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Angélique - Am Hof des Königs

Angélique - Am Hof des Königs

Titel: Angélique - Am Hof des Königs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Golon
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Inquisition. Dann werdet Ihr mich also nicht verschonen?«
    »Lebt wohl, Monsieur«, entgegnete der Erzbischof mit zusammengekniffenen Lippen.
    Der Schein der Wachskerzen erhellte die Züge von Joffrey de Peyrac. Er blickte in die Ferne.
    »Was ist denn jetzt schon wieder los?«, wisperte Angélique.
    »Nichts, meine Liebe. Nur unser ewiger Streit.«
     
    Schließlich wurde es Zeit, das Haus aufzusuchen, in dem das junge Paar seine Gäste empfing. Niemand wusste etwas Genaues. Würde der Empfang im Quartier des Königs stattfinden oder in der Unterkunft, die Maria Theresia am Vortag bezogen hatte? Es stellte sich heraus, dass es das Haus neben dem der Königinmutter sein würde. Die neue Königin hatte sich dort bereits eingewöhnt. Oder wollte der König bloß seine Gewohnheiten beibehalten, nachdem die Pflicht der ersten Nacht erfüllt war?
    In Gesellschaft von Mademoiselle nahm Angélique an allen Festlichkeiten teil, die an diesem Abend noch folgten, an den Festmählern, die in verschiedenen Häusern und teilweise sogar im Freien gereicht wurden und bei denen Mademoiselle die Gäste begrüßte, und auch am Ball, der ebenfalls in verschiedenen Räumlichkeiten und an den Kreuzungen abgehalten wurde. Mademoiselle war sehr gerührt.
    »Habe ich meine Opfergabe nicht ebenso gut gereicht wie jeder andere? Und was ist mit meinen Verneigungen?«, fragte sie Angélique.
    »Gewiss, Eure Hoheit strahlte große Erhabenheit aus.«
    Mademoiselle platzte beinahe vor Stolz.
    »Ich bin für solche Zeremonien geschaffen, und ich glaube, meine Person ist bei diesen Gelegenheiten ebenso an ihrem Platz wie mein Name im Zeremoniell.«

    Abends reihte sich Angélique in den langen Zug der Höflinge und Adligen ein, die sich einer nach dem anderen vor dem großen Bett verneigten, in dem der König und seine junge Gemahlin Seite an Seite ruhten.
    Den Blicken all derer preisgegeben, die an ihnen vorbeidefilierten und sich vor ihnen verbeugten, lagen sie reglos wie zwei Puppen zwischen ihren Spitzenlaken. Angélique betrachtete sie mitleidig.
    Die Etikette raubte dem, was nun folgen sollte, alles Leben und alle Wärme. Wie sollten diese Ehegatten, die einander gestern noch nicht kannten und nun in ihrer steifen Pracht und Würde dalagen, sich einander zuwenden und einander umschlingen, nachdem die Königinmutter dem Brauch gemäß die Vorhänge des Brautbettes hatte fallen lassen? Sie empfand Mitgefühl mit der Infantin, die keine Regung zeigte und die Ängste eines jungen Mädchens vor allen anderen verbergen musste.
    Als sie die Treppe hinuntergingen, belustigten sich die Damen und Herren an gewagten Scherzen. Angélique dachte an Joffrey, der so sanft und geduldig mit ihr gewesen war. Wo war er? Seit dem Vorfall in der Kirche hatte sie ihn nicht mehr gesehen …
     
    Da kam plötzlich Péguilin de Lauzun auf sie zu. Er war ein wenig außer Atem.
    »Wo ist der Graf, Euer Gemahl?«
    »Ich weiß es nicht, ich suche ihn auch.«
    »Wann habt Ihr ihn zum letzten Mal gesehen?«
    »Ich habe mich heute Morgen nach der Trauung von ihm getrennt, um zu Mademoiselle zu gehen. Er begleitete Monsieur de Gramont.«
    »Und seitdem habt Ihr ihn nicht mehr wiedergesehen?«
    »Aber nein, das sagte ich doch bereits. Ihr wirkt erregt. Was wollt Ihr denn von ihm?«
    Er griff nach ihrer Hand und zog sie mit sich.

    »Kommt mit zum Haus des Herzogs von Gramont.«
    »Was ist denn los?«
    Er antwortete nicht. Er trug immer noch seine prächtige Uniform, aber die übliche Fröhlichkeit war aus seinem Gesicht gewichen.
    Der Herzog von Gramont, der inmitten einer Gruppe von Freunden bei Tisch saß, sagte ihnen, dass der Graf de Peyrac ihn am Morgen nach der Messe verlassen habe.
    »War er allein?«, wollte Lauzun wissen.
    »Allein? Allein?«, brummte der Herzog. »Was meint Ihr damit, mein Kleiner? Gibt es einen einzigen Menschen in Saint-Jean-de-Luz, der sich heute rühmen könnte, allein zu sein? Peyrac hat mir nichts über seine Absichten verraten, aber ich weiß, dass sein Mohr bei ihm war.«
    »Gut. Das gefällt mir schon besser«, entgegnete Lauzun.
    »Er wird wohl bei den Gascognern sein. Die Bande lässt es sich in einer Schenke am Hafen gut gehen. Das heißt, falls er nicht der Einladung von Prinzessin Henriette von England gefolgt ist, die ihn bitten wollte, für ihn und ihre Damen zu singen.«
    »Kommt, Angélique«, sagte Lauzun.
    Die Prinzessin von England war jenes liebenswürdige junge Mädchen, das neben Angélique im Boot gesessen hatte, als Vardes

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