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Angélique - Am Hof des Königs

Angélique - Am Hof des Königs

Titel: Angélique - Am Hof des Königs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Golon
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gelockt.
     
    Angélique erschauerte.
    Der König sah sie an.
    Doch gleich darauf sagte sie sich, dass sie sich irren müsse. Mit der Zeit sollte sie erkennen, dass der König immer so schaute, mit seinem Blick jeden Einzelnen zu umfangen schien. Und vielleicht fixierte er ja auch einfach nur die Versammelten vor ihm, ohne sich weiter Gedanken darüber zu machen?
    Außerdem hatte dieser ganze subtile Austausch von Worten, Empfindungen, Eindrücken und Reaktionen nicht länger als eine Minute, ja kaum ein paar Sekunden gedauert. Sie hatte gehört, wie Joffrey mit seiner schönen, wohlklingenden, höflichen Stimme, in der gerade die nötige Ehrerbietung, aber auch ein diskreter, schmeichelnder Charme mitschwangen, antwortete: »Ich stehe Eurer Majestät und Eurer Eminenz jederzeit zur Verfügung.«
     
    Die Audienz war beendet.
    Angélique und ihr Gemahl gingen hinüber zu Monseigneur de Fontenac, den sie im unmittelbaren Gefolge des Kardinals entdeckt hatten, und begrüßten ihn.
    Anschließend machten sie die Runde bei den anwesenden
Vertretern des Hochadels und ihren Bekannten. Vor lauter Knicksen tat Angélique der Rücken weh, aber gleichzeitig war sie so aufgeregt, dass sie die Erschöpfung gar nicht spürte. Endlich war es so weit. Sie hatte den König und seine Familie gesehen.
    Bei all den Komplimenten, die man ihr machte, konnte sie nicht daran zweifeln, dass sie ihre Rolle ausgefüllt und der Provinz Languedoc Ehre gemacht hatte. Ganz offensichtlich erregten sie und ihr Gemahl Aufmerksamkeit. Doch niemand schien bemerkt zu haben, dass während ihrer Vorstellung etwas Ungewöhnliches vorgefallen war, und sie fragte sich, ob sie die Einzige gewesen war, die diesen kurzen Moment der Beklommenheit empfunden hatte. Wahrscheinlich war es nur eine Folge ihrer Aufregung gewesen, eine ganz natürliche Reaktion während einer so lange herbeigesehnten Zeremonie, bei der sich in einem einzigen Augenblick die Begegnung mit solch ruhmreichen Menschen vollzieht.
    Während sich ihr Gemahl mit dem Marschall de Gramont unterhielt, stellte sich ein noch junger Mann mit sympathischen Zügen direkt vor Angélique.
    »Erkennt Ihr mich wieder, o Göttin, die Ihr soeben erst dem Wagen des Sonnengottes entstiegen seid?«
    »Aber natürlich«, rief sie erfreut, »Ihr seid Péguilin.«
    Dann entschuldigte sie sich: »Verzeiht die vertrauliche Anrede, Monsieur de Lauzun, aber was wollt Ihr, überall höre ich nur Péguilin dies, Péguilin das! Alle empfinden für Euch eine so zärtliche Zuneigung, dass ich mich dem, ohne Euch wiedergesehen zu haben, einfach anschloss.«
    »Ihr seid hinreißend, und Ihr erfüllt nicht nur meine Augen, sondern auch mein Herz mit Freude. Seid Ihr Euch darüber im Klaren, dass Ihr die außergewöhnlichste Frau in dieser ganzen Gesellschaft seid? Ich kenne ein paar Damen, die gerade vor Neid auf Euer Kleid ihre Fächer zerbröseln und ihre Taschentücher
zerfetzen. Wie werdet Ihr erst am Tag der Hochzeit geschmückt sein, wenn Ihr schon so anfangt?«
    »Oh, an dem Tag werde ich neben den prunkvollen Umzügen verblassen. Aber heute bin ich dem König vorgestellt worden... Ich bin noch völlig aufgewühlt von diesem Erlebnis.«
    »Und fandet Ihr ihn charmant?«
    »Wie könnte man den König nicht charmant finden?«, entgegnete sie lachend.
    »Ich sehe, Ihr seid bereits vertraut damit, was man bei Hof sagen sollte und was nicht. Ich weiß nicht, durch welches Wunder ich immer noch dazugehöre. Und vor kurzem bin ich sogar zum Hauptmann der Gentilshommes en bec-de-corbin berufen worden.«
    »Eure Uniform ist sehr schön.«
    »Ja, sie steht mir nicht schlecht … Der König ist ein liebenswürdiger Freund, wohl wahr. Aber Vorsicht, man sollte ihn nicht zu stark kratzen, wenn man mit ihm spielt.«
    Er beugte sich zu ihrem Ohr hinab.
    »Wisst Ihr, dass ich einmal fast in die Bastille gesperrt worden wäre?«
    »Was hattet Ihr getan?«
    »Ich erinnere mich nicht mehr. Ich glaube, ich hatte die kleine Maria Mancini, in die er bis über beide Ohren verliebt war, ein wenig zu fest an mich gezogen. Der königliche Verhaftungsbefehl war schon unterzeichnet, aber ich wurde rechtzeitig gewarnt. Also habe ich mich Seiner Majestät unter Tränen zu Füßen geworfen. Daraufhin hat er mir verziehen, und statt mich in das finstere Gefängnis zu verbannen, hat er mich zum Hauptmann befördert. Ihr seht, er ist ein äußerst liebenswürdiger Freund … Wenn er nicht Euer Feind ist.«
    »Warum erzählt Ihr mir das?«, fragte

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