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Angela Merkel – Die Zauder-Künstlerin (German Edition)

Angela Merkel – Die Zauder-Künstlerin (German Edition)

Titel: Angela Merkel – Die Zauder-Künstlerin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nikolaus Blome
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gar nicht öffentlich. Nach den Regeln des Politik-Betriebes ist Angst nämlich ein anderes Wort für Schwäche, also tabu. Und drittens: Angela Merkel hat tatsächlich ziemlich gute Nerven. Wackelige Hubschrauber-Flüge zum Beispiel lassen sie völlig kalt.
    Trotzdem ist sie nicht frei von Angst.
    In kaum einer Merkel-und-ihr-Zögern-Geschichte fehlt die Anekdote von der jungen Schülerin Angela, die eine ganze Sportstunde auf dem Drei-Meter-Brett des Freibades zubrachte, weil sie vor dem Sprung Angst hatte und sich erst in letzter Minute doch noch überwand. Das ist lange her. Als Kanzlerin spricht Angela Merkel naturgemäß wenig über echte, physische Ängste. Manchmal aber doch, wie in einem Fragebogen des Magazins der Süddeutschen Zeitung . Da antwortet sie auf die Frage, wovor sie »Angst« habe: »Bei einem Gewitter ungeschützt zu sein.«
    Ausführlicher wurde sie im Januar 2007 nach einer Begegnung mit dem undurchschaubaren Wladimir Putin. Der damalige (und heutige) Präsident Russlands hatte Merkel in seiner opulent ausgestatteten Sommerresidenz in Sotschi auf der Krim empfangen. Die mitgereisten Journalisten standen noch im Raum, als Merkel und er sich in zwei Sessel setzten und den üblichen Smaltalk für die Fernsehkameras aufführten. Dann kam ›Koni‹, Putins Hund – und Merkel spannte sich sofort im Sessel. Putin ließ den schwarzen Labrador vor den Füßen der beiden Platz machen und sagte mit feinem Grinsen: »Ich hoffe, der Hund erschreckt Sie nicht.« Merkel nahm es äußerlich gelassen. Als der Hund sich in Richtung der Journalisten wandte, machte sie auf Russisch sogar einen Witz: »Jetzt frisst der Hund gleich Journalisten.« Darauf Putin, wieder mit feinem Grinsen: »Das ist ein guter Hund.«
    In Wahrheit aber wusste der Präsident, dass Hunde der Kanzlerin physisch Angst machen. Mehr noch: Merkel wusste, dass er es wusste. Die Mitarbeiter im Kanzleramt lassen nämlich alle ausländischen Gastgeber Merkels vorab wissen, dass ihre Chefin eine Phobie gegen Hunde habe. Alle halten sich daran, nicht aber Wladimir Putin. Merkel war stinksauer. Tatsächlich ist sie 1995 beim Radfahren in der Uckermark von einem Hund ins Bein gebissen worden und musste im Krankenhaus behandelt werden. Spätestens seit diesem Tag machen ihr Hunde Angst. Menschlich ist das.
    Wichtiger fürs Land ist freilich eine andere handfest empfundene Angst der Kanzlerin. Nämlich das Ende des Euro zu verschulden – indem sie eine falsche Entscheidung trifft. Darin steckt die Anmaßung, dass ihre Entscheidungen tatsächlich eine derartige Tragweite entwickeln könnten. Oder präziser: Darin steckt die Gewissheit, eben nicht mit Gewissheit ausschließen zu können, dass ein einzelner politischer Fehlgriff ihrer Bundesregierung den Euro bersten lassen könnte. Und auf genau diesem »Restrisiko« fußt ihre Politik – und ihre »Angst«, die sie in kleinen Kreisen mehrfach offen beim Namen genannt hat. Wenn etwas fundamental schiefgehe, werde am Ende in jedem Fall sie politisch haften müssen. Nicht ihre Berater im Kanzleramt, auch nicht die vielen Ratgeber, etwa die Chefs von Bundesbank, Internationalem Währungsfonds oder Europäischer Zentralbank. Damit hat sich Merkel abgefunden, damit hadert sie nicht. Aber: Wenn deren Rat einhellig in eine Richtung weise, dann traue sie sich schlichtweg nicht, eine gänzlich andere einzuschlagen. Aus einem Beraterkreis wird Merkel von einem Teilnehmer so zitiert: »Wenn mir der EZB -Präsident, der Chef der Bundesbank und der IWF -Chef sagen, das und das dürfen Sie nicht machen, Frau Merkel, oder der Euro fliegt in die Luft. Was soll ich dann machen? Ich will nicht als die Frau in die Geschichte eingehen, die den Euro in die Luft gejagt hat.« Sie sei schließlich Politikerin, keine Expertin, sie müsse sich darauf verlassen – auch wenn sie seit Ausbruch der Finanzkrise vor fünf Jahren eine stetig wachsende Abneigung gegen »Experten« aller Couleur entwickelt hat, die manchmal an Verachtung nicht nur grenzt. Oder wie der Verfassungsrichter Udo di Fabio es in einem Vortrag formulierte: »Die Politik hat sich unter wissenschaftlicher Anleitung (…) in eine finanzwirtschaftliche Malaise hineinmanövriert, so dass sie jetzt womöglich gar nicht mehr auf Sachverstand hören will.«
    Trotzdem hat Merkel manche ihrer Kurswechsel aus Angst vollführt, mit einer anderen Haltung allein gegen den Mainstream des offiziellen Sachverstandes zu stehen – und den Euro womöglich

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