Angel Eyes. Im Bann der Dunkelheit (German Edition)
und rolle mich auf dem Bett zusammen. Das Bild von Luc und Lili fährt in meinem Kopf Karussell. Und bei jeder Runde habe ich das Gefühl, ein weiterer Teil von mir stirbt.
Er hat mich betrogen. Ich dachte, so etwas könne nicht passieren. Ich dachte, solange ich ihn begehre, begehrt er mich auch. Darum ging es doch bei dieser dämlichen Macht.
Aber meine Macht ist nichts. Das weiß ich jetzt.
Ich schließe die Augen und drücke das Gesicht ins Kissen. Als ich eine Hand auf meinem Haar spüre, bin ich nicht überrascht. Ich wusste, dass es nur eine Frage der Zeit sein würde, bis Kate oder jemand anders meine Zimmertür knackt. Als ich plötzlich einen kühlen Wintersonnenschein rieche, verschlägt es mir jedoch den Atem.
Ich setze mich auf und werfe mich Gabe in die Arme.
«Es tut mir leid, Frannie. Ich hätte da sein sollen.»
Sein Atem in meinem Haar, seine Arme, die mich halten … Gott, ich habe ihn so vermisst.
«Ja», sage ich und ziehe ihn noch enger an mich.
«Das ist alles meine Schuld.»
Ich löse mich und schaue in seine unglaublich traurigen Augen. Trotz des Sommerschnees und der Ruhe, die er bringt, flackert Zorn in mir auf. «Ich wüsste nicht, wieso es deine Schuld sein sollte, es sei denn, ich täusche mich und du warst mit Lili im Bett.»
«Ich sage es nur ungern, aber es ist nicht Lucs Schuld. Er hat nicht gewusst, was er tut.»
Die harte Kugel in meiner Brust aus Zorn und Verrat droht sich in Tränen aufzulösen. Aber ich will nicht weinen. «Verteidige ihn bloß nicht! Das hat er nicht verdient.»
«Das stimmt, und ich würde es auch lieber nicht tun. Aber die traurige Wahrheit ist, dass es – wenigstens dieses Mal – wirklich nicht seine Schuld war. Man hat ihn reingelegt.»
Ich stoße ihn weg. «Ich habe ihn gesehen, Gabe! Sie hat ihn nicht geknebelt.» Ein Wimmern entfährt meiner Brust, denn schon steht das Bild mir wieder vor Augen. Sein Verrat liegt mir im Magen wie ein heißer Stein und brennt ein Loch hinein. Ich habe Luc alles geschenkt – mein Herz, meine Seele, meinen Körper. Ich habe ihn mit jeder Faser meines Seins geliebt. Würde er mich wirklich lieben, dann hätte Lili nichts ausrichten können. Die Gewissheit, dass er sie gewollt haben muss – wenigstens ein bisschen –, schmerzt mich so sehr wie der Schnitt einer scharfen Klinge.
Aber eigentlich habe ich es ja die ganze Zeit gewusst, oder? Ich habe gewusst, dass es die wahre Liebe nicht gibt. Wie eine Idiotin habe ich mich an der Nase herumführen lassen, und das habe ich jetzt davon: ein gebrochenes Herz. Genau das, was ich verdiene, weil ich so dämlich war.
Gabe schüttelt den Kopf. Widerstreitende Gefühle spiegeln sich in seinem Blick. «Es tut mir so leid.» Er zieht mich wieder an sich und hüllt mich in Sommerschnee. «Ich habe dich vermisst», sagt er.
Ich rücke ab und streichele sein Gesicht. Ich kann kaum glauben, dass er wirklich hier ist. Er schließt die Augen, und ich spüre den Widerhall des Stöhnens in seiner Brust, als ich die Hand darauflege. Ein Laut der Freude wie auch des Schmerzes.
«Deswegen konnte ich nicht bleiben.»
«Du gehst nicht wieder fort.» Es klingt verzweifelt, was mir peinlich ist, aber genau das bin ich ja.
Er lächelt zittrig. «Nein. Ich habe dich einmal enttäuscht. Das passiert kein zweites Mal. Ich habe versprochen, immer für dich da zu sein, und das werde ich auch.»
Bei seinen Worten löst sich meine Beklemmung ein wenig. Er streichelt mein Haar, und ganz allmählich entspanne ich mich.
Ich sehe in diese Augen, so tief und voller Versprechen, und es verschlägt mir den Atem. Gott, er ist schön. Ich bin näher gerückt, sein Gesicht ist ganz nah.
Er legt mir eine Hand an die Wange und fährt mit dem Daumen über meine Lippen. Dann schließt er die Augen. «Ah … Wenn es je eine Sterbliche gäbe, für die ich meine Flügel opfern würde …»
Ich möchte die Gewissensbisse ignorieren, aber es gelingt mir nicht. Meine Macht ist vollkommen nutzlos, außer, um Leuten den Kopf zu verdrehen. Ich atme tief durch und schüttele den Kopf. «Eigentlich willst du mich gar nicht. Das ist nur meine dämliche Macht. Es ist nicht deine Schuld.»
Er lächelt, denn einen Engel kann man nicht belügen. «Oh doch, es ist meine Schuld. In deiner Nähe darf man mir nicht trauen.»
Er drückt mir einen Kuss auf die Stirn. Sein kühler Wintersonnenschein hüllt mich ein, und mein verletztes Herz pocht aufgeregt. Ich fasse in sein gelocktes platinblondes Haar und ziehe
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