandte den Blick ab und schaute aus dem Fenster, damit er es nicht sah. Sie wollte ihm nicht die Befriedigung verschaffen zu wissen, wie weh es tat. Sie musste nicht gegen den unwiderstehlichen Drang ankämpfen, sich die Wunde anzusehen, wie das bei einem normalen Menschen der Fall war, da sie wusste, wie sie aussehen würde. Kleine Verbrennungen heilten sehr schnell, auch wenn sie am Anfang unglaublich schmerzhaft waren, und in ein oder zwei Wochen wäre es nur eine Narbe unter vielen.
    » Nein, sie hatten Verständnis.«
    » Gut, schön. Tja, wenn du San Francisco verlassen möchtest, musst du mich darüber informieren, wohin du fährst und wen du dort aufsuchen wirst, hast du das verstanden?«
    » Das haben Sie mir letztes Mal schon gesagt.«
    » Na schön, Hauptsache, du hast es kapiert. Ich will dich dann am Freitag wieder hier sehen, okay? Gut. Dann bis Freitag.«
    Als sie draußen auf der Straße stand, stieß sie den angehaltenen Atem aus. Dieses Arschloch! Wie kamen solche Typen nur mit so etwas davon? Vanessa vermutete, dass die meisten Frauen, bei denen er das versuchte, zu viel Angst hatten, es zu melden. Wahrscheinlich hatte er eine Erfolgsquote von siebzig bis achtzig Prozent. Tja, sie konnte er nicht einschüchtern, und falls sie jemals die Gelegenheit dazu bekam, würde sie ihm diese Verbrennung heimzahlen.
    Jetzt, wo er sie nicht mehr sehen konnte, untersuchte sie die Wunde, die sich als nicht allzu schlimm herausstellte. Sie hatte schon schlimmere gehabt. Ihre langen Ärmel verdeckten sie, das würde also kein Problem werden.
    Zunächst ging Vanessa in ein Restaurant und trank mehrere Tassen Kaffee, bis ihre Hände nicht mehr zitterten. Dann nahm sie den Bus nach Hause.
    Ihre Wohnung war ein kleiner Schuhkarton. Sie hatte zwei Zimmer: ein Wohnzimmer mit Kochecke und ein kleines Schlafzimmer, in

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