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Angelique Der Gefangene von Notre Dame

Titel: Angelique Der Gefangene von Notre Dame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Golon Anne
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entfachen.
    Â»Hortense? Dieses zänkische Weib. Als ich nach Paris gekommen bin, wollte ich sie besuchen, aber das hat mir nur Gezeter eingebracht! Sie ist fast gestorben vor Scham, als ich mit meinen derben Schuhen in ihr Haus kam. Ich trüge ja nicht einmal mehr mein Schwert, hat sie gekreischt. Nichts würde mich mehr von einem ungeschliffenen Handwerker unterscheiden! Da hat sie recht. Aber soll ich über meiner ledernen Schürze etwa ein Schwert tragen? Ich bin ein Adliger, aber ich möchte malen, und die Vorurteile dieser dummen Gans werden mich bestimmt nicht davon abhalten.«
    Â»Ich glaube, das Rebellieren liegt uns allen im Blut«, bemerkte Angélique seufzend.
    Liebevoll griff sie nach der schwieligen Hand ihres Bruders.
    Â»Es ist dir wohl sehr elend ergangen?«
    Â»Nicht elender, als es mir bei der Armee ergangen wäre. Da hätte ich zwar ein Schwert getragen, aber ich hätte auch bis über beide Ohren in Schulden gesteckt, und die Wucherer würden mir keine Ruhe lassen. Hier weiß ich, was ich verdiene. Ich erwarte keine Pension, die von den Launen eines fernen Herrn abhängt. Mein Meister kann mich nicht betrügen, denn die Zunft schützt mich. Und wenn das Leben zu hart wird, schaue ich manchmal bei den Jesuiten im Temple 1 vorbei und bitte unseren Bruder um ein paar Ecus.«
    Â»Raymond ist in Paris?«, rief Angélique.

    Â»Ja. Er wohnt im Temple, aber er ist Kaplan mehrerer Klöster, und es würde mich nicht wundern, wenn er es irgendwann zum Beichtvater einiger einflussreicher Persönlichkeiten am Hof bringt.«
    Â 
    Angélique dachte nach. Raymonds Hilfe war genau das, was sie jetzt brauchte. Einen Geistlichen, dem die Angelegenheit vielleicht am Herzen lag, da es sich um seine eigene Verwandtschaft handelte...
    Trotz der noch frischen Erinnerung an die Gefahr, in der sie geschwebt hatte, und trotz der Worte des Königs dachte Angélique gar nicht daran, aufzugeben. Sie war sich lediglich darüber klar geworden, dass sie von nun an sehr vorsichtig würde sein müssen.
    Â»Gontran«, sagte sie entschlossen, »bringst du mich bitte ins Wirtshaus Zu den Drei Hämmern.«
    Gontran wunderte sich nicht über ihre Bitte. War seine Schwester nicht schon immer ein eigenwilliges Geschöpf gewesen? Er sah noch deutlich vor sich, wie sie als Kind barfuß, zerlumpt und von dornigen Ranken zerkratzt von ihren Streifzügen durch die Felder zurückkehrte, über die sie mit niemandem redete, blutend manchmal, ungezähmt und geheimnisvoll.
    Van Ossel riet ihnen, die Nacht oder wenigstens den Abend abzuwarten, wenn die Gesichter in der Dunkelheit verschwammen. Schließlich hatte er genug Erfahrung mit den Dramen und Intrigen dieses Palastes, deren Echo durch die Stimmen seiner adligen Modelle an seine Staffelei drang.
    Mariedje lieh Angélique einen ihrer Röcke und das dazugehörige Mieder aus schlichtem, dunkel beigefarbenem Leinen. Dann band sie ihr einen schwarzen Satinschal um den Kopf, wie ihn die Frauen aus dem Volk trugen. Belustigt spürte Angélique, wie der Rock, der kürzer war als die Kleider der adligen Damen, um ihre Knöchel schwang.

    Als sie in Begleitung von Gontran den Louvre durch eine kleine Tür verließ, die Waschfrauenpforte genannt wurde, weil dort den ganzen Tag über die Wäscherinnen der fürstlichen Haushalte hinaus zur Seine und wieder hinein in den Palast liefen, glich sie eher einer adretten jungen Handwerkerfrau am Arm ihres Mannes als einer adligen Dame, die noch tags zuvor mit dem König gesprochen hatte.
    Hinter dem Pont-Neuf glitzerte die Seine in den letzten Sonnenstrahlen. Die Pferde, die zur Tränke an den Fluss geführt wurden, schritten bis zur Brust ins Wasser und schüttelten wiehernd und schnaubend den Kopf. Heukähne hatten mit ihrer duftenden Fracht in einer langen Reihe am Ufer festgemacht. Gerade war ein Marktschiff aus Rouen angekommen, und die Passagiere – Soldaten, Mönche und Ammen – stiegen ans schlammige Ufer.
    Die Glocken läuteten zum Angelus. Die Oblaten- und Waffelverkäufer eilten mit ihren Körben, über die sie weiße Tücher gebreitet hatten, durch die Straßen und lockten die Spieler in den Wirtshäusern zum Kauf:
    Â» Wer von Euch braucht den Oblatenmann,
der kommt, wenn Euch das Geld zerrann?
Oblaten! Oblaten! Wenn’s nicht reicht für den Braten. «
    Eine prächtige Kutsche rollte

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