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Angélique - Am Hof des Königs

Angélique - Am Hof des Königs

Titel: Angélique - Am Hof des Königs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Golon
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lautete die lateinische Inschrift, die ohne Umschweife die Wünsche der Untertanen Ihrer Majestäten kundtat.
    Man konnte sich kaum herzlicher um das Glück eines königlichen Paares besorgt zeigen, dessen Vermählung mit so vielen unverhofften politischen Verträgen und so vielen Verheißungen auf Frieden einherging, dass sie schließlich allen Franzosen ein Anliegen geworden war.

    Während der feierliche Empfang nach Einbruch der Dunkelheit mit mehreren Feuerwerken und Tanz fortgesetzt wurde, zog Angélique es vor, mit ihrer Gruppe ein Stück vorauszufahren. Sie verspürte den unwiderstehlichen Drang, sich zu beeilen, um endlich nach Paris zu kommen, wo sie Auskunft über das Verschwinden – die »Entführung«, wie sie im Stillen nur noch sagte – ihres Gemahls erhalten würde.
    Obwohl sie nach der langen Tagesetappe erschöpft war, fuhr sie weiter auf der einzigen Straße durch die Heide und ließ den Lärm, die Musik, den Beifall, die Hochrufe und all die anderen Äußerungen von Freude und Ausgelassenheit der Bevölkerung hinter sich.
    In jener Nacht träumte sie erneut von dem unheimlichen Ruf.
    »Médême! Médême!«
    Sie wurde unruhig und wachte schließlich auf. Ihr Bett war im einzigen Zimmer eines Bauernhofs aufgestellt worden, dessen Besitzer im Stall übernachteten. Florimonds Wiege stand neben dem Kamin. Marguerite und die junge Dienerin hatten sich zusammen auf ein Strohlager gelegt.
    Angélique sah, dass Marguerite aufgestanden war und einen Rock überstreifte.
    »Wo willst du hin?«
    »Das ist Kouassi-Ba, ich bin mir ganz sicher«, wisperte die große Frau.
    Hastig glitt Angélique unter ihren Laken hervor.
    Vorsichtig öffneten die beiden Frauen die wacklige Tür. Zum Glück war die Nacht sehr dunkel.
    »Kouassi-Ba, komm her!«, rief sie leise.
    Etwas bewegte sich, und eine große, schwankende Gestalt stolperte über die Schwelle. Sie führten ihn zu einer Bank und ließen ihn sich hinsetzen. Im Schein der Kerze sahen sie seine graue Haut und seinen völlig abgemagerten Körper. Seine Kleider
waren blutverschmiert. Seit drei Tagen irrte er verletzt durch die Heide.
    Marguerite kramte in den Truhen und flößte ihm einen kräftigen Schluck Branntwein ein. Erst danach konnte er wieder sprechen.
    »Nur einen Kopf, Herrin, ich habe nur einen einzigen Kopf abschlagen können.«
    »Das reicht vollkommen, glaub mir«, antwortete Angélique mit einem leisen Lachen.
    »Ich habe meinen großen Säbel und mein Pferd verloren.«
    »Ich werde dir neue geben. Sprich jetzt nicht … Du hast uns wiedergefunden, das ist das Wichtigste. Wenn der Herr dich sieht, wird er sagen: ›Gut gemacht, Kouassi-Ba.‹«
    »Werden wir den Herrn wiedersehen?«
    »Ganz bestimmt. Ich verspreche es dir.«
    Währenddessen hatte sie ein Wäschestück zerrissen, um daraus einen Verband zu machen. Sie fürchtete, die Pistolenkugel könne in der Wunde am Ende des Schlüsselbeins stecken geblieben sein, doch dann entdeckte sie unter der Achsel eine zweite Wunde, die ihr verriet, dass die Kugel den Körper durchschlagen hatte. Sie goss Branntwein auf die beiden Wunden und verband sie energisch.
    »Was machen wir denn jetzt mit ihm, Madame?«, fragte Marguerite ängstlich.
    »Ihn mitnehmen natürlich! Er wird seinen alten Platz auf dem Karren einnehmen.«
    »Aber was werden die Leute sagen?«
    »Welche Leute? Glaubst du denn wirklich, irgendjemand um uns herum würde sich Gedanken über meinen schwarzen Leibwächter machen? Gutes Essen, gute Pferde an den Poststationen und bequeme Unterkünfte, das ist alles, was sie interessiert. Er wird unter der Plane bleiben, und wenn wir in unserem Haus in Paris sind, wird sich alles von allein klären.«

    »Vergiss nicht, Marguerite, das ist alles nur ein Missverständnis«, wiederholte sie nachdrücklich, um sich selbst davon zu überzeugen.
    Angélique beglückwünschte sich zu ihrem Einfall, sich in dieser Nacht von der lärmenden Karawane des Hofs zu entfernen. Das hatte es dem Ärmsten ermöglicht, sich ihnen zu nähern und sich bemerkbar zu machen, ohne die Aufmerksamkeit neugieriger Nachbarn zu erregen. Sie hatte ihn hastig versorgt, weil sie fürchtete, dass bei Tagesanbruch schon bald wieder das rege Treiben auf der Straße einsetzen würde, wenn Garde- oder Musketierschwadronen über die Straße jagten, um den Tross des Königs anzukündigen. Doch abgesehen von ein paar vereinzelten Karossen blieb alles erstaunlich still.
    Ermutigt von der ausgelassenen Zuneigung, die ihm die Einwohner

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