Angel Eyes. Zwischen Himmel und Hölle (German Edition)
eingefallen, dass sie mich hasst.
«Ich traue dir nicht», erklärt sie böse, aber ohne meine Hand loszulassen. «Du bist wie Dr. Jekyll und Mr. Hyde.»
Ihre Worte tun mir weh. Selbst die Erinnerung an mich wird sie hassen. Aber das Spiel ist aus, und ich habe verloren. Und zwar auf der ganzen Linie. Denn ich liebe Frannie und werde sie nie bekommen.
Deshalb lasse ich ihre Hand los und stehe auf, ehe ich etwas tue, das ich später bereue. «Du hast recht, Frannie. Mir kann man nicht trauen.»
Frannie
Zittrig richte ich mich auf. Luc verlässt mein Zimmer. Ich weiß, ich sollte ihn gehen lassen. Das jedenfalls sagt mir mein Verstand. Mein Gefühl dagegen möchte, dass er bleibt. Mein Gefühl siegt.
«Warte», rufe ich ihm nach. «Bitte, geh nicht.»
Luc kehrt zurück. Im Türrahmen bleibt er stehen. «Frannie», beginnt er seufzend. «Du bist dabei, einen Riesenfehler zu machen. Es wäre besser für dich, wenn ich verschwinde.»
«Bleib wenigstens für einen Augenblick», bitte ich, denn plötzlich kommen ein paar Erinnerungsfetzen zurück. Ich bin auf die Straße gelaufen. Zu Lucs Auto, um ihn anzuschreien. Aber in dem Auto saß ein anderer. Danach wird es verworren. Nervös fange ich an, an einem Knötchen auf der Wolldecke zu knibbeln. «Wer war der Typ in dem Wagen?»
Luc lehnt sich an den Türpfosten. «Sein Name ist Belias. Er ist sehr gefährlich.»
«Und warum war er da? Was hat er gewollt?»
Luc betrachtet mich schweigend.
«Er hat fast so ausgesehen wie du», fahre ich fort. «Seid ihr verwandt?»
«Wir kommen aus derselben Gegend. Da sieht man sich schon mal ähnlich.»
Ich lasse das Knötchen los und schaue Luc an. «Und woher kommst du? Bislang bist du immer ausgewichen, wenn ich danach gefragt habe.»
Luc hält meinen Blick fest, doch mit der Antwort lässt er sich Zeit.
Nach einer Weile kann ich sein Schweigen nicht mehr ertragen. «Ach, vergiss es. Wenn jemand so lange nachdenken muss, lügt er nachher sowieso.»
Luc zuckt mit den Achseln und wendet sich zum Gehen. «Du würdest es ja doch nicht glauben», entgegnet er. «Selbst wenn ich dir die Wahrheit sage.»
«Warum lässt du es nicht drauf ankommen?»
Luc dreht sich zu mir um. Er öffnet den Mund und schließt ihn wieder. Dann schüttelt er den Kopf. Ich weiß, die Antwort liegt ihm auf der Zunge. Luc holt tief Luft, doch dann senkt er den Blick, und seine Schultern sacken herab. «Ich muss jetzt wirklich los, Frannie.»
Bitte, dann eben nicht! Ich werde ihn nicht weiter drängen, dazu bin ich zu stolz. Aber etwas muss ich einfach wissen: «Und was war mit diesem Mädchen auf deinem Bett? Ist sie deine Freundin von zu Hause?»
Luc hebt den Blick. «Nein. Das war die Freundin von Belias. Ihr Name ist Avaira.»
«Ach. Und er ist so nett, sie mit dir zu teilen?»
«Nein! Es ist vollkommen anders. Sie sind gekommen, um – ach, egal. Avaira bedeutet mir nicht das Geringste.»
Wieder zuckt er mit den Schultern.
Ich beiße mir auf die Lippe, denn sonst hätte ich gefragt, ob ihr Intelligenzquotient ihrer Oberweite entspricht. «Sie lag auf deinem Bett ! Anscheinend hat sie einen Wohnungsschlüssel. Haben den alle Frauen, die dir nichts bedeuten?»
«Oh, Frannie», murmelt Luc und fährt sich mit beiden Händen durch die Haare. Gleich darauf durchquert er mein Zimmer und lässt sich auf meinen Schreibtischstuhl fallen. «Nein. Sie hat keinen Schlüssel. Sie schafft es auch so, in meine Wohnung zu gelangen.»
«Wie denn? Stellt sie dir nach? Hat sie das Schloss geknackt?»
«So ungefähr.» Unglücklich sieht er mich an. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, dass seine Augen feucht glänzen. «Es gibt einfach Dinge über mich, die du nicht weißt.»
«Darauf könnte ich wetten.» Ich rutsche ein Stück zu ihm hinüber. «Welche Dinge?»
Luc stützt die Ellbogen auf die Knie und birgt den Kopf in seinen Händen. «Ich bin nicht der, für den du mich hältst.»
«Ich halte dich für niemanden.»
Luc hebt den Kopf und lächelt beinah.
Ich winde mich verlegen. «Entschuldige, das war nicht so gemeint. Ich wollte sagen, mir ist egal, wer du bist. Oder so was in der Art. Aber für wen soll ich dich denn halten?»
Luc stößt einen tiefen Seufzer aus, der in ein Stöhnen übergeht.
«Warum sagst du es mir nicht?»
Luc beugt sich zu mir vor. Und obwohl ich weiß, wie dumm es ist und dass ich es bereuen werde, lasse ich zu, dass er mich küsst.
Danach lehnt er sich wieder zurück. Jetzt wirkt sein Blick
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