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Angélique - Die junge Marquise - Golon, A: Angélique - Die junge Marquise - Angélique 01. Marquise des Anges

Titel: Angélique - Die junge Marquise - Golon, A: Angélique - Die junge Marquise - Angélique 01. Marquise des Anges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Golon
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unglaublich weiß und prall. Lediglich ein dünner Spitzenschleier
bedeckte die wundervollen Rundungen, die ihr bestickter Brusteinsatz darbot wie ein Füllhorn seine Früchte.
    Wenn ich groß bin, will ich auch so einen Busen haben, dachte Angélique, während sie die Wendeltreppe wieder hinabstieg. Sie strich über ihren für ihren Geschmack noch zu mageren Oberkörper und bemerkte, wie sie von Verwirrung erfasst wurde. Klappernde Sandalen kamen die Treppe herauf, und hastig zog sie sich hinter einen schützenden Pfeiler zurück.
    Ein Mönch streifte sie mit seiner groben weißen Kutte. Sie erhaschte einen flüchtigen Blick auf ein sehr schönes, sorgfältig rasiertes Gesicht und kluge blaue Augen, die unter der Kapuze hervorblitzten. Er verschwand aus ihrem Blickfeld, doch dann hörte sie seine männliche, sanfte Stimme.
    »Man hat mich gerade erst über Eure Ankunft informiert, Madame. Ich saß in der Bibliothek über ein paar alten Schwarten zu den griechischen Philosophen. Aber der Saal ist weit entfernt, und meine Brüder sind reichlich wehleidig, vor allem bei einer solchen Hitze. Obwohl ich der Abt bin, erfuhr ich von Eurer Anwesenheit erst, als es Zeit für die Komplet wurde.«
    »Ihr braucht Euch nicht zu entschuldigen, Pater. Ich kenne die Örtlichkeiten und habe mich schon selbst eingerichtet. Ach, was habt Ihr hier doch für eine gute Luft! Ich bin gestern auf meinem Besitz in Richeville eingetroffen und konnte es kaum erwarten, nach Nieul zu kommen. Seit sich der Hof nach Saint-Germain zurückgezogen hat, ist die Stimmung dort abscheulich. Es herrscht ein entsetzliches Durcheinander, und alles ist so trist und ärmlich. Um die Wahrheit zu sagen, mir gefällt es nur in Paris... oder in Nieul. Außerdem kann Monsieur de Mazarin mich nicht leiden. Dieser Kardinal hat sogar …«
    Der Rest des Gesprächs verklang. Die Plaudernden gingen davon.
    Angélique fand ihre kleinen Gefährten in der riesigen Klosterküche,
wo sich Bruder Anselme mit einer weißen Schürze um den Bauch zu schaffen machte, unterstützt von zwei, drei verschmitzten jungen Burschen in zu langen Kutten, den Novizen der Abtei.
    »Das gibt ein festliches Mahl heute Abend«, sagte der Küchenbruder. »Die Gräfin de Richeville ist gekommen. Ich habe Anweisung, in den Keller hinunterzugehen und die edelsten Weine auszuwählen, sechs Kapaune zu braten und mir irgendetwas einfallen zu lassen, um ein Fischgericht auf den Tisch zu bringen. Das alles natürlich entsprechend gewürzt«, fügte er mit einem vielsagenden Zwinkern zu einem seiner Brüder hinzu, der am anderen Ende des Holztischs saß und ein Glas Likör trank.
    »Die Zofen der Dame sind recht hübsch und aufgeweckt«, antwortete dieser, ein fetter, rotgesichtiger Mann, dessen Bauch nur mühsam von einem verknoteten Strick, an dem ein Rosenkranz hing, im Zaum gehalten wurde. »Ich habe den drei reizenden Mädchen geholfen, das Bett, die Truhen und den Kleiderschrank der Gräfin hinauf in die Zelle ihrer Herrin zu bringen.«
    »Ha, ha, ha!«, höhnte Bruder Anselme. »Ich sehe Euch schon vor mir, wie Ihr die Truhen und einen Kleiderschrank schleppt, Bruder Thomas. Ihr bringt es doch nicht einmal fertig, Euren eigenen Wanst zu heben.«
    »Ich habe sie mit meinem Rat unterstützt«, entgegnete Bruder Thomas würdevoll.
    Mit seinen blutunterlaufenen Augen blickte er durch den Raum, wo das Feuer unter den Bratspießen und riesigen Kesseln funkelte und knisterte.
    »Was sind denn das für kleine Bauernlümmel, die Ihr in Euren Vorratskammern untergebracht habt, Bruder Anselme?«
    »Ein paar Kinder aus Monteloup, die sich im Wald verirrt haben.«

    »Ihr solltet sie in Euren Fischsud stecken«, entgegnete Bruder Thomas und verdrehte furchterregend die Augen.
    Zwei der kleinen Jungen begannen erschrocken zu weinen.
    »Na, na«, sagte Bruder Anselme und öffnete eine Tür. »Geht diesen Flur entlang, dann kommt ihr in eine Scheune. Legt euch dort hin und schlaft. Ich habe heute Abend keine Zeit, mich um euch zu kümmern. Zum Glück hat ein Fischer mir einen schönen Hecht gebracht, sonst hätte mir unser Pater Abt vor Ärger womöglich noch drei Stunden Bußübungen mit verschränkten Armen auferlegt. Und für so etwas bin ich mittlerweile etwas zu alt...«
    Als Angélique sicher war, dass ihre kleinen Gefährten im duftenden Heu eingeschlafen waren, ließ sie ihren Tränen freien Lauf.
    »Nicolas«, wisperte sie, »ich glaube, wir werden es nie nach Amerika schaffen. Ich habe nachgedacht.

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