Angel Eyes. Im Bann der Dunkelheit (German Edition)
leise, offensichtlich, um mich zu beruhigen. Er lächelt. «Aber meine Freunde nennen mich Rhen.»
«Was willst du?»
Er sieht mich an, als wolle er in mich hineinschauen. «Er hat es für dich getan, oder?»
«Wer? Was?»
«Lucifer. Er ist ein Mensch.»
«Ich weiß.»
«Wie hat er das gemacht?»
«Ich … Keine Ahnung», lüge ich.
«Er hat gesagt, jemand anders habe ihn zum Menschen gemacht. Wer?»
«Keine Ahnung», wiederhole ich.
Er stellt den Motor aus, zieht den Zündschlüssel und steigt aus. Er reckt sich – dabei ragt er weit über mir auf –, und ein frostiges Lächeln spielt um seine Lippen. «Du bist eine schlechte Lügnerin.» Er wirft mir den Autoschlüssel zu. «Lass dir das von einem Profi gesagt sein.»
Panik erfasst mich, und irgendwo im Hinterkopf formt sich der Gedanke, dass Matt eigentlich hier sein sollte. «Ich weiß nicht, wie es geht.»
Er umrundet das Auto langsam. «Ich glaube, das weißt du sehr wohl.»
«Bist du deswegen hinter Luc her?» Angst schnürt mir die Kehle zu und droht, meine Worte zu ersticken. Was mache ich hier? Er wird mir überhaupt nichts verraten.
Ich weiche ein paar Schritte zurück und konzentriere mich.
Du willst Luc nicht.
Er zögert einen Augenblick, und seine Züge werden weich. Doch dann schüttelt er den Kopf und mustert mich scharf. «Ich find’s noch raus.»
«Er kann dir auch nicht sagen, wie es funktioniert. Er weiß es nicht.»
Er sieht mir in die Augen. «Das werden wir ja sehen.»
Als er näher kommt, ducke ich mich, ohne auf mein rasendes Herz zu achten, und versuche, mich weiter auf seinen Geist zu konzentrieren. Geh weg. Du willst Luc nicht. Du willst Luc nicht. Du willst Luc nicht.
Er macht verdutzt einen Schritt nach hinten.
Du willst Luc nicht , dränge ich erneut.
Rhenanian schaut auf. Ein Auto nähert sich. Mit quietschenden Bremsen hält Lucs Shelby am Straßenrand.
Mit irrem Blick stürzt Luc aus dem Wagen und kommt zu mir. «Lass sie in Ruhe, Rhen!»
Rhenanian bedenkt Luc mit einem gerissenen Lächeln. «Sobald ich weiß, was ich wissen will.»
«Zum Teufel, Rhen! Es gibt nichts zu wissen.»
Ich atme tief durch und konzentriere mich wieder auf seinen Geist. Du willst Luc nicht.
«Verschwinde!», befiehlt Luc.
Ich ziehe mich ein paar Schritte zurück, ohne Rhenanian aus den Augen zu lassen. Er bleibt, wo er ist, richtet den Blick jedoch unverwandt auf mich, und in seiner Miene spiegelt sich etwas, das ich nicht deuten kann.
Auf dem Weg zum Haus halte ich den Atem an, denn ich rechne damit, dass er versuchen wird, uns aufzuhalten.
Geh weg. Du willst Luc nicht.
«Man sieht sich», ruft er hinter uns her.
Wir huschen ins Haus und schließen die Tür hinter uns. Zitternd lehne ich mich an die Wand. Bestimmt muss ich mich gleich übergeben. Kate kommt gerade die Treppe runter. Bei Lucs Anblick verzieht sie das Gesicht. «Hey, wieso bist du schneller hier als Chase?»
Luc verschränkt die Finger mit meinen und sieht mich besorgt an, bevor er Kate antwortet. «Er hat nach mir noch abgeschlossen. Er ist bestimmt gleich da.»
Mom sieht von ihrem Kreuzworträtsel auf. «Das ging aber schnell.»
«Ja, Luc ist gerade gekommen. Da brauchte ich nicht mehr los.» Hoffentlich überhört sie das Zittern in meiner Stimme. «Wir gehen rauf.»
Sie sieht mich nur an, aber die Botschaft steht ihr laut und deutlich ins Gesicht geschrieben.
Wir schieben uns auf dem Weg nach oben an Kate vorbei. In meinem Zimmer schließt Luc die Tür. Ich denke daran, was meine Mutter verlangt hat, doch ich lasse die Tür zu. «Was ist passiert?»
«Mir geht’s gut. Danke, dass du fragst.»
Er zieht mich an sich und quetscht mir sämtliche Luft aus der Lunge. «Frannie, als ich dich da draußen mit ihm gesehen habe …»
Ich löse mich von ihm. «Ich hatte Langeweile und dachte, wenn ich zur Bibliothek fahre und dir helfe, bist du schneller fertig.»
Er kneift die Augen zusammen, und sein Mund wird zu einem dünnen Strich. «Wo zum Teufel ist Matt?»
«Gute Frage.»
«So geht das nicht. Gabriel hat sich getäuscht. Matt kriegt das nicht auf die Reihe.» Er spricht leise, doch in seinen dunklen Augen braut sich ein Gewitter zusammen.
«Hör auf, Luc. Matt ist hier. Ich bin mir sicher, er hätte eingegriffen, wenn ich wirklich in Gefahr gewesen wäre.»
«Ruf ihn!», fordert er trotzig.
Ich trete näher und setze mein verführerischstes Lächeln auf – das wahrscheinlich nicht mal besonders verführerisch ist, aber besser krieg ich’s
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