Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Angelglass (German Edition)

Angelglass (German Edition)

Titel: Angelglass (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Barnett
Vom Netzwerk:
die zu viel reden, in Frösche verwandelt werden!«, ruft eine scharfe Stimme. Jakob stöhnt lautlos in sich hinein; es ist Lang. Der Kammerherr steht in der Tür zur Gewandkammer und beobachtet uns. Der Himmel weiß, wie lange er dort schon steht. Jakob beginnt sofort, sich überschwänglich zu entschuldigen.
    »Ich habe keine Zeit für so etwas«, sagt Lang und winkt ab. »Meister Poutnik, Ihr werdet vom Kaiser erwartet.«
    Ich beeile mich, dem Kammerherrn durch den Korridor zu folgen. »Um es noch mal zu erwähnen: Die Anwesenheit des Spiegels von Prag wird in einer wichtigen Staatsangelegenheit erwünscht, während der getreue Kammerherr Seiner Exzellenz nicht eingeladen ist«, grübelt er.
    Lang bleibt abrupt stehen, sodass ich fast in ihn hineinlaufe. Er wirbelt herum und blickt mich mit flammenden Augen an. »Anscheinend werde ich hier mehr und mehr zu einem Laufburschen, der Euch nach Gutdünken des Kaisers herbeiholen muss, Findling. Eine Änderung der Verhältnisse, die mir keinesfalls zusagt.« Lang runzelt die Stirn. »Rudolf wird langsam abhängig von dir, Junge«, faucht er. »Welchen Plan verfolgst du?«
    Ich werde der permanenten Anschuldigungen und Verdächtigungen langsam überdrüssig. »Ich verfolge überhaupt keinen Plan, Kammerherr«, fauche ich zurück. »Wenn Euch die Wünsche des Kaisers nicht behagen, solltet Ihr das vielleicht mit ihm persönlich bereden.«
    »Das werde ich vielleicht auch tun«, erwidert Lang sanft. »Doch jetzt beeilt Euch. Sonst kommt Ihr noch zu spät zu der Audienz mit Doktor Dee. Und nehmt Euch im Schloss besser in Acht, Findling. Es kann hier manchmal recht gefährlich sein.«
    Lang entfernt sich. Es besteht kaum noch Zweifel, dass er für den herabfallenden Stein verantwortlich war, der mich fast getötet hätte. Steht er etwa auch hinter dem Angriff des Harten Mannes im Garten? Und wenn ja, worin besteht die Verbindung zwischen ihm und Percy Tremayne? Denn ich bin mittlerweile sicher, dass Percy dem Räuber begegnet ist, bevor dieser uns überfiel, und dass er Lang seitdem bewusst aus dem Weg geht, um mich von einer möglichen Spur abzulenken. Aber im Augenblick habe ich keine Zeit, mich um diese Fragen zu kümmern. Der Kammerherr hat recht; ich verspäte mich zu meiner Verabredung mit Doktor John Dee.
    Im Thronsaal angekommen schenkt mir Kelley ein dreckiges Grinsen und streicht sein Haar zurück, um mir einen heimlichen Blick auf seine abgetrennten Ohren zu erlauben. Ich nehme meinen gewohnten Platz neben Rudolf ein. Dee und Kelley sitzen uns auf Stühlen gegenüber.
    Abgesehen von einer kleinen, auf Böcken ruhenden Tischplatte, die zwischen den beiden steht und von einem Tuch bedeckt ist, ist der Raum völlig leer. Fasziniert konzentriere ich mich auf Dees Worte und ignoriere seinen bösartigen Handlanger.
    »Es gab gewisse … Elemente, die an Elisabeths Hof gegen mich gearbeitet haben«, sagt Dee traurig. »Ich habe der Königin treu gedient und sollte für meine Magie und meine Vorhersagen reich belohnt werden. Doch gewisse Akteure haben sich darum bemüht, dass ich in Ungnade fiel.«
    »Und dann habt Ihr also entschieden, nach Polen zu gehen?«, fragt Rudolf.
    Dee nickt. »Graf Albert Laski besuchte mich zu Hause in Mortlake und lud mich nach Krakau ein. Dort habe ich dann viel gute Arbeit geleistet – wie immer mit Edward an meiner Seite.«
    Kelley hört sein Stichwort und verneigt sich vor Rudolf. »Und was hat Euch veranlasst, nach Prag zu kommen, wenn Euch Krakau so gut gefiel?«, fragt Rudolf gereizt.
    Dee neigt den Kopf und blickt konzentriert auf seine im Schoß verschränkten Hände. »Die Engel haben es befohlen«, erwidert er leise.
    Rudolf beugt sich vor, seine Augen leuchten. »Die Engel«, flüstert er. »Dann ist es also wahr. Ihr sprecht mit Gottes leuchtenden Bataillonen? Und der Spiegel …?«
    »Es ist kein Spiegel im üblichen Sinn«, sagt Dee. »Eher ein magischer Stein. Polierter Obsidian. Ich nenne ihn mein ›Engelsglas‹.«
    Rudolfs Blick richtet sich auf das verdeckte Tischchen. »Das Engelsglas«, murmelt er.
    Auf ein Zeichen von Dee entfernt Kelley mit ehrfurchtsvoller Geste das Tuch. Das Engelsglas ist ein bemerkenswertes Objekt; ein Brocken aus schwarzem Obsidian, der so gründlich poliert ist, dass er alles in einem dunklen Glanz widerspiegelt. Oben auf dem Stein, der auf einem Messinggestell ruht, ist ein goldenes Kruzifix angebracht. Rudolfs Augen leuchten begierig auf – ein weiteres Juwel für seine Sammlung.
    »Und

Weitere Kostenlose Bücher