Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Angélique - Am Hof des Königs

Angélique - Am Hof des Königs

Titel: Angélique - Am Hof des Königs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Golon
Vom Netzwerk:
bei dem sie gewissermaßen als Gastgeberin waltete. Sie wollte überall zugleich sein, zerrte Angélique überallhin mit und beauftragte sie mit tausend Gefälligkeiten.
     
    »Würdet Ihr für uns singen?«, bat der König.
    Ein Schauer durchlief Joffrey de Peyrac. Er richtete einen hochmütigen Blick auf Ludwig XIV. und musterte ihn wie einen Unbekannten, der ihm nicht vorgestellt worden war. Zitternd griff Angélique nach seiner Hand.
    »Sing für mich«, flüsterte sie.

    Der Graf lächelte und gab Bernard d’Andijos ein Zeichen, woraufhin dieser hinausstürzte.
    Der Abend ging zu Ende. Die Infantin saß neben der Königinmutter, dem Kardinal, dem König und dessen Bruder. Sie hielt sich sehr gerade und hatte den Blick niedergeschlagen. Die Trennung von Spanien war vollzogen.
    Mit blutendem Herzen hatte sich Philipp IV. mit seinen Hidalgos auf den Rückweg nach Madrid gemacht und die stolze, reine Infantin als Pfand für den neuen Frieden zurückgelassen...
    Der junge Violinenspieler Giovani bahnte sich einen Weg durch die Reihen der Höflinge und brachte dem Grafen de Peyrac seine Laute und seine samtene Maske.
    »Warum maskiert Ihr Euch?«, wollte der König wissen.
    »Die Stimme der Liebe hat kein Gesicht«, antwortete Peyrac, »und wenn die schönen Augen der Damen träumen, darf kein hässlicher Anblick sie dabei stören.«
    Er spielte ein paar Noten und begann zu singen, wobei er die alten okzitanischen Lieder mit neueren Liebesweisen abwechselte.
    Schließlich richtete er sich zu seiner vollen Größe auf, ging zur jungen Königin hinüber, setzte sich neben sie und stimmte einen von rauen arabischen Rufen unterbrochenen spanischen Gesang an, in dem die ganze Leidenschaft und das wilde Feuer der iberischen Halbinsel loderte.
    Angesichts dieser warmherzigen Geste gab die junge Königin die gleichmütige Haltung auf, die sie sich, nach dem Vorbild ihres Vaters, in der Öffentlichkeit zu wahren bemühte. Sie schaute auf, und man sah ihre schönen blauen Augen funkeln. Vielleicht durchlebte sie noch ein letztes Mal ihr abgeschiedenes Dasein als kleine Gottheit im Kreise ihrer Camarera mayor, ihrer Kammerfrauen und ihrer Zwerge, die sie zum Lachen brachten. Es war ein strenges und bedächtiges, aber vertrautes Leben: Sie
spielte Karten, empfing Nonnen, die Vorhersagen für ihre Zukunft machten, und erfreute sich an nachmittäglichen Imbissen mit eingemachtem Obst und Kuchen mit Orangenblüten- oder Veilchengeschmack.
    Ihre Miene nahm einen verstörten Ausdruck an, als sie all die französischen Gesichter um sich herum erblickte.
    »Ihr habt uns wahrlich bezaubert«, lobte der König den Sänger. »Mein einziger Wunsch ist es, noch lange die Gelegenheit zu haben, Eure Stimme zu hören.«
    Joffrey de Peyracs Blick funkelte eigenartig hinter seiner Maske.
    »Das wünscht sich niemand mehr als ich, Sire. Aber alles hängt von Eurer Majestät ab, nicht wahr?«
    Angélique glaubte zu bemerken, wie der Herrscher flüchtig die Stirn runzelte.
    »Das stimmt. Ich bin froh, Euch das sagen zu hören, Monsieur de Peyrac«, entgegnete er ein wenig unwirsch.
     
    Nachdem sie zu später Stunde in ihr Quartier zurückgekehrt waren, streifte Angélique hastig ihre Kleider ab, ohne zu warten, bis ihr eine Dienerin dabei zur Hand ging, und ließ sich seufzend aufs Bett fallen.
    »Ich bin völlig erschlagen, Joffrey. Ich glaube, ich bin das Hofleben einfach noch nicht gewohnt. Wie schaffen diese Leute es bloß, tagsüber so vielen Vergnügungen nachzugehen und sich dann nachts auch noch gegenseitig zu betrügen?«
    Der Graf legte sich neben sie. Es war so heiß, dass schon die Berührung eines dünnen Lakens zu viel war. Durch das offene Fenster fiel hin und wieder der rötliche Schein einer vorbeigetragenen Fackel auf den Himmel ihres Bettes, dessen Vorhänge sie nicht heruntergelassen hatten. Immer noch war Saint-Jean-de-Luz eifrig mit den Vorbereitungen für den kommenden Tag beschäftigt.

    »Wenn ich nicht ein wenig schlafe, breche ich morgen während der Zeremonie zusammen«, erklärte Angélique gähnend.
    Sie streckte sich und schmiegte sich dann an den braunen, hageren Körper ihres Gemahls.
    Er streckte die Hand aus und streichelte ihre im Halbdunkel wie Alabaster leuchtende Hüfte. Dann glitt er die sanfte Krümmung ihrer Taille entlang und traf auf ihren kleinen, festen Busen. Seine Finger bebten, wurden drängender, kehrten zu ihrem geschmeidigen Bauch zurück. Doch als er eine kühnere Liebkosung wagte, wehrte

Weitere Kostenlose Bücher