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Angelika Mann - Was treibt mich nur?: Autobiografie (German Edition)

Angelika Mann - Was treibt mich nur?: Autobiografie (German Edition)

Titel: Angelika Mann - Was treibt mich nur?: Autobiografie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Mann
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eigentlich kaum welche bei uns zu kaufen gab, bis hin zu dem Umstand, dass wir alles, was wir für die Musik brauchten,für horrende Summen aus dem Westen besorgen mussten. Dass wir dafür Westgeld brauchten und vorher illegal eintauschen mussten, war natürlich an den wichtigen Stellen bekannt und wurde stillschweigend geduldet. Aber die Gefahr, in Ungnade zu fallen und dann auf einmal für derartige „Vergehen“ große Unannehmlichkeiten zu bekommen, bestand natürlich.

    Mit Udo, 1983
    Auf meinen Brief erhielt ich lange keine Antwort. Das hat mich sehr frustriert. Auch der Umgang mit uns in den Medien. Wir sollten gut aussehen, immer bessere Klamotten haben als andere und es sollte klingen wie im Westen. Wer aus dem Westen kam, wurde hofiert. Nicht nur vom Publikum, sondern auch von den wichtigen Fernsehleuten, zum Beispiel in der Sendung „Ein Kessel Buntes“. Dort trat Karat auf, die schon international bekannt und sehr beliebt waren. Wenn aber noch eine West-Band eingeladen war, kam diese auf jeden Fall zuletzt als besonderer Höhepunkt an die Reihe.
    Ich war unendlich frustriert. 15 Jahre war ich in der DDR mit meiner Musik unterwegs und letzten Endes kam ich mir vor, wie in einem Hamsterrad. Ich hab gestrampelt und gestrampelt und kam einfach nicht vorwärts. Dann stellte Neumi Neumann, der inzwischen ein richtig tolles, erfolgreiches Programm mit seiner Band „Neumis Rockzirkus“ auf die Beine gestellt hatte, einen Ausreiseantrag. Auch Ute Freudenberg blieb nach einem Auftritt in Hamburg im Westen. Das war ein letzter Anstoß für mich. Wir hatten uns kurz vor ihrer Ausreise bei irgendeiner großen Veranstaltung in der Stadthalle in Karl-Marx-Stadt getroffen. Ute erzählte mir damals, wie übel ihr mitgespielt wurde. Nach der Trennung von ihrem Manager wurden plötzlich alle ihre Fernsehsendungen abgesagt, Schallplattenproduktionen und auch ihre Auftritte fanden nicht statt. Sie war ratlos und todunglücklich. Mir ging es zu dieser Zeit auch bescheiden und solagen wir uns heulend in den Armen. Dann hat sie den Schritt zu neuen Ufern gewagt.
    Ich dachte, wenn Ute das drauf hat, dann schaffe ich das auch. Als ich im April 1984 noch einmal meine Mutter in Westberlin besuchte, rief mich mein Techniker aus Ostberlin an und fragte, ob ich sein Haus kaufen will. Sofort war mir klar, der geht auch weg.
    Es lag eine allgemeine Abschiedsstimmung in der Luft, irgendwie bedrückend, so nach dem Motto: der Letzte macht das Licht aus.
    Ich war in einer verzweifelten Situation. Auf der einen Seite wusste ich einfach nicht mehr weiter und fühlte genau, dass ich in diesem Land nicht mehr leben wollte. Auf der anderen Seite war es eben doch meine Heimat. Ich kannte jede Ecke dieses kleinen Landes, jedes Kulturhaus und Theater. Ich hatte Familie, Freunde und ich hatte vor allem ein Publikum. Das alles zu verlassen konnte ich mir nur schwer vorstellen. Aber ich hatte auch das ganz sichere Gefühl, dass ich gehen musste, dass das sogar erwünscht war.
    In dieser völligen Verzweiflung rief ich Gisela Steineckert an, die sich ja immer sehr anerkennend über mich geäußert hatte. Dieser Anruf kam einem Schuss in den Ofen gleich. Sie war abweisend und nicht sehr freundlich zu mir. Für mich war klar: Das wars!
    Wenn selbst Gisela Steineckert so reagiert, kann ich einpacken. Schließlich war sie die Präsidentin des Komitees für Unterhaltungskunst und somit eine sehr mächtige Frau.
    Mein Mann und ich beschlossen daraufhin, noch einmal ganz von vorne anzufangen. In diesem Moment ging es mir gut. Wir hatten zum ersten Mal seit langer Zeit wieder ein Ziel vor Augen.

    Bevor wir den Ausreiseantrag stellen konnten, standen noch einige Veranstaltungen auf dem Plan. Das tat weh. Die Konzertsäle waren voll, das Publikum liebte uns und ich kam mir vor, wie eine Verräterin.
    Am 8. Mai 1984 – in der DDR als „Tag der Befreiung“ gefeiert – schrieben wir unseren Ausreiseantrag, schliefen eine Nacht darüber und überbrachten ihn am nächsten Tag persönlich den zuständigen Stellen. Danach bat ich die Jungs von der Band zu einer Zusammenkunft und eröffnete ihnen die Neuigkeit, bevor ich Lacky informierte.
    Das war natürlich für alle Beteiligen keine tolle Situation – die Band wurde vom Manager umgehend aufgelöst und die Lakomys brachten für unsere Entscheidung kein Verständnis auf. Wenige Wochen zuvor war die dritte Geschichtenlieder-LP „Mimmelitt, das Stadtkaninchen“ erschienen. Lacky befürchtete, dass die

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