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Angelique Der Gefangene von Notre Dame

Titel: Angelique Der Gefangene von Notre Dame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Golon Anne
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bläulich verfärbte Gesicht haben? Und warum sah Kouassi-Ba so furchterregend aus?
    Als Joffrey de Peyrac seinen großen, zerschundenen Körper aufrichtete, um auf den rot glühenden Schmelzofen zuzuhinken, fügte er sich nahtlos in dieses finstere Bild.

    Der Angeklagte bat einen der Gerichtsdiener, den porösen, schwarzen Schlackebrocken aufzuheben und ihn erst dem Vorsitzenden und anschließend allen Richtern zu zeigen. Ein zweiter Gerichtsdiener reichte ihnen eine starke Lupe, damit sie den Stein aus größter Nähe betrachten konnten.
    Â»Dies, Messieurs, ist Rohstein 9 aus geschmolzenem goldhaltigem Pyrit. Es stammt aus meiner Mine in Salsigne«, erklärte Peyrac.
    Â»Genau diese schwarze Substanz habe ich gemahlen und gewaschen«, bestätigte Bécher. »Aber ich habe nicht das geringste Gold darin gefunden.«
    Â»Nun, Pater«, entgegnete der Angeklagte in einem respektvollen Ton, für den ihn Angélique bewunderte, »dann könnt Ihr hier ja ein weiteres Mal Euer Talent als Goldwäscher unter Beweis stellen. Kouassi-Ba, gib ihm einen Mörser.«
    Der Mönch krempelte seine weiten Ärmel hoch und machte sich voller Eifer daran, das schwarze Gestein zu zerstoßen, das sich ohne größere Mühe in Pulver verwandeln ließ.
    Â»Wärt Ihr so freundlich, Monsieur, jetzt einen großen Kübel mit Wasser und ein sauberes, mit Sand gereinigtes Zinnbecken holen zu lassen?«, wandte sich Joffrey daraufhin an den Vorsitzenden Masseneau.
    Während zwei Schweizer hinausgingen, um das Gewünschte zu holen, ließ der Gefangene den Richtern einen Metallbarren präsentieren.
    Â»Das ist Blei, aus dem man Kugeln oder Wasserrohre fertigt. Es wird von Fachleuten auch ›armes‹ Blei genannt, da es so gut wie kein Gold oder Silber enthält.«
    Â»Woher sollen wir denn wissen, dass das auch stimmt?«, entgegnete der Protestant Delmas zu Recht.
    Â»Das kann ich Euch durch die Kupellation beweisen.«
    Der Sachse reichte seinem ehemaligen Herrn ein dickes Talglicht und zwei weiße Würfel von etwa drei oder vier Zoll Kantenlänge.
Mit einem kleinen Federmesser schabte Joffrey eine kleine Mulde in einen der Würfel.
    Â»Was ist das für eine weiße Masse? Ist das Porzellanerde?«, wollte Masseneau wissen.
    Â»Das ist eine Kupelle aus Knochenasche, jener Asche, die Euch schon zu Beginn der Verhandlung so fasziniert hat. Ihr werdet sehen, dass diese weiße Substanz lediglich dazu dient, die Bleiglätte aufzunehmen, nachdem man das Blei mit Hilfe der Flamme eines Talglichts erhitzt hat...«
    Â 
    Die Kerze wurde angezündet, und Fritz Hauer brachte dem Grafen ein dünnes, rechtwinklig gebogenes Rohr, in das dieser zu blasen begann, sodass die Flamme auf das Stück Blei gerichtet wurde, das er zuvor in die Knochenkupelle gelegt hatte.
    Man sah, wie sich die leuchtende Flamme neigte und das Blei berührte, woraufhin dieses zu schmelzen begann und sich ein blassblauer Dampf entwickelte.
    Conan Bécher hob belehrend einen Finger.
    Â»Die berufenen Gelehrten nennen das ›den Stein der Weisen anblasen‹«, kommentierte er mit schriller Stimme.
    Â 
    Der Graf unterbrach für einen Augenblick sein Tun.
    Â»Wenn man diesem Schwachkopf glaubte, würden sämtliche Schornsteine bald als Teufelsatem gelten.«
    Der Mönch setzte eine gequälte Miene auf, und der Vorsitzende rief den Angeklagten zur Ordnung. Joffrey de Peyrac begann erneut zu blasen.
    Â 
    Im abendlichen Halbdunkel, das allmählich den Raum zu erfüllen begann, sah man das geschmolzene Blei brodeln, bis es rötlich leuchtete, ehe es sich beruhigte und schließlich eine dunklere Färbung annahm, als der Gefangene aufhörte, in sein Rohr zu blasen. Plötzlich löste sich die kleine Wolke aus beißendem
Qualm auf, und alle sahen, dass das geschmolzene Blei vollständig verschwunden war.
    Â»Das ist ein Gauklertrick, der nicht das Geringste beweist«, bemerkte Masseneau.
    Â»Es zeigt lediglich, dass die Knochenasche das gesamte oxidierte arme Blei aufgesogen oder getrunken hat, wenn Ihr so wollt. Und das beweist, dass dieses Blei keinerlei Edelmetall enthält. Das wollte ich Euch durch diese Operation demonstrieren. Jetzt werde ich Pater Bécher bitten, dieses schwarze Pulver, von dem ich behaupte, dass es Gold enthält, zu waschen, und anschließend werden wir das Gold herauslösen.«
    Die beiden

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