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Angélique - Am Hof des Königs

Angélique - Am Hof des Königs

Titel: Angélique - Am Hof des Königs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Golon
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an die Dienste zu erinnern, die sie der Königinmutter erwiesen hatte, um damit ihre Fehler vergessen zu machen.
    Alle waren sich einig, dass Mlle. de Montpensier der Regentin in jener Zeit eine unschätzbare Hilfe gewesen war. Anna von Österreich war damals beim Volk verhasst, weil sie Spanierin war, aber auch aus einer Vielzahl von anderen Gründen. Die Prinzessin hingegen, eine Enkelin Heinrichs IV., hatte es verstanden, sich bei den Rebellen beliebt zu machen, sodass sie ihr einen Passierschein ausgestellt hatten, der es ihren Leuten erlaubt hatte, in die Tuilerien zu fahren und dort alles zu holen, was sie brauchten. Mademoiselle hatte Angélique bereits in Saint-Jean-de-Luz davon erzählt.

    »Die Pariser haben Euch schon immer sehr geliebt«, gab Anna von Österreich zu. Sie fügte nicht »leider« hinzu, auch wenn dies in ihrem Tonfall mitschwang.
    Mademoiselles Mienenspiel verriet, dass sie sich über diese Einschätzung freute, auch wenn ihr das Zögern darin nicht verborgen geblieben war.
    Aber oft haben selbst die schlimmsten, heroischsten Erinnerungen auch ihre komischen Seiten.
    Amüsiert erinnerten sich die beiden Damen daran, dass unter den Kleidern, die die Königin hatte holen lassen, auch eine Truhe mit spanischen Handschuhen gewesen war. Und da die aufständischen Bürger, die den Karren durchsuchten, um sicherzustellen, dass keine Waffen darauf transportiert wurden, nicht an so starke Düfte gewohnt waren, hatten sie niesen müssen und eine ganze Weile nicht mehr damit aufhören können!
    Angélique lächelte. Diese Plaudereien ließen die Atmosphäre von Saint-Jean-de-Luz wieder aufleben, was ihr bestätigte, dass die Zeit dort nicht bloß ein seltsamer Traum gewesen war, sondern Realität. Dass sie sie mit dem höchst lebendigen Joffrey verbracht hatte, der ein Teil dieses um den König versammelten Hofes war und sich deshalb, genau wie alle anderen, nicht plötzlich in einen Geist hatte verwandeln können. Sie würde ihn wiederfinden. Er würde wieder auftauchen.
    Von den Frauenstimmen beruhigt, war Florimond eingeschlafen. Er seufzte im Schlaf, und Tränen hingen an den langen Wimpern, die seine blass gewordenen Wangen verdunkelten. Er hatte einen winzigen kirschroten, runden Mund. Sanft tupfte Angélique mit ihrem Taschentuch die weiße, gewölbte Stirn ab, auf der kleine Schweißtropfen perlten.
    Mademoiselle seufzte.
    »Bei der Hitze beginnt einem ja das Blut in den Adern zu kochen!«
    »Vorhin unter den Bäumen war es angenehmer«, stimmte
Anna von Österreich ihr zu, während sie sich mit ihrem großen schwarzen Schildpattfächer Luft zufächelte, »aber jetzt haben wir eine Stelle erreicht, an der der Wald gerodet wurde.«
    Daraufhin folgte ein Schweigen, dann schnäuzte sich Mademoiselle und wischte sich über die Augen. Ihre Lippen zitterten.
    »Ihr seid grausam, Madame, mich auf das aufmerksam zu machen, was mir schon seit einer ganzen Weile das Herz zerreißt. Ich weiß genau, dass dieser Wald mir gehört und dass Monsieur, mein Vater, ihn hat abschlagen lassen, um seine Ausgaben zu bestreiten, sodass jetzt nichts mehr davon übrig ist. Das bedeutet mindestens hunderttausend Ecus weniger für mich. Was für herrliche Diamanten und Perlen ich dafür bekommen hätte …!«
    »Euer Vater hat in seinem Verhalten niemals ein großes Urteilsvermögen bewiesen, meine Liebe.«
    »Ist das nicht ein Skandal, all diese bis auf die Wurzel abgesägten Stümpfe? Wenn ich nicht gerade in der Kutsche Eurer Majestät säße, könnte ich glauben, mir würde der Prozess wegen Majestätsbeleidigung gemacht, denn es ist üblich, die Wälder derjenigen kahl zu schlagen, die sich eines solchen Verbrechens schuldig gemacht haben.«
    »Dazu hat ja auch nicht viel gefehlt«, bemerkte die Königinmutter.
    Mademoiselle errötete.
    »Eure Majestät hat mir so oft versichert, dass alles Vergangene aus Eurer Erinnerung getilgt sei, dass ich nicht zu verstehen wage, worauf Ihr wohl anspielt.«
    »Ich gebe zu, dass ich nicht so reden sollte. Aber was wollt Ihr, das Herz ist schnell, wenn der Verstand gnädig sein möchte. Dabei habe ich Euch immer geliebt. Aber es gab eine Zeit, in der ich sehr böse auf Euch war. Ich hätte Euch vielleicht die Sache von Orléans verziehen, aber wenn ich Euch nach der Porte
Sainte-Antoine und den Kanonen der Bastille in die Finger bekommen hätte, dann hätte ich Euch erwürgt.«
    »Und das hätte ich auch verdient, weil ich das Missfallen Eurer Majestät erregt habe. Es war ein

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