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Angelique Der Gefangene von Notre Dame

Titel: Angelique Der Gefangene von Notre Dame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Golon Anne
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zu wollen!«, protestierte Delmas verunsichert.
    Â»Ach je, wir Gascogner necken und kritisieren nun einmal gern«, gab der Graf zu. »Dieser Geist hat mich dazu verleitet, gegen die Absurditäten meines Jahrhunderts anzukämpfen. Darin bin ich der Nachfolger eines berühmten Hidalgo: Don Quijote de la Mancha, der gegen Windmühlen kämpfte. Und ich fürchte, ich habe mich als genauso dumm erwiesen wie er.«
    Â 
    Es verging eine weitere Stunde, in deren Verlauf verschiedene Richter dem Angeklagten eine Reihe unsinniger Fragen stellten. Man wollte von ihm wissen, wie er vorging, um Blumen »betörende« Kräfte zu verleihen, sodass er lediglich einer bestimmten Person einen Strauß davon schicken musste, damit sie in Ekstase fiel. Sie fragten ihn nach den aphrodisierenden Mitteln, die er seinen Gästen während der Liebeshöfe ausschenkte und die diese in einen »lüsternen Rausch« versetzten, und schließlich, mit wie vielen Frauen er gleichzeitig verkehren könne.
    Der Graf de Peyrac antwortete auf diese Albernheiten teils mit Verachtung, teils mit einem ironischen Lächeln.
    Offensichtlich glaubte ihm niemand, als er erklärte, immer nur eine Frau gleichzeitig zu lieben.
    Â»Eure amourösen Fähigkeiten sind so berühmt, dass wir nicht überrascht waren, zu hören, wie vielen schändlichen Vergnügungen Ihr Euch hingegeben habt«, bemerkte Bourié, dem die anderen dieses heikle Thema überlassen hatten, hämisch.
    Â»Wenn Eure Erfahrung ebenso umfassend wäre wie meine amourösen Fähigkeiten«, entgegnete der Graf de Peyrac mit einem schneidenden Lächeln, »dann wüsstet Ihr, dass die Gier nach solchen Vergnügungen eher ein Ausdruck von Impotenz
ist, die die notwendige Erregung in abwegigen Freuden sucht. Ich für mein Teil will Euch gestehen, Messieurs, dass eine einzige Frau in stiller Nacht genügt, um all meine Wünsche zu erfüllen. Und ich will noch eines hinzufügen«, erklärte er in ernsterem Ton. »Ich fordere alle Lästermäuler aus Toulouse und dem Languedoc auf, erst einmal zu beweisen, dass ich seit meiner Hochzeit noch eine andere Frau geliebt habe als meine eigene.«
    Â»Dieses Detail hat die Voruntersuchung tatsächlich bestätigt«, stimmte ihm der Richter Delmas zu.
    Â»Ach, welch vollkommen unbedeutendes Detail«, entgegnete Joffrey lachend.
    Die Richter rutschten verlegen auf ihren Stühlen hin und her. Masseneau winkte Bourié, es gut sein zu lassen, aber aus lauter Wut darüber, dass all die Beweisstücke, die er so sorgfältig gefälscht hatte, systematisch verworfen worden waren, gab dieser sich noch nicht geschlagen.
    Â»Ihr habt Euch noch nicht zu dem Vorwurf geäußert, erregende Substanzen in die Getränke Eurer Gäste geschüttet zu haben, die diese dazu verleiteten, sich auf übelste Art und Weise gegen das sechste Gebot zu versündigen.«
    Â»Ich weiß, dass es Substanzen mit einer solchen Wirkung gibt, die Spanische Fliege etwa. Aber ich war nie dafür, durch künstliche Spannung zu erzwingen, was lediglich das Pulsieren des großzügigen Lebens und die natürlichen Eingebungen des Verlangens hervorrufen sollten.«
    Â»Dennoch hat man uns berichtet, dass Ihr größte Sorgfalt auf die Auswahl der Speisen und Getränke verwandt habt, die Ihr Euren Gästen vorsetztet.«
    Â»Aber das ist doch selbstverständlich. Jeder Mann, der darauf bedacht ist, seinen Gästen zu gefallen, würde genauso handeln.«
    Â»Ihr habt behauptet, Speisen und Getränke hätten einen großen Einfluss auf die Verführung der Person, die man zu erobern sucht. Ihr habt Zaubermittel gelehrt!«

    Â»Keineswegs. Ich habe gelehrt, dass man sich an den Gaben der Erde erfreuen soll. Dennoch müsse man bei allem, was man tut, die Regeln erlernen, die zum gewünschten Ziel führen.«
    Â»Dann erläutert uns doch einige Eurer Regeln.«
    Â 
    Joffrey schaute sich um, und Angélique sah sein strahlendes Lächeln.
    Â»Ich stelle fest, Messieurs, dass solche Fragen Euch ebenso faszinieren wie weniger bejahrte Jünglinge. Ob Schüler oder Richter, träumt nicht jeder davon, seine Schöne zu erobern? Aber, Messieurs, ich fürchte, ich muss Euch enttäuschen. Ich besitze hierfür genauso wenig eine Zauberformel wie für die Schaffung von Gold. Meine Lehre beruht lediglich auf menschlicher

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