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Angelique Der Gefangene von Notre Dame

Titel: Angelique Der Gefangene von Notre Dame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Golon Anne
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wird uns sagen können, ob die Verhandlung heute Nachmittag fortgesetzt wird.«

Kapitel 15
    S ie fanden den Advokaten im Hof des Justizpalasts. Er stand an dem kleinen Ausschank, der vom Schwiegersohn und der ältesten Tochter des Henkers betrieben wurde.
    Â 
    Dem Advokaten saß die Perücke schief auf dem Kopf, und er war sehr erregt.
    Â»Ihr habt ja gesehen, wie sie die Abwesenheit des Gerichts genutzt haben, um mich aus dem Saal zu werfen...! Wenn ich noch länger geblieben wäre, hätte ich diese Wahnsinnige schon dazu gebracht, das Stück Seife auszuspucken, das sie sich in den Mund gesteckt hatte, das könnt Ihr mir glauben! Aber egal. Die maßlosen Übertreibungen dieser beiden Zeugen werden mir in meiner Verteidigungsrede sogar von Nutzen sein...! Wenn bloß Pater Kiher nicht so lange auf sich warten ließe, dann wäre ich ruhiger. Aber kommt, Mesdames, setzt Euch an den Tisch hier neben dem Feuer. Ich habe bei der kleinen Henkerstochter Eier und Kaldaunenwurst bestellt. Du hast doch hoffentlich nicht den Saft von ausgekochten Totenköpfen dafür verwendet, meine hübsche Henkersmaid...?«
    Â»Nein, Monsieur«, antwortete die junge Frau liebenswürdig. »Den nehmen wir nur für die Armensuppe.«
    Angélique saß da, die Ellbogen auf die Tischplatte gestützt, und hatte das Gesicht in den Händen vergraben. Desgrez sah sie hilflos an, weil er glaubte, sie weine. Doch dann merkte er, dass sie von einem nervösen Lachkrampf geschüttelt wurde.
    Â»O diese Carmencita!«, stammelte sie mit tränenfunkelnden
Augen. »Was für eine Schauspielerin! Ich habe noch nie so etwas Komisches gesehen! Glaubt Ihr, dass sie das absichtlich gemacht hat?«
    Â»Bei Frauen weiß man das nie!«, knurrte der Advokat.
    Â»Also wenn diese Nonne Theater gespielt hat, dann war es eine ziemlich gute Vorstellung«, sagte ein alter Gerichtsschreiber an einem Nachbartisch gerade zu seinen Kollegen. »In meiner Jugend habe ich den Prozess gegen den Abbé Grandin erlebt, der verbrannt wurde, weil er die Nonnen von Loudun behext hatte. Und damals passierte genau dasselbe. Es gab gar nicht genügend Mäntel im Saal, um all die schönen jungen Mädchen zu bedecken, die sich die Kleider vom Leib rissen, sobald sie Grandin erblickten. So schnell konnte man gar nicht schauen. Was Ihr heute gesehen habt, war noch gar nichts. Bei den Prozessen von Loudun haben sich manche von ihnen splitternackt auf den Boden gelegt und...«
    Er beugte sich vor, um die besonders anstößigen Details im Flüsterton weiterzugeben.
    Â 
    Angélique beruhigte sich ein wenig.
    Â»Verzeiht mir, dass ich gelacht habe. Ich bin am Ende meiner Kräfte.«
    Â»Lacht nur, armes Kind, lacht«, murmelte Desgrez düster. »Ihr werdet noch früh genug weinen. Wenn bloß Pater Kiher endlich käme! Wo, zum Teufel, bleibt er nur...?«
    Als er das Rufen eines Tintenverkäufers hörte, der sich mit umgehängtem Tintenfässchen und einigen Gänsekielen in der Hand im Hof herumtrieb, rief er ihn heran. Auf der Tischecke kritzelte er eine Botschaft, mit der er einen Kanzleigehilfen unverzüglich zum Polizeileutnant d’Aubray schickte.
    Â»Dieser d’Aubray ist ein Freund meines Vaters. Ich habe ihm geschrieben, dass wir alles zahlen, was nötig ist, um sämtliche Stadtwachen auf die Suche nach Pater Kiher zu schicken, damit
sie ihn mir hierher in den Justizpalast schaffen, freiwillig oder mit Gewalt.«
    Â»Habt Ihr ihn im Temple suchen lassen?«
    Â»Ich habe den kleinen Cordaucou schon zweimal mit einer Nachricht hingeschickt. Jedes Mal ist er unverrichteter Dinge wieder zurückgekommen. Die Jesuiten, bei denen er sich nach ihm erkundigt hat, behaupten, der Pater habe sich heute Morgen auf den Weg in den Justizpalast gemacht.«
    Â»Was befürchtet Ihr denn?«, fragte Angélique beunruhigt.
    Â»Oh, nichts. Es wäre mir nur lieber, wenn er hier wäre, das ist alles.«
    Â»Warum wollte dieser Bourié unbedingt, dass die Anklage wegen Schatzgräberei beibehalten wird?«
    Â 
    Desgrez gab zu, dass ihn das Beharren des Richters auf diesem Punkt ebenfalls verwundert hatte. Vielleicht wollte man den Grafen de Peyrac als einen Verrückten darstellen. Schatzsucher legten in ihrem Wahn, an bestimmten Stellen in der Erde herumzuwühlen, eine unerschütterliche Gewissheit an den Tag, die im Nachhinein meist

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