Angélique - Am Hof des Königs
zu besuchen... Der König hat sogar hinzugefügt, dass es auch seiner Cousine schlecht anstünde, zu gehen.
Aber ich habe darauf bestanden, das könnt Ihr mir glauben.«
Das Ganze hatte sich zu einer heiklen Angelegenheit entwickelt, weshalb sogar die Minister in das Zimmer des kranken
Kardinals beordert wurden, der immer noch unter seinem Gichtanfall litt. Monsieur, der eingesehen hatte, dass er schwerlich an der auf spanischem Boden stattfindenden Zeremonie teilnehmen könne, hatte heimlich intrigiert, um dafür zu sorgen, dass dieses Verbot auch auf Mademoiselle ausgeweitet würde.
Doch unvermutet entschied man, ihr die Teilnahme zu erlauben.
Königin Anna hatte erklärt, dass sie endlich Gewissheit über das Äußere ihrer Schwiegertochter haben wolle und in dieser Frage nur dem Urteil von Mademoiselle vertraue. Es sei endlich an der Zeit, dass eine vernünftige Person sie über die wahren Verhältnisse unterrichte, um sie auf die bewegenden, feierlichen Stunden auf der Fasaneninsel vorzubereiten.
Der Kardinal war sich darüber im Klaren, dass er Rücksicht auf die Empfindlichkeit des spanischen Herrschers nehmen musste, und so ließ er Don Luis de Haro wissen, dass die Grande Mademoiselle inkognito zur Hochzeit durch Prokuration kommen werde. Lenet, der Sachwalter des Prinzen von Condé, erhielt den Auftrag, sie zu begleiten, und sie hatte eine Mietkarosse bestellt, damit niemand ihr Wappen erkannte.
Also keine Frisur à la Binet an diesem Tag!
»Ich habe angeordnet, alle Locken herauszubürsten. Mit diesem glatten blonden Haar, das nun wirklich keine besondere Zierde ist, wird mich niemand bemerken.«
In schwarzes Tuch gekleidet, mit einem einfarbigen schwarzen Satinschleier vor dem Gesicht und nur ein paar schlichten Perlen an den Ohren und um den Hals – man hatte ihr versichert, dass Perlen der einzige Schmuck seien, der während der Trauerzeit erlaubt war -, war sie bereit für ihre Mission.
Sie würde keinen Puder auflegen.
Außerdem hatte sie ihre Reise geheim gehalten, um nicht von Leuten behelligt zu werden, die mitfahren wollten. Mademoiselle
wünschte nur Angélique und drei ihrer Damen als Begleitung.
Lenet war vorausgeritten, um ihre Überfahrt über den Bidassoa zu organisieren, und als sie in Hendaye ankamen, lagen die Boote schon bereit. Es waren drei »wunderbare« bunt gestrichene, teilweise vergoldete flache Kähne mit Vorhängen aus blauem, mit langen goldenen und silbernen Fransen besetztem Damast. Außerdem waren sie mit allen Möbeln ausgestattet, die man brauchte, um bequem zu sitzen.
Die Fährleute erzählten ihnen, dass sie bereits andere französische Damen nach Fuenterrabía übergesetzt hatten.
»Das war sicher Madame de Motteville mit einigen Hofdamen der Königin. Sie fürchtete wohl, meine Tarnung preiszugeben, denn die Spanier kennen sie bereits. Ich wette, sie ist heute Morgen hinübergefahren, um das Frühstück bei Pimentel einzunehmen …«
Monatelang hatte sich Don Antonio Pimentel de Prado, der heimliche Abgesandte des spanischen Königs, in Paris herumgetrieben und war beim geringsten Zeichen verstohlen in den Louvre geeilt.
Alle kannten ihn, und alle freuten sich, ihn wiederzusehen, um mit ihm über das qualvolle Jahr des Wartens zu plaudern. Seine Zuneigung zum französischen Hof, oder besser gesagt, die Zuneigung des französischen Hofes zu ihm, stammte aus der Zeit jener Reise nach Lyon, wohin er die gute Nachricht überbracht hatte: »Die Infantin gehört Euch.«
Mme. de Motteville war tatsächlich bei Pimentel. Man sah sie zusammen mit einigen Damen am Fenster seiner Unterkunft und erfuhr später, dass er sie zum Frühstück mit Kakao, einem in Spanien äußerst beliebten Getränk, und Keksen bewirtet hatte.
An der Anlegestelle von Fuenterrabía wartete eine offene
sechsspännige Kutsche. Und obwohl Mademoiselle von ihrer ausgezeichneten »Tarnung« überzeugt war, zweifelte sie nicht daran, dass die Karosse für sie bereitstand. Der König von Spanien war ein galanter Mann. Vor allem aber – und das gefiel Mademoiselle ganz besonders – brachte er seiner königlichen Verwandtschaft den angemessenen Respekt entgegen. Nachdem man ihn über ihr Kommen in Kenntnis gesetzt hatte, hätte er nie geduldet, dass eine Dame vom Rang der Herzogin von Montpensier gezwungen wäre, sich unter das gemeine Volk zu mischen.
Abgesehen von den Höflingen, die den König aus Madrid in den Norden begleitet hatten, hielt sich auch eine Vielzahl nicht ganz so
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