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Angelglass (German Edition)

Angelglass (German Edition)

Titel: Angelglass (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Barnett
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Gesicht dem anderen zu. »Keine Kommunikation, Uriel. Wir beide wissen, dass es verboten ist.«
    Dann schwebt er dahin, wie eine Pusteblume im Wind.
    Uriel sieht seiner schwindenden Gestalt einen Augenblick nach, dann wendet er sich um und gleitet in den Turm zurück, wo flüssiger Sonnenschein in einem leise singenden Brunnen wartet.
    Uriel teilt das Wasser mit seinen Fingern aus zartem Licht und lauscht.

Kapitel 5 Kein Logo
    »Was ich wirklich zum Totlachen finde«, sagt Padraig zu mir, »ist die Tatsache, dass sie aus allen Ecken der Welt hierherkommen, meilenweite Entfernungen überbrücken, und wenn sie dann endlich hier in Prag sind, wollen sie als Allererstes ein Glas Guinness. Na, was soll man davon halten?«
    Ich spüle Gläser in dem großen Abwaschbecken im hintersten Winkel des Thekenbereichs und reiche sie Padraig, der sie mit einem ausgefransten Handtuch abtrocknet. Es ist mitten am Vormittag, im
Leopold Bloom
ist es eher ruhig für einen Sonntag, und deshalb redet Padraig auf mich ein; nur ein kleines Grüppchen Touristen sitzt über Reiseführer und Stadtpläne gebeugt da, und ein paar Einheimische erfreuen sich an ihren mit goldenem Bier gefüllten Flaschen. Padraig hat mir auf Anweisung Noels den ganzen Morgen gezeigt, was ich zu tun habe: Sachen aus dem Keller in die Kneipe hinaufschaffen, Fässer austauschen, Tische abräumen und abwischen. Noch darf ich kein Bier an die Gäste ausschenken, aber das ist in Ordnung. Solange ich genug Geld verdiene, um mich an den Kosten im Haus zu beteiligen, ist es mir egal, was für eine Arbeit ich mache.
    »Es ist zu einer Art Universalsprache geworden«, fährt Padraig fort. »Wo immer in der Welt du dich aufhältst, kannst du ein Glas Guinness bekommen. Ist mittlerweile ein richtig globales Ding. Das Komische ist nur, dass niemand bei diesen Anti-Globalisierungsdemos auf die Idee kommt, einen Stein durchs Kneipenfenster zu werfen, so wie sie es bei McDonald’s oder Starbucks öfter machen. Kannst du dir das erklären?«
    Ich zucke mit den Schultern und reiche Padraig das letzte gespülte Glas. »Weil«, sagt er, trocknet es ab und inspiziert es im matten Licht des Fensters, »weil du, egal wie sehr du dich auch anstrengst die Welt zu verändern, am Ende der Geschichte immer noch ein ordentliches Bier haben willst. Eins ist nämlich sicher: Wir können durchaus darauf verzichten, uns von einem grinsenden rothaarigen Clown, der so aussieht, als wäre er gerade in die Datei für Sexualstraftäter aufgenommen worden, ein Sesambrötchen mit Hackfleisch, Spezialsoße, Salat, Käse und eingelegten Zwiebeln servieren zu lassen … und ein Kaffee ist nun mal nichts anderes als ein Kaffee, egal ob es sich um eine doppelte entkoffeinierte Spezial-Mokka-Latte handelt oder nicht. Aber wenn erst mal die Revolution ausgebrochen ist, dann brauchen wir alle einen vernünftigen Drink. Du siehst, worauf ich hinauswill?«
    Ich muss eingestehen, dass ich es nicht weiß. Padraig klopft mir mit den Fingerknöcheln gutmütig auf den Kopf. »Mach dir keine Sorgen, Pooty, früher oder später kommt alles zurück. Okay, dann lass uns mal sehen … wir sollten uns jetzt besser für den Mittagsansturm rüsten. Ich denke, du gehst in den Keller und bringst mir vier Kisten Budvar, zwei Mal Staropramen und ungefähr ein Dutzend kleine Tonic-Flaschen, und dann packst du damit die beiden großen Kühlschränke voll. Vergiss nicht, erst die kalten Flaschen von hinten rauszunehmen und sie dann wieder vorne einzuräumen, nachdem du alles aufgefüllt hast, okay? Ich werde inzwischen ein paar neue Fässer anzapfen und unterhalte mich dann ein bisschen mit Noel.«
    Noel, der Kneipenbesitzer, hockt in einer düsteren Ecke, liest Zeitung und pafft eine riesige Zigarre. Von Zeit zu Zeit streicht er sich über seinen Kinnbart oder fährt mit der Hand über seinen glatten Kopf, und sieht dabei zu mir und Padraig herüber. Als ich heute Morgen um neun zur Arbeit erschienen bin, hat er mich kurz gemustert. »Du versuchst also auch die Welt zu retten, so wie Paddy und seine Kumpel?«, fragte er barsch. Ich konnte ihn nur fragend ansehen, bis dann schließlich Padraig kam, mich wegführte und mir eine Schürze gab, auf der das Logo der Kneipe abgedruckt ist.
    »Du darfst es Noel nicht übel nehmen«, sagte er beiläufig. »Er gehört zur alten Schule. Ist in Cork aufgewachsen. Frag ihn gelegentlich mal, dann zeigt er dir bestimmt seine Narben. Er war in den Siebzigerjahren oben in Derry in ein paar

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