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Angelique Der Gefangene von Notre Dame

Titel: Angelique Der Gefangene von Notre Dame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Golon Anne
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er stand so dicht neben ihr, als er wieder sprach, dass der Tabakgeruch in seinem Atem sie schmerzlich an Joffreys Küsse erinnerte.
    Â»Sie haben versucht, mich zu verhaften, als ich den Justizpalast verließ. Sorbonne hat einen der Büttel getötet, so konnte ich entkommen. Der Hund ist Eurer Spur gefolgt und hat mich hierhergeführt. Jetzt müsst Ihr verschwinden. Habt Ihr verstanden? Kein Name mehr, keine weiteren Schritte, nichts. Sonst werdet Ihr Euch eines Morgens in der Seine wiederfinden, genau wie Pater Kiher, und Euer Sohn hat beide Eltern verloren. Was mich betrifft, ich hatte dieses schreckliche Ende vorausgesehen. Auf mich wartet an der Porte Saint-Martin ein Pferd. In ein paar Stunden bin ich weit weg.«
    Â 
    Angélique klammerte sich an die durchnässte Jacke des Advokaten.
    Â»Ihr werdet doch jetzt nicht gehen...? Ihr werdet mich doch nicht im Stich lassen?«
    Er packte die schmalen Handgelenke der jungen Frau und löste ihre verkrampften Finger.
    Â»Ich habe für Euch alles aufs Spiel gesetzt und bis auf mein Leben alles verloren.«
    Â»Dann sagt mir wenigstens... Sagt mir, was ich für meinen Gemahl tun kann.«
    Â»Das Einzige, was Ihr jetzt noch für ihn tun könnt...«
    Er zögerte und sprach dann hastig weiter: »Geht zum Henker und gebt ihm dreißig Ecus, damit er ihn erdrosselt... vor
dem Feuer. So muss er wenigstens nicht leiden. Hier habt Ihr das Geld.«
    Sie spürte, wie er ihr eine Börse in die Hand drückte. Ohne ein weiteres Wort ging er davon. Der Hund zögerte noch, seinem Herrn zu folgen. Er kam zu Angélique zurück und schaute mit seinen warmen, freundlichen Augen zu ihr auf. Desgrez pfiff. Der Hund spitzte die Ohren und rannte hinaus in die Dunkelheit.

Kapitel 18
    M aître Aubin, der Scharfrichter, wohnte an der Place du Pilori, unmittelbar vor der Fischhalle. Dort musste er wohnen, nirgendwo sonst. Seit unvordenklichen Zeiten war dieses Detail in den Bestallungsbriefen der Scharfrichter von Paris festgelegt. Alle Läden und Verkaufsstände des Platzes gehörten ihm, und er vermietete sie an die kleinen Händler. Darüber hinaus hatte er das Recht, von jeder Auslage des Markts eine Handvoll frisches Gemüse oder Korn, einen Süßwasserfisch, einen Seefisch und ein Bündel Heu zu nehmen.
    Â 
    Wenn die Fischweiber die Herrinnen der Markthallen waren, so war der Scharfrichter ihr düsterer, verhasster Herr.
    Â 
    Angélique suchte ihn auf, als der Abend dämmerte. Der junge Cordaucou brachte sie hin. Selbst zu dieser späten Stunde waren die Straßen noch voller Menschen. Durch die Rue de la Poterie und die Rue de la Fromagerie gelangte Angélique in dieses charakteristische Viertel, wo die Rufe der Marktweiber erschallten, die für ihre roten Gesichter und ihre blumige Sprache bekannt waren und eine privilegierte Zunft bildeten. In den Straßenrinnen kämpften Hunde um die Abfälle. Mit Heu und Holz beladene Karren versperrten die Straßen. Und über allem hing der Geruch nach Meer, den die Stände in der Fischhalle verströmten.
    Vom nahe gelegenen Friedhof der Unschuldigen Kinder mit seinen schrecklichen Leichengruben, in denen seit fünfhundert Jahren die Gebeine der Pariser verscharrt wurden, zog ein ekelerregender
Gestank herüber und vermischte sich mit den Aromen von Fleisch und Käse.
    Â 
    Mitten auf dem Platz erhob sich der Pranger. Das Gebäude, eine Art kleiner, achteckiger Turm mit spitzem Dach, umfasste neben dem Erdgeschoss noch einen ersten Stock mit hohen Spitzbogenfenstern, durch die man das große, drehbare eiserne Rad erkennen konnte, das in der Mitte des Turms aufgestellt war.
    Dort wurde an diesem Abend ein Dieb zur Schau gestellt. Sein Kopf und seine Hände steckten in rings um das Rad angebrachten Löchern. Hin und wieder setzte einer der Knechte des Henkers das Rad in Bewegung. Das vor Kälte blau verfärbte Gesicht des Diebs und seine baumelnden Hände tauchten abwechselnd in den Fenstern auf wie die makabre Figur einer Automatenuhr, und die Schaulustigen, die sich unten versammelt hatten, lachten über seine verzerrten Züge.
    Â»Das ist Jactance«, hieß es, »der größte Beutelschneider der Markthallen.«
    Â»Ha, von jetzt an wird ihn jeder erkennen!«
    Â»Und sobald er sich irgendwo blicken lässt, schreien alle Mägde und Händler: ›Vorsicht, Beutelschneider!‹
    Â 
    Am Fuß des

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