ANGEL - Wolfsmensch (German Edition)
Höhle. Ich hatte seine Wärme, seine Nähe, seine Haut auf meiner gespürt und es hatte sich so richtig angefühlt!
Und genau das war es, was mir jetzt Angst machte. Seit ich aus meinem Traum aufgeschreckt war, zitterten meine Hände.
Warum träumte ich so von ihm? Warum sagte ich in meinen Träumen zu ihm, dass ich bei ihm bleiben wollte?
Ich wusste nicht, was dieser unglaubliche Traum zu bedeuten hatte. Ob es der Wunsch meines Unterbewusstsein, meines Wolfes war oder mein eigener. Hatte der Seelenfresser mir etwa mit meinem Blut auch das Herz genommen?
Aber… Was war dann mit Claude?
Jetzt, wo er bei mir war, war ich mir nicht mehr sicher. In Claudes Nähe war alles so intensiv. Die Anziehung, die ich zu ihm spürte, war überwältigend.
Seufzend verbarg ich das Gesicht in den Händen. Ich fühlte mich ihm nahe. Sein Verlangen, um das ich wusste, störte mich im Grunde nicht. Ganz im Gegenteil schmeichelte es mir. Und er liebte mich.
Ein bitterer Fluch verließ meine Lippen. Ich träumte auf der einen Seite von einem Mann, einer Kreatur, die ich nicht kannte, fühlte mich aber auf der anderen Seite von einem anderen Mann angezogen, den ich eigentlich hassen sollte, für das, was er getan hatte. Das sollte doch mal jemand verstehen!
Stöhnend vor Wut ließ ich mich zurück in die Kissen fallen. Was sollte ich nur tun?
Im Grunde meines Herzens wusste ich es, aber ich ignorierte die sanfte Stimme, die mir zuflüsterte.
Claude ... Seine Liebe zu mir war ein Fluch, den er nicht wollte und das wusste ich. Auch wenn er sagte, dass er darüber gebieten konnte, ich würde mir nie sicher sein können. War es wirklich er, der mich wollte? Oder zwang ihn nur dieser Fluch dazu? Konnte und wollte ich darauf eine Beziehung zu ihm aufbauen?
Ich verkroch mich tiefer unter meine Decke. Ich beschloss, dass ich mir Zeit lassen würde mit dieser Entscheidung. Jetzt, da mein Körper überanstrengt, müde und geschunden war von der vergangenen Nacht und nahe an der Unzurechnungsfähigkeit, sollte ich keine solch schwere Entscheidung treffen.
*
Nach dem Morgenritual war Claude duschen gegangen. Er wusste zwar, dass Angel an ihn dachte, während sie in ihrem Zimmer war, vielleicht sogar seine Gesellschaft wünschte, aber dazu war er momentan einfach nicht in der Lage.
Er musste sich ihren Geruch von der Haut waschen, der ihn fast verrückt machte. Nicht, dass er seit dem Abend nicht schon zweimal duschen gewesen war ...
Lange ließ er das heiße Wasser über seinen Körper laufen, seifte sich immer wieder ein, aber es half nichts. Er konnte sie immer noch an sich riechen. Fühlte ihre Haut unter seinen Fingern. Ihr heißes, feuchtes Inneres. Ihr Haar an seinem Hals. Ihren Atem ... Und dabei war das alles nur Einbildung gewesen!
Er drosch die Faust gegen die Fliesen, als er auf seinen immer noch harten, steifen Schwanz hinabstarrte. Er hatte das Gefühl, das er es sich jetzt noch hundertmal selbst machen konnte, ohne das es besser wurde.
Er fluchte, stellte das Wasser ab und stieg aus der Dusche. Er trocknete sich ab und verließ das Bad.
Hinter sich schloss er die Zimmertür ab und ließ ein paar frische Sachen auf dem Bett erscheinen. Nach wie vor waren solcherlei Zauber ein Kinderspiel für ihn. Im Grunde funktionierte es ganz ähnlich, wie er sich selbst von einem Ort zum anderen versetzen konnte. Er musste nur schon einmal an diesem Ort gewesen sein und sich daran erinnern oder er musste wissen, wo dieser Ort war, um dorthin zu gelangen. So beschaffte er sich auch Kleidung und Essen. Er erinnerte sich an etwas, das er haben wollte, und holte es zu sich. Wahnsinnig praktisch.
Leider verhielt es sich mit dem Talent zur Magie nicht viel anders, als mit den dämonischen Genen, die Angel alle achtundzwanzig Tage verwandelten. Sie waren nur vererbbar und nicht übertragbar. Magie war wie Krebs. Man konnte die Veranlagung lange in sich haben, bevor man sie bemerkte. Aber man musste die Voraussetzung in sich tragen. Und ähnlich wie Krebs konnte auch Magie einen schneller umbringen, als einem lieb war.
Claude war ein grandioser Magier. Einer der Mächtigsten, die je gelebt hatten. Die Magie in ihm war stark. Stark und rein. Sie hatte ihn schon viel gekostet. Die Verantwortung, die seine Kräfte mit sich brachten, hatte er vor langer, langer Zeit schmerzlich erlernen müssen. Nun aber konnte er die Macht beherrschen. Wobei er den größten und gefährlichsten Teil seiner Kraft stets unter Verschluss hielt.
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