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Angélique - Am Hof des Königs

Angélique - Am Hof des Königs

Titel: Angélique - Am Hof des Königs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Golon
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Angélique hastig.
    Péguilin de Lauzun riss die hellen Augen auf, mit denen er so schmachtend zu schauen verstand.

    »Ach, bloß einfach so, meine Teuerste.«
    Ungezwungen griff er nach ihrem Arm und zog sie mit sich.
    »Kommt, ich muss Euch unbedingt ein paar Freunden vorstellen, die es kaum erwarten können, Euch kennenzulernen.«
    Seine Freunde waren junge Männer aus dem Gefolge des Königs. Angélique war entzückt, geradewegs in die ersten Kreise des Hofes eingeführt zu werden. Saint-Thierry, Brienne, Cavois, der Marquis d’Humières, den Lauzun ihr als seinen erbittertsten Widersacher vorstellte, Louvigny, der zweite Sohn des Herzogs von Gramont – sie alle wirkten ausgesprochen fröhlich und galant und waren prächtig gekleidet. Sie entdeckte auch de Guiche, an dessen Arm sich immer noch der Bruder des Königs klammerte. Dieser sah sie an, als würde er sie nicht erkennen, und wandte ihr den Rücken zu.
    »Macht Euch nichts daraus, meine Liebe«, flüsterte Péguilin. »Für den Kleinen Monsieur sind alle Frauen Rivalinnen, und Guiche hat den Fehler begangen, Euch einen freundschaftlichen Blick zuzuwerfen.«
    »Ihr wisst doch, dass er nicht mehr der Kleine Monsieur genannt werden will«, warnte ihn der Marquis d’Humières. »Seit ihm nach dem Tod seines Onkels Gaston d’Orléans dessen Apanage zugefallen ist, heißt er bloß noch Monsieur.«
    Die Menge geriet in Bewegung. Es kam zu einem Gedränge, und gleich reckten sich mehrere eifrige Hände vor, um Angélique festzuhalten.
    »Seht Euch vor, Messieurs!«, rief Lauzun und hob belehrend einen Finger. »Denkt an die berühmte Klinge aus dem Languedoc!«
    Aber das Gedränge wurde so stark, dass Angélique, lachend und ein wenig verwirrt, unweigerlich gegen kostbare, nach Irispulver und Amber duftende Wämser gepresst wurde.
    Die Offiziere der Königlichen Tafel verlangten Durchlass für eine Prozession von Lakaien mit silbernen Tabletts und Schüsseln.
Es ging das Gerücht, Ihre Majestäten und der Kardinal hätten sich für einen Moment zurückgezogen, um einen Imbiss einzunehmen und sich ein wenig von den ununterbrochenen Vorstellungen zu erholen.
    Lauzun und seine Freunde verabschiedeten sich, da ihre Pflichten riefen.
    Angélique blickte sich suchend nach ihren Toulouser Bekannten um. Sie hatte schon befürchtet, sich unvermittelt der temperamentvollen Carmencita gegenüberzusehen, aber nun erfuhr sie, dass sich der unglückliche M. de Mérecourt, nachdem er den Kelch bis zur Neige geleert hatte, plötzlich doch noch auf seine Würde besonnen und seine Frau ins Kloster geschickt hatte. Wegen dieses Fehlers war er in tiefste Ungnade gefallen, da die Anwesenheit seiner spanischen Gemahlin bei Hof erwünscht gewesen war.
    Angélique schlängelte sich zwischen den beieinanderstehenden Gruppen hindurch. Der Geruch von gebratenem Fleisch und verschiedensten Parfüms bereitete ihr Migräne. Die Hitze raubte ihr den Atem.
    Sie merkte, dass sie Hunger hatte. Daraus folgerte sie, dass der Morgen bereits weit vorangeschritten sein müsse, und beschloss, allein in ihre Unterkunft zurückzukehren und sich Schinken und Wein servieren zu lassen, wenn sie ihren Gemahl nicht bald ausfindig machte. Die Leute aus ihrer Provinz hatten sich bestimmt bei einem von ihnen versammelt. Um sich herum sah sie nur fremde Gesichter. Die Stimmen, denen der Akzent des Südens fehlte, klangen so ungewohnt. Hatte auch sie sich in den Jahren, die sie nun schon im Languedoc lebte, diesen singenden Tonfall und das schnelle Reden angewöhnt?
    Schließlich gelangte sie in einen stillen Winkel unter der Treppe und ließ sich auf eine Bank sinken, um wieder zu Atem zu kommen und sich ein wenig Luft zuzufächeln. Es war wirklich nicht leicht, aus diesen im spanischen Stil erbauten Häusern
mit ihren versteckten Fluren und verborgenen Türen wieder ins Freie zu finden.
    Tatsächlich blitzte nur ein paar Schritte von ihr entfernt in der mit Tapisserien bedeckten Wand ein Spalt auf. Ein Hund, der mit einem Hühnerknochen im Maul aus dem Nebenraum kam, vergrößerte die Öffnung.
    Angélique warf einen Blick hinein. Sie entdeckte die königliche Familie, die in Gesellschaft des Kardinals, der beiden Erzbischöfe von Bayonne und Toulouse, des Marschalls de Gramont und von M. de Lionne am Tisch saß. Die Bediensteten des königlichen Haushalts, die den Herrschaften aufwarteten, kamen und gingen durch eine andere Tür.
    Mehrmals warf der König sein Haar zurück und fächelte sich mit seiner

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