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Angelique Der Gefangene von Notre Dame

Titel: Angelique Der Gefangene von Notre Dame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Golon Anne
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behauptet, nach dem Zermahlen und selbst nach dem Waschen weder Gold noch Silber zu finden sind.«
    Â»Das ist richtig. Aber geschmolzenes Blei zieht die unsichtbar darin vorhandenen Edelmetalle an und verbindet sich mit ihnen.«
    Â»Ihr behauptet also, Ihr könntet Gold aus gleich welchem Gestein herauslösen?«
    Â»Nein, das nicht. Die meisten Gesteinsarten enthalten kein Edelmetall oder nicht genügend davon. Außerdem ist es trotz langwieriger, komplizierter Versuche sehr schwierig, dieses in Frankreich nur sehr selten vorkommende Gestein zu erkennen.«
    Â»Wenn es tatsächlich so schwierig ist, diese Gesteinsarten zu erkennen, wie Ihr sagt, wie kommt es dann, dass Ihr sie als Einziger im ganzen Königreich zu finden vermögt?«
    Â 
    Â»Es ist eben eine Gabe, Monsieur«, erwiderte der Graf gereizt, »oder vielmehr eine Wissenschaft und ein mühseliges Handwerk. Ich könnte mir auch erlauben, Euch zu fragen, warum
Lully gegenwärtig als Einziger in Frankreich Opern komponiert und warum Ihr es nicht auch tut, wo doch jeder das Notenlesen lernen kann.«
    Der Vorsitzende verzog ärgerlich das Gesicht, fand auf diesen Einwand jedoch keine Antwort. Der Richter mit der verschlagenen Miene hob die Hand.
    Â»Ich erteile Euch das Wort, Monsieur Bourié.«
    Â»Falls es tatsächlich zutrifft, dass der Angeklagte ein geheimes Verfahren entdeckt hat, um Gold und Silber aufzuspüren, möchte ich ihn fragen, warum er, ein hoher Adliger, der seine Treue zum König beteuert, es nicht für nötig erachtet hat, dieses Geheimnis Seiner Majestät, dem strahlenden Herrscher dieses Landes, mitzuteilen. Denn das wäre nicht nur seine Pflicht gewesen, sondern auch eine Möglichkeit, die drückende, wenngleich notwendige Last der Steuern zu mildern, die nicht nur das Volk und den Adel plagen, sondern auch die eigentlich davon befreiten Juristen, die in Form verschiedener Abgaben ebenfalls ihren Teil beitragen?«
    Im Publikum erhob sich zustimmendes Gemurmel. Jeder fühlte sich persönlich betroffen und von tiefem Groll gegen diesen herablassenden, unverschämten Krüppel erfasst, der seinen wundersamen Reichtum für sich allein hatte behalten wollen.
    Angélique spürte, wie sich der Hass der Zuschauer gegen den von Folter gebrochenen Mann richtete, der vor Erschöpfung auf seinen Krücken zu schwanken begann.
    Zum ersten Mal schaute Peyrac direkt in den Saal. Doch der jungen Frau schien es, als sei sein Blick in weite Ferne gerichtet und sähe niemanden. Spürt er denn nicht, dass ich hier bin und mit ihm leide, fragte sie sich.
    Der Graf schien zu zögern.
    Â»Ich habe geschworen, Euch die ganze Wahrheit zu sagen«, antwortete er schließlich bedächtig. »Die Wahrheit ist, dass persönlicher Verdienst in diesem Land nicht gefördert wird. Im
Gegenteil, er wird von einer Bande von Höflingen ausgebeutet, die nur ihre eigenen Interessen, ihren Ehrgeiz oder ihre Streitereien im Sinn haben. Für jemanden, der tatsächlich etwas Großes aufbauen möchte, ist es unter diesen Umständen das Beste, sich zu verstecken und sein Werk durch Schweigen zu schützen. Denn man wirft keine Perlen vor die Säue.«
    Â»Was Ihr da sagt, wiegt sehr schwer. Ihr erweist damit nicht nur dem König einen schlechten Dienst, sondern auch Euch selbst«, erwiderte Masseneau ruhig.
    Â 
    Bourié fuhr auf.
    Â»Herr Vorsitzender, als geschworener Richter protestiere ich gegen die allzu große Nachsicht, mit der Ihr auf eine Aussage reagiert, die meines Erachtens als Beleg für das Verbrechen der Majestätsbeleidigung festgehalten werden müsste.«
    Â»Monsieur Bourié, wenn Ihr vorhabt, so weiterzumachen, wäre ich Euch dankbar, wenn Ihr mich offiziell als Vorsitzenden dieses Tribunals ablehntet. Ich selbst habe bereits darum gebeten, von dieser Aufgabe entbunden zu werden, aber unser König hat meiner Bitte nicht entsprochen, was wohl ein Beweis dafür sein dürfte, dass ich sein Vertrauen genieße.«
    Bourié errötete und setzte sich wieder hin, während der Graf mit müder, aber ruhiger Stimme erklärte, dass jeder seine Pflicht auf seine Weise interpretiere. Da er nicht am Hof verkehre, habe er sich nicht stark genug gefühlt, seine Ansichten gegen alle Widerstände durchzusetzen. Reichte es denn nicht, dass es ihm von seiner entlegenen Provinz aus gelungen war, der königlichen

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