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Angel Eyes. Zwischen Himmel und Hölle (German Edition)

Angel Eyes. Zwischen Himmel und Hölle (German Edition)

Titel: Angel Eyes. Zwischen Himmel und Hölle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Desrochers
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auf. «Danke», sagt sie.
    Kate schnaubt und schlingt ihr langes blondes Haar wie Frannie zu einem Knoten.
    «Also, wir sind dann oben.» Sobald wir aus der Tür sind, wird hinter uns hemmungslos gekichert. Frannie verdreht genervt die Augen und dirigiert mich die Treppe hinauf. Doch noch bevor wir in ihrem Zimmer verschwinden können, ertönt von unten die Stimme einer Frau.
    «Frannie?»
    Frannie bleibt stehen. «Was ist, Mom?»
    Ich schaue über das Treppengeländer nach unten. Im Flur steht Frannies Mutter und schaut zu uns hoch. Sie trägt eine makellos weiße Bluse zu einem knielangen marineblauen Rock und weißer Schürze. Ihr sandfarbenes Haar ist kurz und ordentlich frisiert. Sie schaut besorgt zu uns hinauf. An ihrer Seite taucht Frannies Vater auf und schenkt mir einen finsteren Blick. Wieder versuche ich, den Mann auszuloten, was mir auch diesmal nicht gelingt. Fast könnte man glauben, er würde beschützt. Aber warum sollte der Himmel Frannies Vater beschützen?
    Frannies Mutter legt eine Hand aufs Treppengeländer. «Warum macht ihr eure Hausaufgaben nicht in der Küche? Ich bin da fertig, und ihr hättet einen größeren Tisch.»
    Frannie verzieht das Gesicht. «Okay, meinetwegen.» Sie wirft mir einen entschuldigenden Blick zu, und wir gehen wieder nach unten.
    Frannie
    Meine Familie ist unglaublich. Wir spielen heile Welt, als seien wir einer dieser Familienserien aus den 50er Jahren entsprungen. Wo alle immer aufdringlich gut gelaunt sind, die Frauen perfekt frisiert den Hausputz erledigen und sich die Männer abends an den gedeckten Tisch setzen. In den zehn Jahren seit dem Tod meines Bruders habe ich meine Mutter nicht einmal bei einem Gefühlsausbruch erlebt, egal weswegen. Es ist, als wäre sie völlig abgestumpft und hätte beschlossen, nur noch mit dem brummenden Staubsauger in der Hand durchs Leben zu laufen. Es gibt Tage, da reizt es mich, etwas anzustellen, irgendetwas, einfach nur, um zu sehen, ob sie die Fassung verliert und aufwacht. Aber wahrscheinlich will sie das gar nicht. Vielleicht kann sie es nur so ertragen.
    Nur ein einziges Mal habe ich meine Mutter annähernd aufgebracht erlebt. Das war vor zwei Jahren an dem Tag, als der Anruf von St. Agnes kam. Während Schwester Maria ihr erklärte, dass ich den Religionsunterricht störe und nicht mehr tragbar für die Schule sei, hat sich der Kiefer meiner Mutter leicht verkrampft, und vielleicht sind ihre blauen Augen auch ein wenig feucht geworden. Doch als sie den Hörer auflegte, strich sie ihre Haare glatt, lächelte mich an und sagte: «Dann werden wir dich eben an der Haden High anmelden.»
    Deshalb kommt mir ihr Vorschlag mit dem Küchentisch reichlich eigenartig vor. Schließlich sind auch früher schon Jungs zu uns gekommen, um in meinem Zimmer mit mir zu lernen, doch bislang war das nie ein Problem. Nicht mal bei Ryan. Wie es aussieht, hat Luc recht gehabt, er scheint wirklich keinen guten ersten Eindruck gemacht zu haben.
    Doch als sei das noch nicht genug, schleicht mein Vater in regelmäßigen Abständen an der offenen Küchentür vorbei, während wir unsere Sachen auf dem Tisch ausbreiten. Peinlich!
    Verschwinde, Dad.
    Seufzend schlage ich mein Heft auf. «Worauf sollen wir uns konzentrieren?», frage ich Luc. «Auf die Beziehung von Mutter und Tom?» Mein Vater schleicht immer noch im Flur herum. Dann und wann wirft er einen Blick zu uns hinein. Luc wirkt ziemlich genervt. Meine Eltern sind mir so peinlich.
    Hau ab, Dad.
    Hilflos schaue ich Luc an. Daraufhin hellt sich seine Miene auf, und ein Lächeln zuckt um seine Mundwinkel. «Gute Idee», murmelt er, lehnt sich zurück und ruft: «Was meinen Sie denn, Mr. Cavanaugh?»
    Mit gerötetem Gesicht taucht Dad im Türrahmen auf, wirft Luc einen vernichtenden Blick zu und verschwindet.
    «Tut mir leid», flüstere ich.
    Luc zuckt mit den Schultern.
    Niedergeschlagen fange ich an, ein paar Punkte aufzuschreiben.
    Wenig später kommt Grace in die Küche und geht wortlos zum Kühlschrank. Ich bin fassungslos. Grace verlässt das Zimmer, das sie und Maggie sich teilen, so gut wie nie, weshalb Maggie dieses Zimmer so weit wie möglich meidet. Grace nimmt sich eine Cola, trinkt und starrt uns unter ihrem blonden Pony hervor an. Wenn Grace mich mit ihren blassblauen Augen anschaut, habe ich immer das Gefühl, dass sie in mich hineinsieht, was ich ziemlich unheimlich finde. Aber so war sie schon immer.
    Nach ein, zwei Minuten geht mir ihr Starren langsam auf die Nerven. «Willst du

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