Angel Eyes. Im Bann der Dunkelheit (German Edition)
dämmert es. «Dealer.»
«Sozusagen», antwortet Luc und wendet sich an mich: «Danke.»
Ich schlage die Augen nieder, denn ich habe Schuldgefühle. «Nicht der Rede wert.»
Frannie umarmt Luc und küsst die Stelle mit dem blauen Fleck. «Wie sind die reingekommen?»
«Sie haben geklopft, und ich hab aufgemacht.» Er lächelt zynisch.
Sie berührt noch einmal sein Gesicht. «O Gott», sagt sie. «Ich hol dir Eis.» Es sieht aus, als wolle sie ihn noch einmal küssen, aber dann läuft sie in die Küche.
Lili wendet sich zur Tür. «Ich geh wohl besser …» Sie fasst nach der Türklinke, zögert jedoch.
Ich schiebe ihre Hand von der Klinke. «Lass mich erst mal nachsehen, ob die Luft rein ist.» Ich öffne die Tür einen Spalt und spähe in den Flur. Er ist leer. «Sie sind weg.»
Sie schaut erst Frannie, dann Luc an. «Also, wenn ihr jetzt klarkommt, würd ich mal sagen: Bis später.»
«Ich begleite dich zu deiner Wohnung», sage ich, bevor mir aufgeht, dass das doch ein wenig übereifrig klingt. Deshalb füge ich hinzu: «Ich glaube zwar, sie sind weg, aber um sicherzugehen …»
«Okay.»
Wir sind kaum aus der Wohnung, da werden hinter uns die Riegel vorgeschoben.
Vor ihrer Wohnungstür kramt Lili nach ihrem Schlüssel. «Okay. Man sieht sich …»
«Matt», füge ich hinzu.
Ohne aufzusehen, fragt sie: «Was?»
«Ich war mir nicht sicher, ob du dich noch an meinen Namen erinnerst. Matt. Ich heiße Matt.» Was bin ich für ein Idiot.
Sie schließt die Tür auf und geht rein. «Okay. Also, man sieht sich, Matt.» Als sie mich anschaut, durchfährt es mich heiß, und sie deutet ein Lächeln an. «Pass gut auf dich auf.» Ihr Blick wandert durch den Flur zur Treppe.
Sie schließt die Tür hinter sich. Und ich bin allein.
Wieder einmal.
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Kapitel 11
Was zum Teufel …?
Frannie
Luc hat heute Abend in der Bibliothek zu tun, und ich musste ihm versprechen, zu Hause zu bleiben. Die Red Sox verlieren so haushoch gegen die Yankees, dass das Zusehen wehtut, und die Kraftausdrücke meines Vaters werden immer blumiger. Er schiebt die Fußstütze seines Fernsehsessels herunter, beugt sich vor und stützt die Ellbogen auf die Knie. Er starrt so konzentriert auf den Fernseher, als könne er seiner Mannschaft mit schierer Willenskraft zum Sieg verhelfen. Ich stehe auf und gehe zur Treppe.
«Du gibst die Jungs auf?», fragt er.
«Ich? Niemals!», antworte ich in gespielter Empörung.
Er lächelt, aber dann wird seine Miene ernst. «Schön, dass du zur Abwechslung mal einen Abend zu Hause verbringst.»
Meine Mutter schaut von ihrem Kreuzworträtsel auf. «Du solltest mehr Zeit zu Hause verbringen, Schatz. In ein paar Monaten haben wir gar nichts mehr von dir.»
Ich lehne mich am Fuß der Treppe an die Wand und verschränke die Arme vor der Brust. «Heißt das etwa, ihr seid bereit, Luc nicht mehr zu behandeln wie …»
Meine Mutter lässt die Zeitung in den Schoß sinken. «Wir haben ihn immer mit Respekt behandelt.»
«Im Ernst, Mom. Ihr behandelt ihn anders als Chase. Er darf nie mit rauf in mein Zimmer.»
«Tja … er … ich …»
«Was sie zu sagen versucht», springt mein Vater ihr bei und bedenkt sie mit einem amüsierten Blick, «ist, dass er sich bisher als verantwortungsvoller junger Mann gezeigt hat und wir keine Vorbehalte mehr gegen ihn haben.»
Wow. «Ehrlich? Dann darf er demnächst mit rauf in mein Zimmer?»
Meine Mutter starrt meinen Vater böse an. «Solange die Tür offen bleibt.»
Ich spüre, dass sich auf meinem Gesicht unwillkürlich ein dämliches Grinsen breitmacht. «Ja, okay.» Ich will mich schon abwenden, da kommt mir ein Gedanke. Ich warte, bis der Stich im Herzen nicht mehr so schmerzt. «Und wieso musste die Tür nicht offen bleiben, wenn Gabe hier war?»
Sie sehen einander an und richten den Blick dann auf mich. «Nun ja, Gabe ist einfach ein Engel», sagt meine Mutter.
Ich zucke zusammen. Darauf fällt mir nichts ein. Er ist ein Engel. Mein Engel. Und Luc definitiv nicht. Die Leere in meinem Herzen tut weh – ein Schmerz, den ich nur in Schach halten konnte, indem ich mich mit etwas anderem beschäftigt habe als mit Gabe und wie sehr ich ihn vermisse. Ich zwinge mich, an etwas anderes zu denken – egal, was. Beim Treppensteigen gehe ich im Kopf durch, wann ich nächste Woche arbeiten muss, aber ich bin erst bei Samstag angelangt, als ich schon oben bin und mit Grace zusammenstoße, die gerade aus dem Bad kommt.
Sie löst das Handtuch
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