Angel Eyes. Zwischen Himmel und Hölle (German Edition)
mal um. Wie kann es ihn denn geben, wenn überall solche Scheiße passiert?»
«Es gibt ihn», erklärt Gabe mit Nachdruck.
«Und warum lässt er zu, dass Kinder sterben?», frage ich aufgebracht und ohne nachzudenken.
Gabe versucht, meinen Blick einzufangen, doch ich weiche ihm aus. Daraufhin greift er nach meiner Hand und drückt sie sanft. «Der Tod ist Teil des Lebens, Frannie. Dagegen können wir nichts tun.»
Ich werfe einen Blick auf Matts Foto. Mit einem Mal fühle ich mich vollkommen erschöpft und zu müde, um mich mit Gabe zu streiten. Ich spüre, wie eine Träne über meine Wange läuft. «Meinst du, das wüsste ich nicht?»
Ich möchte schreien und Gabe wegstoßen, doch auch dazu fehlt mir die Kraft. Stattdessen lehne ich meinen Kopf an seine Schulter und schließe die Augen.
Luc
Alles läuft nach Plan. Taylors Ingwergeruch treibt mir langsam Wasser in die Augen, und inzwischen hat sie so gut wie jede Stelle meines Körpers berührt oder gestreift.
Während sie und Riley ihre Pizza essen, horche ich sie unauffällig aus. Bislang habe ich erfahren, dass Frannie zwar manchmal ausgeht, aber nicht mit jedem ins Bett. Und dass ihre Eltern zwar religiös, aber im Grunde nette Leute sind. Und dass ich nicht Frannies Typ bin. Jedenfalls, wenn man Taylor glaubt.
Allerdings höre ich ihnen nur mit halbem Ohr zu, denn in Gedanken bin ich bei Gabriel und Frannie. Nehmen wir an, Gabriel hätte ebenfalls einen schlechten ersten Eindruck gemacht … nein, kann ich streichen. Frannies Eltern werden diesen verkommenen Engel sicher lieben.
Also ist er jetzt in Frannies Zimmer. Die größte Gefahr ist, dass er ihre Seele markiert. Oder macht er das, was ich mit ihr machen würde? Das wäre noch um einiges schlimmer. Selbst wenn er mir dadurch in die Hände spielen würde.
Eigentlich sollte ich mich freuen. Und warum tue ich das nicht? Warum drehe ich denn schon bei dem Gedanken daran durch?
Von dem Ansturm meiner Gefühle wird mir schwindlig. Einige von ihnen kenne ich, die meisten nicht. Doch eins übertrumpft alle anderen: Eifersucht.
Reiß dich zusammen, Lucifer. «Wie lange kennt ihr euch alle denn schon?», frage ich und ringe mir ein Lächeln ab.
«Ewig», antwortet Taylor. «Frannie kenne ich seit der dritten Klasse. Da ist ihre Familie in unsere Straße gezogen. Frannie hat mit dem Fahrrad den Wagen meines Vaters geschrammt und laut ‹Scheiße› gerufen. Da habe ich gewusst, dass wir beste Freundinnen werden würden. Obwohl sie bis zur zehnten Klasse auf die katholische Schule gegangen ist, waren wir ständig zusammen. Und dann kam Riley dazu. Das war im Sommer nach der siebten Klasse.»
«Vorher hatte ich nette Freundinnen», wirft Riley ein. «Mit denen bin ich nie in Schwierigkeiten geraten.»
«Was soll das denn heißen?», fragt Taylor. «Keiner hat dich je zu irgendwas gezwungen. Nur du bist für dich verantwortlich, sonst niemand.»
Riley schaut mich an. «Vielleicht ist es ja an der Zeit, mich nach neuen Freunden umzusehen.»
Ich zucke mit den Schultern. «Ich biete mich gerne an, aber ich kann nicht garantieren, dass du dann weniger Schwierigkeiten bekommst.»
«Siehst du, Riley», sagt Taylor. «Und wieder hast du die Wahl.»
«Wie wir alle», setze ich hinzu und drücke mein Bein gegen das von Taylor.
Taylor lächelt mich verführerisch an, während mir die nächste Ingwerschwade entgegenweht.
Riley hat es die Laune verdorben. «Vielleicht sollten wir langsam nach Hause», murmelt sie. Den ganzen Abend lang hat sie sich für Frannie ins Zeug gelegt und dauernd über sie gesprochen. Wahrscheinlich wollte sie mich an meine Wahlmöglichkeiten erinnern. Allerdings habe ich mich schon entschieden, denn ich werde Taylor benutzen, um Frannie eifersüchtig zu machen. Aber vorher muss ich Riley, die Anstandsdame, loswerden.
«Gute Idee», antworte ich. «Ich fahre euch nach Hause.» Unterdessen reibe ich meinen Fuß an Taylors Wade.
Taylor zwinkert mir zu, steht auf und nimmt ihre Handtasche. «Ja, lasst uns gehen.» Sie tut, als müsse sie gähnen. «Plötzlich bin ich hundemüde.»
Sowie wir Riley zu Hause abgesetzt haben, legt Taylor mir eine Hand auf den Schenkel – und zuckt zurück. «Um Himmels willen», flüstert sie. «Ich wusste ja, dass du ein heißer Typ bist, aber gleich so heiß?» Ich könnte ihr sagen, dass der Himmel damit nichts zu tun hat, lasse es aber bleiben. Taylor lehnt sich zurück und sieht mich von der Seite an. «Am Baggersee gibt es eine Stelle, wo man
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