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Angelique Der Gefangene von Notre Dame

Titel: Angelique Der Gefangene von Notre Dame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Golon Anne
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Anklagepunkt der Transmutation von Gold mit Hilfe Schwarzer Magie betrifft, seht Ihr hier die Zeugen und ›Komplizen‹, wie wir Juristen es ausdrücken, dieser angeblich magischen Prozedur vor Euch. Ich mache Euch darauf aufmerksam, dass ihre Anwesenheit hier vollkommen freiwillig ist. Sie sind gekommen, weil sie ihrem früheren Herrn helfen wollen, und nicht, weil ihre Namen meinem Mandanten, dem Grafen de Peyrac, unter der Folter entrissen worden wären... Herr Vorsitzender, wollt Ihr nun dem Angeklagten erlauben, zusammen mit seinen gewohnten Gehilfen vor Euren Augen das Experiment zu wiederholen, welches die Anklageschrift als ›Zauberwerk‹ bezeichnet, während es sich, dem Angeklagten zufolge, lediglich um ein wissenschaftliches Verfahren zum Herauslösen von unsichtbar im Gestein enthaltenem Gold handelt?«
    Â 
    Â»Die Richter sind noch unentschlossen«, flüsterte Maître Gallemand seinem Nachbarn zu. »Sie schwanken zwischen Neugier,
dem Lockruf der verbotenen Frucht und den strengen Anweisungen, die sie von ganz oben erhalten haben. Wenn sie klug wären, würden sie es ablehnen, sich beeinflussen zu lassen.«
    Die junge Frau erschauerte. Sie fürchtete, der einzige sichtbare Beweis für die Unschuld ihres Mannes könne tatsächlich im letzten Moment noch untersagt werden. Doch die Neugier, vielleicht auch das Gerechtigkeitsempfinden, der Richter siegte. Masseneau forderte Joffrey de Peyrac auf, die Operation zu leiten und alle sich daraus ergebenden Fragen zu beantworten.
    Â»Aber ehe Ihr damit beginnt, Graf, könnt Ihr schwören, dass bei diesem Knallgoldexperiment weder der Justizpalast noch die Personen, die sich darin aufhalten, in irgendeiner Weise zu Schaden kommen?«
    Angélique mit ihrem stets wachen Sinn für Ironie bemerkte, dass die unfehlbaren Richter ihrem Gemahl in ihrer Furcht vor dem bevorstehenden Mysterium den Titel zurückgaben, der ihm zuvor ohne große Umstände aberkannt worden war.
    Joffrey bestätigte, dass keinerlei Gefahr bestand.
    Der Richter Bourié verlangte, dass Pater Bécher wieder hereingeholt würde, um ihn während des angeblichen Experiments mit dem Angeklagten zu konfrontieren und auf diese Weise jeden Betrug auszuschließen.
    Â 
    Bécher neigte würdevoll seinen Kopf, und Angélique verspürte wieder das gleiche nervöse Zittern, das sie jedes Mal beim Anblick dieses Mönchs erfasste, der nicht nur der wahre Besessene in diesem Prozess war, sondern auch die Folternadel ersonnen und vielleicht sogar Carmencita zu ihrer Komödie angestiftet hatte. War er bei klarem Verstand und versuchte lediglich, auf widerwärtigste Weise seinen Misserfolg auf dem Gebiet der Alchemie zu vertuschen? Oder handelte es sich tatsächlich um einen wirren, in Visionen verlorenen Geist, der, wie die meisten
Verrückten, hin und wieder klare Momente hatte? Im Grunde war es gleichgültig. Es war Bécher!
    Er verkörperte alles, wogegen Joffrey de Peyrac gekämpft hatte, den Unrat, den Bodensatz einer alten Welt, dieses Mittelalters, das sich einst wie ein riesiger Ozean über Europa breitete und bei seinem Rückzug in den Mulden des neuen Jahrhunderts den fruchtlosen Schaum der Sophistik und der Dialektik zurückgelassen hatte.
    Die Hände in die weiten Ärmel seiner Kutte geschoben, beobachtete er mit gerecktem Hals und starrem Blick den Sachsen und Kouassi-Ba, die, nachdem sie den Schmelzofen aufgebaut und die Anschlüsse der Röhren mit Lehm abgedichtet hatten, nun das Feuer anfachten.
    Angélique hörte, wie hinter ihr ein Priester zu einem seiner Kollegen sagte: »Eine solche Versammlung menschlicher Ungetüme, allen voran dieser wie für eine magische Zeremonie bemalte Mohr, ist natürlich nicht dazu angetan, schwache Seelen zu beruhigen. Zum Glück weiß unser Herr die Seinen stets zu erkennen. Ich habe gehört, auf Veranlassung der Diözese von Paris sei heimlich, aber den Regeln der Kirche entsprechend, ein zweiter Exorzismus durchgeführt worden, und dieser habe ergeben, dass an den Beschuldigungen, die man gegen diesen Adligen erhebt, nicht das Geringste wahr ist. Womöglich soll er hier bloß für seine mangelnde Frömmigkeit bestraft werden …«
    Angéliques kummervolles Herz schwankte zwischen Verzweiflung und Zuversicht. Sicher, der Priester hatte recht. Aber warum musste der gute Fritz Hauer auch einen Buckel und dieses

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