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Angel Eyes. Im Bann der Dunkelheit (German Edition)

Angel Eyes. Im Bann der Dunkelheit (German Edition)

Titel: Angel Eyes. Im Bann der Dunkelheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Desrochers
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vom Kopf und lässt ihre Haare über die Schultern fallen. «Du bist zu Hause.»
    «Nicht freiwillig. Luc ist in der Bibliothek.»
    Bei ihrem Blick gruselt es mich; ihre hellblauen Augen scheinen mich zu durchdringen. Als ich mich an ihr vorbeidrücken will, sagt sie: «Er ist anders.»
    Gereizt drehe ich mich zu ihr um. «Wer?»
    «Luc. Er hat sich verändert.»
    Ich starre sie nur an und weiß nicht, was ich sagen soll. Plötzlich frage ich mich, was Grace tatsächlich sieht.
    Ich nicke. «Ja.»
    Bevor ich in meinem Zimmer verschwinde, fragt sie: «Wie? Hast du …?» Sie verstummt.
    Ihr Blick ist eindringlich. Ausgeschlossen, dass sie weiß, wie sehr Luc sich verändert hat. Ausgeschlossen auch, dass sie weiß, dass ich das war. Doch etwas in ihrem Blick macht mich nachdenklich. «Er ist wohl doch nicht so böse, wie du gedacht hast.»
    Als ich mich abwende, höre ich noch, wie sie mehr zu sich selbst als zu mir sagt: «Aber er war es.»
    Ich schnappe mir Stephen Kings The Stand – Das letzte Gefecht vom Nachttisch, lege mich aufs Bett und versuche, mich dafür zu begeistern. Aber die Worte von Grace spuken mir noch im Kopf herum. Wie viel weiß sie? Ich verbanne die Unterhaltung aus meinem Kopf, nehme mein Handy und schicke Taylor eine SMS: KOMMST DU MIT ZUR COVE?
    Eine Minute später summt mein Handy. KB, lautet die Antwort.
    Wie, keinen Bock? Taylor hat immer Bock auf die Spielhalle. Die Cove ist ziemlich touristisch, aber viele von unserer Schule hängen da rum, wenn bei den Gallaghers mal keine Party gefeiert wird. Taylor macht den Jungs schöne Augen, während ich im Rennsimulator meinen eigenen Rekord breche.
    WARUM NICHT?, texte ich zurück.
    Ich warte.
    Und warte.
    Als ich gerade die Kurzwahltaste drücken will, um sie anzurufen, summt mein Handy. BIN MIT LILI VERABREDET.
    Die brennende Eifersucht überrascht mich. Genau das wollte ich doch: dass Lili Freunde findet. Ich wähle, und Taylor hebt beim ersten Klingeln ab.
    «Okay, ich bin dabei. Wohin gehen wir?»
    «Tut mir leid», erwidert sie, und ich werde leicht stinkig. «Wir gehen zu einer Party, zu der Marc mich eingeladen hat. Ich glaub nicht, dass das dein Ding ist, Fee.»
    Ich liebe Partys. «Seit wann ist eine Party nicht mein Ding?»
    «Hör zu, Fee. Aus irgendeinem Grund fliegen die Typen plötzlich alle auf dich. Mir ist nicht entgangen, dass Marc neulich bei den Gallaghers ein Auge auf dich geworfen hat, und ich hab heute Abend keine Lust auf Konkurrenz.»
    «Du machst Witze, oder?»
    «Äh … Nein.»
    «Das ist doch wohl nicht dein Ernst! Glaubst du wirklich, ich würde dir den Typen ausspannen?»
    «Nein, nicht absichtlich, aber … ja.»
    «Gut.» Ich knalle das Telefon hin, bevor ich auflege.
    «Holla, sehr erwachsen», sage ich zu mir selbst. «Was zum Teufel ist los mit dir?»
    Dabei weiß ich, was mit mir los ist. Ich habe keine ganz engen Freunde oder Freundinnen – und zwar mit Absicht. Die Freundschaft mit Taylor ist eine sichere Sache. Taylor verlangt nie zu viel von mir, und dafür stelle auch ich nie zu hohe Ansprüche. Deshalb weiß ich gar nicht, woher dieses armselige Klammern kommt. Aber es schmerzt trotzdem, dass Lili nach neun Jahren Freundschaft einfach so dazwischenfunkt. Es macht mir auch ein bisschen Angst, dass ich erst jetzt merke, wie sehr ich mir was vorgemacht habe, als ich glaubte, niemanden zu brauchen.
Matt
    Ich warte im Flur. Als ich sie auf der Treppe höre, überschlägt sich mein Herz. Ich schaue an meiner menschlichen Gestalt hinunter, während ich möglichst lässig an der Wand lehne. Ich sollte was tun, anstatt bloß hier herumzulungern wie ein Stalker. Sie wird gleich oben sein, und für einen Moment überfällt mich Panik: Was könnte ich denn tun? Ich gleite mit dem Rücken an der Wand zu Boden. Eine alte Ausgabe von Tolstois Krieg und Frieden nimmt in meinen Händen Gestalt an, eine Brille mit schwarzem Rahmen auf meiner Nase. Ich mache einen auf intellektuell. Kann nicht schaden, wenn sie mich für klug hält.
    Ich weiß, dass Gabriel mir zusetzen würde, weil ich nicht bei Frannie bleibe, aber sie steht zu Hause unter Dads Schutz. Da ist sie sicher. Den Schutzschild durchdringt kein Dämon.
    Also bin ich hier. Ich kann nicht anders. Ich muss sie unbedingt näher kennenlernen.
    Lili biegt um die Ecke und sieht die Werbepost durch. Sie bemerkt mich erst, als sie fast über meine Füße stolpert. Fluchend sieht sie nach, was ihr da im Weg war. Als sie mich bemerkt, weicht sie mit großen Augen ein

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