Angel City Love (German Edition)
sauer wegen dem Schaden, den wir im Diner angerichtet hatten. Ich hab ihm erklärt, wir würden dafür aufkommen.«
»Wieso hat er Maddy dir gegenüber erwähnt? Ich hab gehört, wie er ihren Namen gesagt hat. Was hat sie mit all dem zu tun?«
»Maddy? Wer soll das sein?«, erkundigte sich Mark beiläufig.
»Das Mädchen in dem Diner. Die Bedienung.«
Mark zuckte mit den Schultern. »Ich hab keinen Schimmer. Wie ich schon sagte, mach dir keine Gedanken wegen dieser Sache. Du hast eine echt anstrengende Woche vor dir, also konzentrier dich bitte darauf. Die Polizei, den Vorfall, das Restaurant – das überlass alles mir.«
Jackson warf ihm einen irritierten Blick zu, dann nickte und ging wortlos die Treppe nach oben.
Lola hatte seine Bettdecke bereits aufgeschlagen, aber Jackson war noch nicht müde. Er entledigte sich seines Hemdes, zog sich dann aber nicht weiter aus, weil sein Blick zum Fenster hinausglitt. Er ging zu der Glastür, die auf seine private Veranda führte, sperrte sie auf und trat in die kalte Nacht hinaus.
Unter ihm breitete sich Angel City aus wie ein Teppich aus funkelnden Sternen. Zum allerersten Mal zwang er sich, blinzelnd unter den vielen vereinzelten, winzigen Lichtern der Stadt einen ganz bestimmten Ort zu suchen. Er verbrachte fast eine Minute damit, die hellen Flecken unter ihm eingehend zu betrachten, bis er es gefunden hatte: ein kaum erkennbares, blinkendes Schild, weit unter ihm versteckt am Fuße des Hügels.
Das Schild von Kevins Diner.
Aus Gründen, die er sich nicht erklären konnte, kehrten seine Gedanken immer wieder zu diesem Hinterzimmer und zu diesem Mädchen zurück. Das Blitzen in ihren Augen, als ihre Hände sich berührt hatten. Was hatte er dabei empfunden? Er beobachtete das Schild. Es ging an und aus. An und aus. Dann wurde es dunkel. Jacksons Blick entspannte sich und die Stadt wurde wieder zu einem zusammenhängenden, glitzernden Ganzen.
10
Noch ehe der Wecker klingelte, wachte Maddy auf. Sie hatte sich die ganze Nacht von einer Seite auf die andere gewälzt. In ihrem Dämmerzustand spulten sich die Bilder des Stillstands im Diner immer wieder vor ihrem inneren Auge ab, einem surrealen Albtraum gleich. Und er war auch da, zusammen mit ihr im Hinterzimmer. Sie erinnerte sich an seine hellblauen Augen, seine unglaublich ebenmäßigen Gesichtszüge. Wieder und wieder erlebte sie, wie er sie angefasst hatte. Wahrscheinlich war er innerlich vor Lachen fast zusammengebrochen, während er sich die ganze Geschichte ausgedacht hatte. Er hatte sie an der Nase herumgeführt und sie war darauf hereingefallen. Sie musste in seinen Augen einen echt idiotischen Eindruck gemacht haben. Und doch meldete sich im Hintergrund eine leise Stimme, wie eine vereinzelte schiefe Note, die die Harmonie des Chors ihrer Gedanken störte: Es war die Hoffnung, dass das, was zwischen ihnen im Büro vorgefallen war – das, was sie gefühlt hatte –, trotz allem echt war. Als sie nicht länger im Bett liegen bleiben konnte, nahm sie ein Oberteil aus dem Stapel frisch gewaschener Wäsche, zog sich an und ging nach unten.
Draußen war es an diesem Morgen trüb und grau. Der berühmte Schriftzug auf dem Hügel war im dichten Nebel kaum zu erkennen. Onkel Kevin saß im Morgenmantel am Küchentisch und las die A.C. Times. Als er zu ihr aufblickte, bemerkte sie, wie müde seine Augen aussahen. Sein Gesicht hatte sich verändert. Es war von Sorgenfalten durchfurcht und irgendwie wirkte er mit einem Mal ziemlich gealtert.
»Guten Morgen«, sagte sie leise.
»Guten Morgen. Warum bist du denn schon so früh auf?«
»Ich konnte nicht mehr schlafen«, erklärte Maddy und setzte sich auf eine der untersten Treppenstufen.
Kevin nickte. »Mir ging es genauso.«
Er stand auf, schenkte ihr Kaffee ein, dann holte er zwei Scheiben Brot aus einer Tüte auf dem Tresen.
»Toast?«
»Gern. Danke.«
Kevin stellte Butter und Erdbeermarmelade auf den Tisch. Maddy schlurfte über den ausgeblichenen Linoleumbelag der Küche, setzte sich, zog die Beine an die Brust und stützte ihr Kinn auf die Knie. Kevin goss ihr ein Glas Orangensaft ein – sie hatten immer nur die Billigmarke aus dem Supermarkt, die aus Konzentrat bestand, aber Maddy fand ihn trotzdem lecker. Lustlos zupfte sie an dem Toast herum, den Kevin ihr gemacht hatte.
»Tut mir echt leid, das mit gestern Nacht«, sagte sie schließlich.
»Das war doch nicht deine Schuld, Maddy«, beschwichtigte Kevin sie, doch seine Stimme klang schroffer als
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