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Angel Eyes. Im Bann der Dunkelheit (German Edition)

Angel Eyes. Im Bann der Dunkelheit (German Edition)

Titel: Angel Eyes. Im Bann der Dunkelheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Desrochers
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nur ein bisschen was taugt, werden sie das auch weiterhin denken. In Wirklichkeit parke ich am Straßenrand hinter dem Haus der Gallaghers und warte. Es ist kurz vor der Abenddämmerung, als ich Gabe anrufe und mit zitternder Hand das Handy ans Ohr halte.
    «Frannie? Alles okay?»
    «Ich habe gerade mit Valerie Blake gesprochen. Sie hat gesagt, Taylor ist in der Spielhalle. Ich glaube, Marc ist bei ihr.» Die Spielhalle ist ungefähr so weit vom Haus der Gallaghers entfernt, wie man kommen kann, bevor man in den Atlantik stürzt. Und an einem Samstagabend im August voller Menschen. «Ich schicke Trevor hin, damit er es überprüft», sage ich in der Hoffnung, dass Gabe sich das Zittern in meiner Stimme mit der Sorge um Taylor erklärt. Ich halte die Luft an und warte auf die Antwort, die ich brauche.
    «Nein. Trevor soll bei dir bleiben. Ich fahre hin. Wenn sie da ist und Trevor sich ihr nähert … Sie ist ein Sukkubus, Frannie. Auch wenn sie Trevors Schwester ist, ist es gefährlich für ihn.»
    Das ist noch nicht ganz das, was ich brauche. «Kommst du allein mit Lilith und Marc klar?»
    «Ich nehme Luc mit.»
    Na also. Ein zitternder Seufzer entfährt meiner Brust. «Gut, aber beeilt euch.»
    «Bin schon unterwegs.» Er legt auf.
    Ich umklammere das Lenkrad so fest, dass die Knöchel ganz weiß werden. Es hat funktioniert. Ich bin allein.
    Ich kann das nicht. Was habe ich mir bloß dabei gedacht?
    Dann schüttele ich den Kopf und schiebe alle Zweifel beiseite.
    Nein. Das hier ist die einzige Möglichkeit, an Lilith heranzukommen. Gabe und Luc würden sie verschrecken, und selbst wenn nicht, würden sie mich nie nah genug an sie heranlassen, damit ich Taylor helfen kann. Es wird funktionieren.
    Es muss funktionieren.
    Ich atme tief durch und wiederhole es in Gedanken wie ein Mantra. Ich habe alles genau durchdacht – ein astreiner Plan. Ich steige aus dem Auto und betrete den Wald. Da es hier keinen richtigen Weg gibt, komme ich nur langsam voran. Ich fürchte, ich könnte zu spät kommen. Doch je mehr ich mich beeile, desto öfter stolpere ich. Vor Verzweiflung pocht mein Herz wie wild, und ich versuche zu laufen, aber ein Flipflop verheddert sich in einer Wurzel, und ich schlage der Länge nach hin.
    Als ich schon glaube, ich sei falsch abgebogen, erkenne ich zwischen den Bäumen den grauen Holzschuppen, eingehüllt in grünes Laub. Ich kämpfe mich durch Brombeergestrüpp bis zu der kleinen Lichtung vor und bleibe, aus tausend Kratzern und Schürfwunden blutend, unvermittelt stehen.
    Mist! Ich bin nicht allein.
    Der Schuppen steht fünfzehn oder zwanzig Meter hinter dem Haus der Gallaghers, sodass man das Haus und den Garten von hier aus nicht sehen kann. Bei Partys ziehen sich die Pärchen gern hierher zurück, wenn sie allein sein wollen. Taylor hat viel Zeit hier verbracht, und auf der Schulentlassungsparty habe ich Riley und Trevor erwischt, wie sie aus dem Wald kamen.
    Und nun sind Angelique und Brendan hier. Sie lehnt mit dem Rücken am Schuppen, ihm schlottern die Jeans um die Knie.
    Ich ducke mich am Rand der Lichtung hinter einen Baum und versuche, meinen Atem zu beruhigen.
    Und jetzt?
    Ich verhalte mich vollkommen still, unterdrücke die aufsteigende Panik und versuche nachzudenken. Aber plötzlich ist von dem Pärchen nichts mehr zu hören. Stille senkt sich herab. Ich warte noch einen Moment, bevor ich vorsichtig um den Baum spähe und sehe, wie Brendan das Kondom zu Boden wirft und seine Jeans hochzieht. Er geht ohne einen Blick auf Angelique in Richtung Haus, während sie noch an ihrem Rock zupft.
    «Warte doch!» Sie läuft hinter ihm her.
    Doch er wartet nicht.
    Dann bin ich allein. Langsam betrete ich die Lichtung und atme zitternd aus.
    Der Wald ist trügerisch still. Nur Stimmen und Gelächter aus dem Garten der Gallaghers dringen zu mir, gedämpft von dem dichten Laubdach der Bäume. Aber unvermutet beginnt meine Haut zu kribbeln. Es ist genauso wie in meiner Vision – nur ohne Taylors blutüberströmten Körper.
    Ich sehe mich hektisch um und bekomme fast einen Herzinfarkt, als hinter dem Schuppen ein Eichhörnchen hervorspringt. Ich stütze die Hände auf die Knie und atme tief durch, um meine Nerven zu beruhigen – und fahre erneut zusammen, als Musik einsetzt. Doch es ist nicht die Stereoanlage in Jacksons Auto. Es ist Roadkill. Sie spielen wohl auf der Party.
    Plötzlich bin ich ganz durcheinander. Die Musik in meinem Bild wurde nicht live gespielt.
    O Gott. Habe ich das alles falsch

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