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Angelique Der Gefangene von Notre Dame

Titel: Angelique Der Gefangene von Notre Dame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Golon Anne
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Schweizer waren mit einem Wasserkübel und einem kleinen Becken zurückgekommen.
    Nachdem der Mönch das Pulver mit kreisenden Bewegungen gewaschen hatte, zeigte er dem Gericht triumphierend die sehr geringe Menge schwererer Elemente, die sich am Boden des Beckens abgesetzt hatten.
    Â»Es ist genau so, wie ich sagte«, erklärte er. »Keine Spur von Gold, nicht einmal ein Hauch. Nur mit Hilfe von Magie könnte man aus diesem Gestein Gold herausholen.«
    Â»Man kann das Gold nur nicht sehen«, wiederholte Joffrey. »Meine Gehilfen werden es allein mit Hilfe von Blei und Feuer aus diesem zerstoßenen Gestein herauslösen. Ich selbst werde mich an dem Vorgang nicht beteiligen. So könnt Ihr sicher sein, dass ich weder ein neues Element einbringe noch einen Zauberspruch verwende und dass es sich um einen rein handwerklichen Vorgang handelt, der von Arbeitern durchgeführt wird, die genauso wenig Hexenmeister sind wie jeder andere Schmied.«
    Â»Er spricht zu unbefangen und gut«, bemerkte Maître Gallemand leise. »Bald werden sie ihn noch beschuldigen, die Richter und das Publikum mit seiner Stimme zu behexen.«

    Wieder machten sich Kouassi-Ba und Fritz Hauer ans Werk. Offensichtlich widerstrebend, aber nichtsdestoweniger erregt von seiner »Mission« und der hervorgehobenen Rolle, die er nach und nach in diesem Prozess einnahm, bei dem er auf seine Weise die Kirche zu verteidigen glaubte, beobachtete Bécher, ohne einzugreifen, wie die beiden Helfer als Erstes den Schmelzofen mit Holzkohle befüllten.
    Der Sachse griff nach einem großen Tiegel aus Ton. Er legte erst das Blei und dann die zu schwarzem Pulver zerstoßene Schlacke hinein. Das Ganze wurde mit einem weißen Salz bedeckt, bei dem es sich um Borax 10 handeln musste. Schließlich kam noch eine Schicht Holzkohle darüber, und Kouassi-Ba begann, mit den Füßen die beiden Blasebälge zu betätigen.
    Angélique bewunderte die Geduld, mit der sich ihr eben noch so stolzer, hochfahrender Gemahl in diese Komödie ergab.
    Entschlossen hielt er sich vom Schmelzofen fern und stand neben dem Anklagebänkchen. Trotzdem erhellte der Schein des Feuers sein mageres, bleiches, von üppigem Haar eingerahmtes Gesicht.
    Etwas Düsteres, Bedrückendes ging von dieser ganzen Szene aus.
    Im heißen Feuer des Ofens schmolzen das Blei und die Schlacke. Rauch und ein beißender, schwefliger Geruch breiteten sich aus. In den ersten Reihen begannen mehrere Zuschauer, zu husten und zu niesen.
    Zeitweise verschwand das gesamte Gericht hinter einer dunklen Rauchwand.
    Angélique dachte bei sich, dass es den Richtern trotz allem hoch anzurechnen sei, dass sie sich, wenn schon nicht einer Vorführung von Hexenkünsten, so doch dieser äußerst unangenehmen Prüfung aussetzten.

    Der Richter Bourié stand auf und bat um die Erlaubnis, näher heranzugehen. Masseneau gestattete es ihm. Aber der Richter, der als gewiefter Fälscher galt und von dem der Advokat behauptet hatte, der König habe ihm drei Abteien versprochen, falls der Prozess mit einem strengen Urteil endete, stellte sich zwischen den Schmelzofen und den Angeklagten, wobei er dem Ofen den Rücken zuwandte, sodass er den Grafen beobachten konnte.
    Gelegentlich hüllte ihn der Rauch aus dem Schmelzofen ein und brachte ihn zum Husten, aber standhaft blieb er auf seinem unangenehmen, exponierten Posten und ließ den Grafen nicht aus den Augen.
    Der Richter Fallot, der sich de Sancé nennen ließ, schien selbst auf glühenden Kohlen zu sitzen. Er wich dem Blick seiner Kollegen aus und rutschte unruhig auf seinem großen, mit rotem Samt bezogenen Stuhl hin und her.
    Armer Gaston, dachte Angélique. Doch dann verlor sie das Interesse an ihm.
    Im Feuer, das ein Wächter unentwegt mit neuer Holzkohle nährte, färbte sich der Tiegel inzwischen rot, dann beinahe weiß.
    Â 
    Â»Halt!«, befahl der sächsische Bergmann, der, mit Ruß, Schweiß und Knochenasche bedeckt, immer mehr einem aus der Hölle entsprungenen Ungeheuer glich.
    Er ging zu einem der Säcke hinüber und holte eine große bauchige Zange heraus, mit der er den schweren, von Flammen umgebenen Tiegel packte. Mit durchgedrücktem Rücken breitbeinig auf seinen krummen Beinen stehend, hob er den Tiegel scheinbar mühelos aus dem Ofen.
    Daraufhin hielt ihm Kouassi-Ba eine Sandform hin. Ein silberheller Strahl ergoss sich,

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