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Angela Merkel – Die Zauder-Künstlerin (German Edition)

Angela Merkel – Die Zauder-Künstlerin (German Edition)

Titel: Angela Merkel – Die Zauder-Künstlerin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nikolaus Blome
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kracht es doch.«
    Unter denen, die unten durch sind, finden sich zudem bemerkenswert viele, die einen bestimmten »breitbeinigen« Typus Mann darstellen: Eitle Windmacher aller Art, Basta-Boliden und solche, deren Rotwein-Flasche im Restaurant vierstellig kosten muss. Aus Sicht Angela Merkels findet sich dieser Typus besonders häufig unter deutschen Konzern-Chefs wieder. Das beginnt bei Klaus Zumwinkel, dem ehemaligen Post-Chef. Zumwinkel hatte der Kanzlerin einst mit Bibel-Zitaten den Mindestlohn nahebringen wollen, so erzählen Teilnehmer der Runde. Später ermittelte die Staatsanwaltschaft wegen Steuerhinterziehung gegen ihn. Ebenso in Ungnade fiel unter anderem der damalige RWE -Chef Jürgen Grossmann, der bei einem gemeinsamen Besuch im AKW -Schaltraum seine massige Figur für ein Foto so hinter Merkel aufbaute, als hätte er das Sagen – und sie wäre nur das »Mädchen«, aber nicht das von Helmut Kohl, sondern seines. Unten durch ist aber auch der Typus Wirtschafts-Experte, den Hans-Werner Sinn vom Münchner Ifo-Institut verkörpert. Stellvertretend für einen größeren Teil seiner Zunft wirft Merkel ihm vor, sich mit immer dramatischeren Warnungen seit dem Beginn der Krise 2008 öffentlich nur wichtig machen zu wollen: ohne auch nur den kleinsten Abstrich an der eigenen Selbstgewissheit, obwohl eben diese Professoren die Wirtschafts- und Finanzkrise allesamt nicht hätten kommen sehen – nun aber genau wüssten, wie ihr lehrbuchmäßig zu begegnen sei.
    Nein, insgesamt ist das Verhältnis zur »Wirtschaft« nicht mehr so, dass man von Vertrauen in Merkel’schen Dimensionen reden könnte. Zwei, drei Schlüsselerlebnisse haben maßgeblich dazu beigetragen. Dazu zählt das Wehklagen der deutschen Autohersteller bei der Einführung von Abgasnormen, das sich hinterher als massiv überzogen herausstellte. Dazu zählen auch die vielfältigen Versuche der vier großen Stromkonzerne, an der zwischenzeitlich beschlossenen Atom-Laufzeitverlängerung maximal zu verdienen und von den windfall profits möglichst wenig an den Staat abzutreten. Nun ist Angela Merkel nicht naiv und weiß, dass Unternehmen mit gutem Recht auf Gewinn getrimmt sind. Trotzdem ärgert es sie maßlos, dass man nie wisse, ob es wirklich so schlimm sei, wie es von der Wirtschaft gemacht werde. Es ist fast paradox: Was Angela Merkel an den Wirtschafts-Bossen ärgert, ist etwas, was man typisch politisch nennen könnte. Als würde sie es wundern, wenn die Herren knallhart ihre Interessen verfolgen.
    Besonders gern aber spottet die Kanzlerin über die Unentschlossenheit der Verbände und Vorstände – die ihrerseits besonders gern Entschlossenheit von der Politik fordern und ausgesprochen-unausgesprochen mit dem Satz auftreten, dass in Deutschland alles viel besser laufen würde, wenn das Land nur »geführt würde wie ein richtiges Unternehmen«. Deutschland ist aber kein Unternehmen, sondern eine hochkomplexe, noch dazu föderale, organisierte Parlaments-Demokratie. Und wer noch nicht einmal das begreift, würde Angela Merkel sagen, der kann auch kein großes Unternehmen führen, zumindest nicht in Deutschland. Dessen Nähe müsse sie demzufolge auch nicht suchen. Eine der wenigen großen Ausnahmen sind für sie die Chefs von VW, Martin Winterkorn, der Post, Frank Appel, und der Siemens-Vorstandsvorsitzende, Peter Löscher. Sie schätzt, vor allem bei Löscher, den zupackenden Optimismus.
    Heißt unter dem Strich: Obwohl sie pflichtschuldig große Wirtschafts-Delegationen mit auf Reisen nimmt und ihnen vor Ort viel Zeit widmet, wird Angela Merkel wohl nie mehr ein »Genosse der Bosse« wie ihr Vorgänger Gerhard Schröder. Es ist einfach nicht ihr Milieu. Und nach einer kurzen Zeit im Kanzleramt hatte sie außerdem begriffen, dass die meisten Wirtschafts-Chefs kaum einen Unterschied zwischen SPD und CDU machen, sondern nur den meist bemitleidens- oder verachtenswerten Politiker sehen. So schlecht also viele in den oberen Konzern- und Verbandsetagen über Merkel denken, so schlecht denkt sie zurück. Der Vorstandschef eines Dax-30-Konzerns sagte jüngst über das Verhältnis Merkels zur Wirtschaft: »Wir sind bei Angela Merkel inzwischen da, wo wir in den letzten Jahren mit Helmut Kohl waren.« Bei gegenseitigem Nicht-Verstehen und Misstrauen.
    Dieses Misstrauen dagegen richtet sich ausdrücklich auch gegen die Banken. Zu deren lange Jahre erstem Vertreter in Deutschland, dem damaligen Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann, hatte sie zuletzt ein

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