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Angelique Der Gefangene von Notre Dame

Titel: Angelique Der Gefangene von Notre Dame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Golon Anne
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enttäuscht wurde, sodass sie in der Öffentlichkeit bestenfalls als harmlose, von obskuren Offenbarungen getriebene Sonderlinge galten.
    Aber im Grunde war es auch unerheblich, da Masseneau Bouriés Proteste nicht berücksichtigt hatte. Im Gegenzug konnte es sich Angélique jedoch nicht verkneifen, ihre Enttäuschung und Verwunderung darüber zu äußern, dass sich zwei so bedeutende Persönlichkeiten wie der Siegelbewahrer Séguier und der Generaladvokat des Königlichen Rates und Hauptankläger Denis Talon so schnell zurückgezogen hatten. Es hatte sie beruhigt, zu hören, dass sie für den Prozess benannt worden waren, denn ihre hohen Ämter waren eine Gewähr dafür, dass sie sich nicht an einem Prozess beteiligen konnten, in dem die Gerechtigkeit allzu sehr mit Füßen getreten wurde. Doch dann hatten
sie kaum ein paar Sätze vorgetragen, in denen sie nicht einmal eine eigene Einschätzung verlauten ließen, und waren auch schon wieder verschwunden.
    Mit einer sarkastischen Grimasse erklärte ihr Desgrez, dass dies eine recht verbreitete kleine Komödie war. Man kündigte große Namen an, um in der Öffentlichkeit deutlich zu machen, wie bedeutend ein bestimmter Prozess war, doch dann zogen sich die hohen Herren hastig wieder zurück, da sie nicht den geringsten Wert darauf legten, mit dem Urteilsspruch, wie auch immer er ausfallen mochte, in Verbindung gebracht zu werden. Trotzdem brachten ihnen diese Prestige-Auftritte hohe Zuwendungen oder einen anderen Beweis für die Zufriedenheit des Königs ein.
    Angélique fand, dass es im Grunde ja auch vorzuziehen sei, dass noch einige Zweifel hinsichtlich des Urteilsspruchs blieben. Der Prozess gewann dadurch einen normaleren Anschein.
    Â 
    Desgrez antwortete, dass die wissenschaftliche Demonstration der Goldgewinnung die Richter eigentlich überzeugen sollte... wie borniert sie auch immer sein mochten.
    Â»Aber es geht nicht allein darum, sie zu überzeugen, wir müssen sie auch in die Enge treiben. Nur die Stimme von Pater Kiher verfügt über genug Autorität, um sie dazu zu bewegen, sich über die... Präferenzen des Königs hinwegzusetzen. Kommt jetzt, die Verhandlung wird gleich fortgesetzt, und wenn Ihr zu spät kommt, werdet Ihr Euch vor verschlossenen Türen wiederfinden.«
    Â 
    Die Nachmittagssitzung begann mit einer Erklärung des Vorsitzenden Masseneau. Er verkündete, dass sich die Richter nach der Vernehmung einiger Zeugen der Anklage ein ausreichendes Bild von den verschiedenen Aspekten dieses schwierigen Prozesses und dem besonderen Charakter des Angeklagten hätten
machen können und sie nun die Zeugen der Verteidigung anhören würden.
    Â 
    Desgrez gab einer der Wachen ein Zeichen, und ein pfiffig wirkender kleiner Junge betrat den Saal.
    Er sagte, er heiße Robert Davesne und sei Schlosserlehrling bei Maître Dasron, dessen Werkstatt in der Rue de la Ferronnerie den Namen Zum Kupferschlüssel trug. Mit heller Stimme schwor er beim heiligen Eligius, dem Schutzpatron der Schlosser, die volle Wahrheit zu sagen.
    Dann trat er auf den Vorsitzenden zu und reichte ihm einen kleinen Gegenstand, den Masseneau überrascht und argwöhnisch musterte.
    Â»Was ist denn das?«
    Â»Das ist eine Nadel mit Sprungfeder, M’sieur«, antwortete das Kind ungezwungen. »Ich habe geschickte Hände, darum hat mein Meister mich angewiesen, so einen Gegenstand herzustellen, nachdem ein Mönch ihn bei ihm in Auftrag gegeben hatte.«
    Â»Was soll diese Geschichte?«, fragte der Richter, an den Advokaten Desgrez gewandt.
    Â»Monsieur, die Anklage hat als Beweis für die Schuld meines Mandanten seine Reaktionen auf einen Exorzismus angeführt, der in der Bastille unter der Leitung von Conan Bécher durchgeführt wurde, dessen geistliche Titel auszusprechen ich mich aus Respekt vor der Kirche weigere. Conan Bécher hat uns gesagt, dass der Beschuldigte bei der Probe auf ›Teufelsflecken‹ auf eine Weise reagiert habe, die keinerlei Zweifel an seinem Bund mit dem Teufel ließe. Bei der Berührung dieser vom Rituale Romanum bezeichneten empfindlichen Punkte soll der Beschuldigte Schreie ausgestoßen haben, die selbst die Kerkerwachen erschauern ließen. Nun, ich möchte darauf hinweisen, dass der Stift, mit dem diese Probe durchgeführt wurde, nach dem
gleichen Modell gefertigt wurde wie der, den Ihr jetzt gerade

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