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Angelique Der Gefangene von Notre Dame

Titel: Angelique Der Gefangene von Notre Dame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Golon Anne
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dass es sich um purum aurum handelt.«
    Â»In Wahrheit ist das Gold, das vor Euren Augen aus dem Gestein gelöst wurde, nicht vollkommen rein«, mischte sich der Graf ein. »Sonst hätte das Metall nicht diesen Blitz erzeugt, der am Ende der Kupellation das Metall aufleuchten ließ und, in Verbindung mit einem abrupten Zustandswechsel, jenes andere Phänomen hervorgerufen hat, das den Block hochspringen ließ. Berzelius war der erste Gelehrte, der diesen eigenartigen Effekt beschrieben hat.«
    Â»Ist dieser Berzelius wenigstens römisch-katholischen Glaubens?«, fragte Bourié mürrisch.
    Â»Zweifellos«, antwortete Peyrac gelassen, »denn er war Schwede und lebte im Mittelalter.«
    Â 
    Bourié lachte sarkastisch.
    Â»Das Gericht wird den Wert eines so weit zurückliegenden Zeugnisses zu würdigen wissen.«

    Es folgte ein kurzer Moment der Unschlüssigkeit, während die Richter sich zueinander beugten und darüber berieten, ob man die Sitzung fortführen oder bis zum nächsten Morgen vertagen sollte.
    Â 
    Es war schon spät. Die Zuschauer waren erschöpft und überreizt zugleich. Doch niemand wollte gehen.
    Angélique spürte nicht die geringste Müdigkeit. Sie war wie losgelöst von sich selbst. Im Hintergrund ihres Geistes jagten sich die Gedanken, und sie folgte ihrem Verlauf, ohne darin eingreifen zu können. Die Demonstration der Auslösung des Goldes konnte unmöglich negativ für den Angeklagten ausgelegt werden... Hatten die Übertreibungen des Mönchs Bécher denn keinen schlechten Eindruck auf die Richter gemacht? Dieser Masseneau konnte noch so häufig betonen, dass er unparteiisch sei, es schien offensichtlich, dass er im Grunde seinem Landsmann aus der Gascogne wohlgesinnt war. Aber von ihm einmal abgesehen, setzte sich das gesamte Gericht aus harten, unnachgiebigen Männern aus dem Norden zusammen. Und im Publikum war der urwüchsige Maître Gallemand der Einzige, der es wagte, auch nur die leiseste Kritik an den Entscheidungen des Königs zu äußern. Was die Nonne betraf, die Angélique begleitete, so war sie sicherlich hilfreich, aber eher wie ein Eiswürfel, den man auf die glühende Stirn eines Kranken legte.
    Ach, wenn das doch bloß alles in Toulouse passiert wäre...!
    Â 
    Und wann würde man ihrem Advokaten endlich das Wort erteilen, auch er ein Kind der Stadt Paris, unbekannt und arm obendrein...? Hoffentlich würde er nicht doch noch in letzter Minute zurückschrecken. Und wo blieb Pater Kiher? Vergeblich suchte Angélique unter den Zuschauern in der ersten Reihe nach dem gewitzten Bauerngesicht des Großexorzisten von Frankreich.

    Feindseliges Flüstern umringte Angélique wie ein infernalisches Raunen:
    Â»Anscheinend hat man Bourié drei Diözesen versprochen, wenn er dafür sorgt, dass dieser Mann verurteilt wird. Peyracs einziges Verbrechen war, dass er seinem Jahrhundert voraus ist. Man wird ihn verurteilen, Ihr werdet schon sehen...«
    Masseneau hüstelte.
    Â»Messieurs«, verkündete er, »die Sitzung wird fortgesetzt. Angeklagter, habt Ihr dem, was wir gerade gesehen und gehört haben, noch etwas hinzuzufügen?«
    Â 
    Der große Hinkefuß aus dem Languedoc richtete sich auf seinen Krücken auf, und seine Stimme erhob sich. Ihr voller Klang und der aufrichtige Ton des Grafen ließen das Publikum erschauern.
    Â»Ich schwöre vor Gott und bei den gesegneten Häuptern meiner Frau und meines Kindes, dass ich weder den Teufel noch seine Hexenkünste kenne, dass ich niemals die Transmutation von Gold praktiziert oder nach teuflischer Anleitung Leben erschaffen habe und dass ich niemals versucht habe, meinem Nächsten mit Hilfe von Hexerei oder Flüchen zu schaden.«
    Zum ersten Mal während dieser endlosen Sitzung spürte Angélique im Publikum eine Woge der Sympathie für ihren Gemahl.
    Â»Wir glauben dir«, rief eine helle, kindliche Stimme aus der Menge.
    Der Richter Bourié richtete sich auf und wedelte mit seinen Ärmeln.
    Â»Seht Euch vor! Das ist die Wirkung eines Zaubers, über den wir noch nicht ausführlich gesprochen haben. Vergesst nicht: die Goldene Stimme des Königreichs...«
    Â»Dann soll er singen! Er soll singen...«, antwortete die gleiche kindliche Stimme.
    Da stieg dem Vorsitzenden Masseneau das südliche Blut ins Gesicht, und er schlug dröhnend mit der Faust auf

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