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Angélique - Am Hof des Königs

Angélique - Am Hof des Königs

Titel: Angélique - Am Hof des Königs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Golon
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aufgerissen, und Péguilin de Lauzuns Gesicht beugte sich über die Öffnung.
    »Ist jemand verletzt?«
    Unter dem Eindruck des Schrecks brach sich sein südlicher Akzent Bahn.
    »Alle schreien, also sind wohl auch noch alle am Leben«, antwortete Angélique.
    Sie hatte einen kleinen Kratzer am Arm, der von einem Glassplitter herrührte, aber keine ernste Verletzung.
    Sie reichte dem Grafen das schreiende Kind. Hinter ihm tauchte der Chevalier de Louvigny auf, reichte ihr die Hand und
half ihr aus der Kutsche. Draußen auf der Straße nahm sie Florimond hastig wieder zurück und drückte ihn an sich, um ihn zu beruhigen. Das laute Weinen des Säuglings übertönte den Lärm ringsum, sodass man unmöglich auch nur ein Wort wechseln konnte.
    Während Angélique zärtlich ihr Kind tröstete, sah sie, dass die Kutsche des Grafen de Lauzun hinter ihrem Karren angehalten hatte, genau wie die Karosse seiner Schwester Charlotte, der Gräfin de Nogent. Von den beiden Kutschen der Brüder Gramont kamen Damen, Freunde und Knechte auf den Unfallort zugerannt.
    »Was ist denn überhaupt passiert?«, fragte sie, sobald Florimond ihr wieder erlaubte, ein Wort zu sagen.
    Der Kutscher wirkte verstört. Der Mann war nicht sonderlich zuverlässig. Er war ein redseliger Aufschneider, hatte immer ein Lied auf den Lippen und vor allem eine ausgeprägte Schwäche für Alkohol.
    »Hattest du getrunken, oder bist du eingeschlafen?«
    »Nein, Madame, ich schwöre es. Mir war heiß, das gebe ich zu, aber ich hatte meine Tiere fest im Griff. Wir fuhren in raschem Tempo. Aber plötzlich kamen zwei Männer aus dem Schutz der Bäume hervor. Einer von ihnen hatte eine Pistole. Er hat in die Luft geschossen, das hat die Pferde erschreckt. Sie haben sich aufgebäumt und sind zurückgewichen. Und dabei ist die Kutsche in den Graben gefallen. Einer der Männer hatte die Pferde beim Gebiss gepackt. Ich habe mit der Peitsche so fest auf ihn eingeschlagen, wie ich konnte. Der andere hat seine Pistole nachgeladen. Er ist näher herangekommen und hat in die Kutsche geschossen. In dem Moment ist der Karren gekommen und dann auch noch diese Herren auf ihren Pferden … Daraufhin sind die beiden Kerle geflüchtet …«
    »Eine seltsame Geschichte«, sagte Lauzun. »Der Wald wird bewacht und sollte eigentlich sicher sein. Die Büttel haben ihn
vor dem Durchkommen des Königs von allem Gesindel befreit. Wie sahen die Halunken denn aus?«
    »Ich weiß es nicht, Graf. Aber es waren keine Räuber, das ist sicher. Sie waren gut gekleidet und frisch rasiert. Eigentlich sahen sie aus, als gehörten sie zu einem herrschaftlichen Haushalt. Mehr kann ich über sie nicht sagen.«
    »Zwei fortgejagte Diener vielleicht, die sich die Gelegenheit für einen Überfall nicht entgehen lassen wollen?«, vermutete de Guiche.
    Eine schwere Karosse fuhr langsam an den stehenden Kutschen vorbei und hielt bei ihnen an. Mlle. de Montpensier steckte den Kopf aus dem Wagenschlag.
    »Schon wieder die Gascogner! Was veranstaltet Ihr denn hier für ein Spektakel? Wollt Ihr mit Euren Posaunenstimmen die Vögel der Île-de-France erschrecken?«
    Unter eifrigen Verbeugungen rannte Lauzun auf sie zu. Er erklärte, dass Mme. de Peyrac einen Unfall gehabt habe und es noch eine Weile dauern würde, bis man ihre Kutsche wieder aufgerichtet und instand gesetzt hätte.
    »Aber dann soll sie doch bei uns einsteigen«, rief die Grande Mademoiselle. »Los, mein kleiner Péguilin, holt sie her. Kommt, meine Liebe, bei uns ist noch eine ganze Bank frei. Da werdet Ihr es mit Eurem Kleinen bequem haben. Das arme Engelchen! Der arme kleine Schatz!«
    Sie half Angélique persönlich beim Einsteigen und Hinsetzen.
    »Ihr seid ja verletzt, meine arme Freundin. Sobald wir heute Abend haltmachen, lasse ich meinen Arzt kommen.«
    Verwirrt erkannte die junge Frau, dass es sich bei der Dame, die neben Mlle. de Montpensier im Fond der Kutsche saß, um niemand Geringeres als die Königinmutter handelte.
    »Eure Majestät möge die Störung entschuldigen!«
    »Ihr braucht Euch nicht zu entschuldigen, Madame«, entgegnete
Anna von Österreich sehr freundlich. »Mademoiselle hat gut daran getan, Euch einzuladen, in unserer Kutsche mitzufahren. Die Bank ist bequem, und hier könnt Ihr Euch besser von der ganzen Aufregung erholen. Was mich eher beunruhigt, sind diese bewaffneten Männer, die Euch überfallen haben, wie ich hörte.«
    »Mein Gott, vielleicht hatten sie es ja in Wahrheit auf den König oder die Königin

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