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Angelique Der Gefangene von Notre Dame

Titel: Angelique Der Gefangene von Notre Dame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Golon Anne
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Schatzkammer jedes Jahr über ein Viertel des gesamten Steueraufkommens des Languedoc zukommen zu lassen? Während er auf diese Weise für das Allgemeinwohl – und zugegebenermaßen auch für sein eigenes Wohl – arbeitete, habe er es dennoch vorgezogen, seine Entdeckungen nicht der Öffentlichkeit preiszugeben, aus Furcht, wie so viele andere missverstandene
Gelehrte und Erfinder ins Exil getrieben zu werden.
    Â 
    Â»Ihr müsst zugeben, dass das eine recht verbitterte und abwertende Sicht auf das Königreich ist«, bemerkte der Vorsitzende immer noch sehr ruhig.
    Angélique erschauerte erneut.
    Der Advokat hob die Hand.
    Â 
    Â»Vergebt mir, Herr Vorsitzender. Ich weiß, dass für mich jetzt noch nicht der Moment gekommen ist, das Wort zu ergreifen, aber ich möchte Euch in Erinnerung rufen, dass mein Mandant einer der treuesten Untertanen Seiner Majestät ist. Der König selbst hat ihn mit einem Besuch in Toulouse geehrt und ihn anschließend persönlich zu seiner Hochzeit eingeladen. Ihr könnt nicht behaupten, der Graf de Peyrac habe gegen Seine Majestät und das Königreich gewirkt, ohne gleichzeitig das Urteilsvermögen Seiner Majestät in Frage zu stellen.«
    Â»Schweigt, Maître! Ich war sehr großzügig, Euch aussprechen zu lassen, und seid versichert, dass wir Euren Worten Rechnung tragen werden. Aber unterbrecht nicht noch einmal diese erste Befragung, die den Richtern die Möglichkeit geben soll, sich ein Bild vom Angeklagten und seinen Geschäften zu verschaffen.«
    Â 
    Desgrez setzte sich wieder hin. Der Vorsitzende erinnerte daran, dass der Wunsch des Königs nach Gerechtigkeit zwar beinhalte, alles anzuhören und sich auch berechtigter Kritik nicht zu verschließen, dennoch stünde es niemandem außer dem König selbst zu, sein Verhalten zu beurteilen.
    Â»Das war Majestätsbeleidigung...«, rief Bourié erneut.
    Â»Ich werde Majestätsbeleidigung nicht in die Anklage aufnehmen«, entschied Masseneau.

Kapitel 13
    M asseneau setzte seine Befragung mit der Feststellung fort, dass, abgesehen vom Vorwurf der Transmutation des Goldes, die der Angeklagte nicht bestritt, auch wenn er sie als ein natürliches und keineswegs teuflisches Phänomen auszugeben versuchte, zahlreiche Zeugenaussagen vorlagen, denen zufolge er die gesicherte Gabe besaß, Menschen, insbesondere sehr junge Frauen, in seinen Bann zu ziehen. Und dass bei den gottlosen, ausschweifenden Zusammenkünften, die er veranstaltete, die Frauen bei weitem in der Überzahl seien, sei »ein sicheres Zeichen für satanisches Einwirken, denn beim Hexensabbat übersteigt die Zahl der Frauen immer die der Männer«.
    Â 
    Als Peyrac schwieg wie in einem fernen Traum verloren, wurde Masseneau ungeduldig.
    Â»Was habt Ihr auf diese präzise Frage zu antworten, die sich aus dem Studium der Fälle des Offizialats der katholischen Kirche ergibt und Euch in so große Verlegenheit zu bringen scheint?«
    Joffrey zuckte zusammen, als sei er plötzlich erwacht.
    Â»Da Ihr darauf besteht, Monsieur, will ich zweierlei antworten. Erstens bezweifle ich, dass Ihr über so profunde Kenntnisse der vor dem römischen Offizialat verhandelten Fälle verfügt, da Einzelheiten über diese Prozesse nicht außerhalb kirchlicher Tribunale weitergegeben werden dürfen. Und zweitens können Eure Kenntnisse in diesen speziellen Angelegenheiten nur von persönlicher Erfahrung herrühren, was bedeutet, dass Ihr zumindest an
einem dieser Hexensabbate teilgenommen haben müsst. Ich für mein Teil muss gestehen, dass mir dergleichen in meinem ganzen abenteuerreichen Leben noch nie vergönnt war.«
    Der Vorsitzende zuckte bei dieser Beleidigung zusammen. Es hatte ihm die Sprache verschlagen, und erst nach einer ganzen Weile antwortete er mit bedrohlich ruhiger Stimme: »Angeklagter, ich könnte diese Gelegenheit nutzen, um die Befragung abzubrechen und Euch ›stumm‹ abzuurteilen. Ich könnte Euch sogar das Recht auf Verteidigung durch einen Dritten aberkennen. Aber ich möchte nicht, dass Ihr in den Augen böswilliger Beobachter als der Märtyrer irgendeines Anliegens erscheint. Daher werde ich andere Richter mit der Befragung fortfahren lassen, und ich hoffe, dass Ihr ihnen nicht auch die Lust nehmt, Euch anzuhören. Ich erteile dem Vertreter der Protestanten das Wort!«
    Â 
    Daraufhin erhob sich ein

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