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Angel Eyes. Zwischen Himmel und Hölle (German Edition)

Angel Eyes. Zwischen Himmel und Hölle (German Edition)

Titel: Angel Eyes. Zwischen Himmel und Hölle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Desrochers
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könnte auch Vorfreude sein, schließlich kann ich es kaum erwarten, Frannie wiederzusehen.
    Die Tür wird geöffnet, aber nicht von Frannie. Meine Begrüßung bleibt mir im Halse stecken. Vor mir steht ein Mann. Er ist kleiner als ich, hat das braune Haar ordentlich zurückgekämmt und trägt eine grüne Krawatte auf blauem Hemd. Erst als er mich anlächelt, bemerke ich die Ähnlichkeit zu Frannie. Ohne richtig nachzudenken, halte ich ihm die Hand entgegen. Er nimmt sie, sagt «Hallo» und zuckt zurück, als habe er sich verbrannt. Seine braunen Augen werden schmal, sein Blick misstrauisch.
    «Guten Tag, Sir», begrüße ich ihn und kann nicht fassen, wie bescheuert ich bin. Meine Hände sind glühend heiß. Wie konnte ich ihm nur die Hand geben, ohne vorher meinen Hitzeausstoß zu drosseln? Vielleicht sollte ich endlich mal mein Gehirn einsetzen, statt wie der letzte Trottel von Frannie zu phantasieren.
    «Sie sind sicherlich Luc», bemerkt er abweisend.
    «Jawohl, Sir.» Um die Situation zu retten, aktiviere ich ganz leicht meine Macht. Ohne Ergebnis.
    Ich versuche es noch mal.
    Nichts.
    Das gibt es ja nicht! Ein Sterblicher, der sich meiner Macht widersetzt? Ich sammele meine Energie und versuche, in seinem Inneren zu lesen. Es ist, als blättere ich in einem Buch mit leeren Seiten. Ich kann noch nicht einmal erkennen, ob der Himmel ihn markiert hat.
    «Ich werde Frannie sagen, dass Sie da sind.» Mit diesen Worten dreht er sich um und lässt mich stehen. Woraufhin ich mir ernsthaft überlege, in den Wagen zu steigen und zu verschwinden, doch da erscheint Frannie. Ihr Haar hat sie wieder zu einem Knoten geschlungen, aber ein paar Strähnen haben sich gelöst und fallen ihr ins Gesicht. Ihre Wangen sind gerötet, und in ihren Augen entdecke ich ein leichtes Funkeln. Sie trägt verblichene Jeans und ein schwarzes Top, das sich sehr reizvoll um ihre Rundungen schmiegt, ohne jedoch hauteng zu sein. Hölle und alle Teufel, sie sieht wirklich scharf aus.
    «Hi», sagt sie und verdreht die Augen. «Ich kann nicht fassen, dass Dad dich einfach hier stehengelassen hat.»
    Ich schon. Wahrscheinlich hält er gerade seine Hand unter Wasser. «Vielleicht habe ich keinen guten ersten Eindruck gemacht.»
    Zu meinem Erstaunen lacht sie nur. «Na, dann komm», fordert sie mich auf, packt meine Hand und zieht mich ins Haus. Im ersten Impuls versuche ich, mich zu befreien, doch dann lasse ich sie gewähren. Ihre Hand zu halten, gefällt mir einfach zu gut. Zum Glück hatte ich diesmal genug Verstand, meine Temperatur zu regulieren.
    Frannie führt mich in das Wohnzimmer, wo ein Mädchen auf dem Sofa liegt. Als wir eintreten, setzt sie sich auf. Ihre braunen Augen wandern über mein T-Shirt und meine Jeans. Ein zweites, jüngeres Mädchen mit langem dunklem Haar hockt mit dem Rücken zu uns auf dem Boden und ist mit einem Scrabblebrett beschäftigt, das vor ihr auf dem niedrigen Sofatisch liegt.
    Das Wohnzimmer ist ziemlich scheußlich eingerichtet. Drei braune Polstersessel stehen zwischen Fernseher und Kamin. Über dem Sofa hängt da Vincis Abendmahl in einem kitschigen vergoldeten Rahmen. Die restlichen Wände sind mit Familienfotos dekoriert. Soweit ich es erkennen kann, handelt es sich ausschließlich um Aufnahmen von lächelnden kleinen Mädchen. Die karamellfarbenen Gardinen sind aufgezogen und geben den Blick auf eine große Eiche und meinen Wagen in der Einfahrt frei.
    Der Fernseher läuft. Irgendeine Sendung über Cäsar, aber niemand schaut hin. Frannie schnappt sich die Fernbedienung von der Armlehne eines Sessels und stellt den Fernseher aus. Das Mädchen auf dem Sofa sagt: «Wurde auch Zeit.»
    «Du hättest ruhig hinschauen können, Kate», entgegnet Frannie. «Vielleicht hättest du ja noch was gelernt.»
    «Wer hat den Fernseher denn ausgestellt, du oder ich?»
    Frannie wirft mir einen Seitenblick zu und wird rot. «Sagt Mom, dass wir oben sind und Hausaufgaben machen, okay?»
    Die Kleine auf dem Boden dreht sich zu Frannie um. «Warum stellst du uns nicht vor? Sind wir dir peinlich?»
    «Das kann echt nicht wahr sein», entgegnet Frannie genervt. «Okay, das da ist Maggie, und die auf dem Sofa ist Kate.»
    «Hallo.» Ich lächele den beiden zu, trete an den Sofatisch und beuge mich über das Scrabblebrett. «Hm, dein Wort da kenne ich nicht, aber wenn du es so machst» – ich stelle ihre Buchstaben um und ziehe noch zwei aus dem Ständer –, «dann kriegst du achtundzwanzig Punkte.»
    Maggies Augen leuchten

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