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Angelique Der Gefangene von Notre Dame

Titel: Angelique Der Gefangene von Notre Dame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Golon Anne
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sein Pult.

    Â»Ruhe! Ich lasse den Saal räumen! Wachen, werft diese Störenfriede hinaus...! Monsieur Bourié, setzt Euch wieder hin! Ich habe endgültig genug von diesen ständigen Unterbrechungen. Lasst uns endlich zum Ende kommen! Maître Desgrez, wo seid Ihr?«
    Â»Ich bin hier, Vorsitzender«, antwortete der Advokat.
    Masseneau holte tief Luft und beherrschte sich mit Mühe. In ruhigerem Ton fuhr er fort: »Messieurs, die königliche Justiz hat die Pflicht, sich nach allen Seiten abzusichern. Daher hat der König, obwohl dieser Prozess unter Ausschluss der Öffentlichkeit geführt wird, in seiner Hochherzigkeit den Angeklagten nicht aller Möglichkeiten zu seiner Verteidigung berauben wollen. Aus diesem Grund war ich der Ansicht, dem Angeklagten gestatten zu müssen, jede noch so gefährliche Demonstration durchzuführen, um die magischen Verfahren aufzuklären, deren er beschuldigt wird. Und zu guter Letzt hat man ihm als Ausdruck der höchsten Milde unseres Herrschers den Beistand eines Advokaten gewährt, dem ich hiermit das Wort erteile.«

Kapitel 16
    D esgrez erhob sich, grüßte das Gericht, dankte dem König im Namen seines Mandanten und stieg dann auf das um zwei Stufen erhöhte kleine Podest, von dem herab er sprechen sollte.
    Â 
    Als Angélique sah, wie er dort sehr aufrecht und würdevoll stand, konnte sie kaum glauben, dass dieser schwarz gekleidete Mann der gleiche schlaksige Junge mit der feinen Spürnase sein sollte, der, nach seinem Hund pfeifend, mit gekrümmtem Rücken in seiner schäbigen Jacke durch die Straßen von Paris schlenderte.
    Der kleine alte Gerichtsschreiber Clopot, der die Akten für ihn zusammengestellt hatte, trat hinzu und kniete, dem Brauch gemäß, vor ihm nieder.
    Â 
    Der Advokat musterte erst das Gericht, dann das Publikum. Er schien in der Menge nach jemandem zu suchen. Lag es am gelblichen Schein der Kerzen? Angélique hatte den Eindruck, als sei er leichenblass.
    Doch als er sprach, klang seine Stimme fest und gelassen.
    Â 
    Â»Messieurs, nach all den Bemühungen, die sowohl die Anklage als auch die Richter erkennen ließen und in deren Verlauf deutlich wurde, dass Eure gründliche Kenntnis der Gesetze nur noch von Eurer klassischen Bildung erreicht wird – all das, ich möchte es noch einmal betonen, mit dem einzigen Ziel, die
Justiz des Königs zu erleuchten, damit die ganze Wahrheit ans Licht komme -, habt Ihr, Messieurs, die ganze Leuchtkraft der Sterne erschöpft, um diesen Prozess zu beschreiben. Wie könnte ein unbedeutender Advokat in seinem ersten großen Prozess nach den scharfsichtigen lateinischen und griechischen Zitaten der königlichen Kommissäre noch einige winzige Strahlen entdecken, die dazu beitragen könnten, die Wahrheit hervorzubringen, die sich auf dem tiefsten Grund dieser entsetzlichen Anschuldigung verbirgt? Diese Wahrheit erscheint mir so fern und ihre Offenbarung so gefährlich, dass ich innerlich erschauere und mir heimlich beinahe wünsche, die kümmerliche Flamme möge verlöschen und mich in der friedvollen Dunkelheit zurücklassen, in der ich mich zuvor befand. Aber es ist zu spät! Ich habe gesehen, und ich muss sprechen. Und ich muss Euch zurufen: Seht Euch vor, Messieurs! Seht Euch vor, dass Ihr mit der Wahl, die Ihr treffen werdet, Eurer Verantwortung gegenüber den künftigen Jahrhunderten gerecht werdet. Gehört nicht zu denen, die schuld daran sind, dass die Kinder unserer Kinder einst über unser Jahrhundert sagen werden: ›Es war ein Jahrhundert der Heuchler und Ungebildeten. Denn in jenen Zeiten gab es einen großen, ruhmreichen Adligen, den man der Hexerei beschuldigte, nur weil er ein großer Gelehrter war.‹«
    Â 
    Der Advokat hielt kurz inne.
    Â»Stellt Euch eine Szene vergangener Zeiten vor, Messieurs«, fuhr er mit leiserer Stimme fort, »jener dunklen Epoche, als unsere Vorfahren nur grobe Steinwaffen besaßen. Nun kommt einer von ihnen auf den Gedanken, die Erde von einem bestimmten Boden aufzuheben. Er wirft sie ins Feuer und zieht eine scharfe, harte Substanz hervor, die bis dahin vollkommen unbekannt war. Seine Gefährten beschuldigen ihn der Hexerei und verurteilen ihn. Doch ein paar Jahrhunderte später werden aus diesem unbekannten Stoff, dem Eisen , unsere Waffen gefertigt. Ich
will noch weitergehen. Weicht Ihr, Messieurs, wenn Ihr heutzutage das

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