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Angela Merkel – Die Zauder-Künstlerin (German Edition)

Angela Merkel – Die Zauder-Künstlerin (German Edition)

Titel: Angela Merkel – Die Zauder-Künstlerin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nikolaus Blome
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er am Rande eines G-8-Treffens unter anderem mit der Kanzlerin und einigen ihrer Beratern das Champions-League-Finale Bayern München gegen Chelsea London anschaut – in dem Bayern zweimal eigentlich schon gewonnen hat, und Merkels Fußball-Liebling Bastian Schweinsteiger im Elfmeter-Schießen den alles entscheidenden Ball an den Pfosten setzt.
    Cholerisch ist Angela Merkel hingegen nicht. Auch wenn sie sich richtig ärgert, wirft sie nicht mit harten Gegenständen wie etwa Horst Köhler, der Chef des Internationalen Währungsfonds und später fahnenflüchtige Bundespräsident. Oder wie Otto Schily, der ebenso knorrige wie eitle Innenminister unter SPD -Kanzler Gerhard Schröder. Wenn Angela Merkel sich richtig ärgert, wird sie in der Mehrzahl der Fälle leise, sehr intensiv, sehr schneidend. Der Mund ein harter Strich. Manchmal brüllt sie auch in solchen Momenten, aber nicht oft. Unter denen, die es wissen müssten, heißt es in Berlin, so weit gehe sie nur ganz, ganz selten – und wenn, dann kurz und laut wie zur Befreiung von einem Überdruck an Wut und Ärger. Zurückbrüllen allerdings dürfe (oder traue sich) nur eine einzige Person im Kanzleramt: Beate Baumann, seit bald 20 Jahren engste Beraterin und Büroleiterin. Und man gäbe eine Menge dafür, einmal unsichtbar dabei sein zu können, wenn die beiden Frauen, die sich so gut kennen, aus der Haut fahren.
    Natürlich finden sich im Tagestakt einer mehr oder weniger erfolgreichen Regierungsarbeit viele einzelne Gelegenheiten, sich aufzuregen. Aber viel mehr über Angela Merkels Nervenkostüm erzählen die Punkte, die sie ganz generell aufbringen, unabhängig also von der Tagespolitik und der jeweiligen Situation. Dazu zählen alle Vorwürfe, sie mache aus Deutschland eine Art » DDR -light«. Da kann sie regelrecht schnauben vor Fassungslosigkeit über jene, die nichts vom Unrechtsstaat DDR aus eigenem Erleben wissen, vom Knebeln des Einzelnen in der DDR , von der Amputation aller Individualität im praktizierten Sozialismus – und trotzdem von »Denkverboten«, »Sozialismus« oder »Planwirtschaft« im vereinigten Deutschland schwadronieren. Mehr noch als Salon-Sozialisten hat sie Salon-Konservative wie Gertrud Höhler, Arnulf Baring oder Alexander Gauland wegen dieser Attitüde gefressen. Das hält Angela Merkel, gelernte Ostdeutsche, für geschichtsvergessen und maßlos. Genauso geht es übrigens Bundespräsident Joachim Gauck, der weiß, dass zu Mauerzeiten Welten lagen zwischen der, zugegeben unvollkommenen westdeutschen Freiheit und der ostdeutschen Unfreiheit.
    Als Angela Merkel im Frühjahr 2012 am Rande einer Reise auf das gerade erscheinende Buch Höhlers (»Die Patin«) angesprochen wird, das sie als Freundin eines »autoritären Sozialismus« tituliert, als die »Fremde aus Anderland«, da bricht es – fast – aus ihr heraus. Sichtlich um Beherrschung bemüht, setzt sie mit tiefem Atemzug zur Antwort an, zögert, hält inne und macht am Ende doch nur eine wegwerfende Handbewegung. Ihre Wut ist zu spüren.
    Ähnlicher Zorn ist programmiert, wenn Angela Merkel meint, jemand begegne ihr mit Herablassung oder wolle sie gar demütigen. Für solche Momente gefühlter Schmach reicht ihr Gedächtnis Jahrzehnte zurück: Namen, Daten, Umstände, bis hin zum Wetter und was sie anhatte in der Stunde, als sie sich von wem auch immer gedeckelt fühlte. Eine in allen Merkel-Biographien wiederkehrende Passage beschreibt, wie sie im Kabinett vor Wut geweint hat: Als sie Anfang der 90er Jahre als Umweltministerin mit einer Sommersmog-Verordnung bei den Herren um Kanzler Helmut Kohl auflief, für ihre Naivität bezahlen musste, am Ende im Kabinettssaal in Tränen ausbrach – und sich vor allem unendlich gedemütigt fühlte. Solche Szenen sollen sich auch im damaligen Umweltministerium mehrfach zugetragen haben, berichten Beamte aus jener Zeit.
    Wie aus einem Foto-Album kann sie auch die Erinnerung an viel kleinere Begebenheiten abrufen. Etwa, wie sie 1991 bei ihrer allerersten Israelreise vom deutschen Botschafter »einfach stehen gelassen worden sei«; wie der damalige Minister Riesenhuber sie am Checkpoint sich selbst überließ und sie den Tränen nahegewesen sei. Fünfzehn Jahre liegt das zurück, als sie 2006 einmal in einem kleineren Kreis davon erzählt – als wäre es gestern gewesen. Und bis zu Mimik oder Gesten ihrer Rivalen kann sie von CDU -Parteitagsabenden berichten, bei denen die Merz, Koch und anderen sich an den Stehtischen im Kreis von

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