Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Angélique - Die junge Marquise - Golon, A: Angélique - Die junge Marquise - Angélique 01. Marquise des Anges

Titel: Angélique - Die junge Marquise - Golon, A: Angélique - Die junge Marquise - Angélique 01. Marquise des Anges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Golon
Vom Netzwerk:
Wir brauchen einen Kompass.«
    »Mach dir keine Gedanken«, antwortete der Junge gähnend. »Diesmal hat es nicht geklappt, aber wenigstens hatten wir unseren Spaß.«
    »Das war ja klar«, fauchte Angélique zornig, »du bist wie ein Eichhörnchen. Einfach nicht fähig, große Pläne umzusetzen. Und außerdem ist es dir völlig egal, dass wir unverrichteter Dinge nach Monteloup zurückkehren. Dein Vater wird dich nicht verdreschen, der ist ja tot, aber die anderen werden sich eine gehörige Tracht Prügel einfangen!«
    »Mach dir um die keine Gedanken«, wiederholte Nicolas im Halbschlaf, »die haben ein dickes Fell.«
    Drei Sekunden später schnarchte er geräuschvoll.
    Angélique glaubte, ihre Sorgen würden sie die ganze Nacht wach halten, aber nach und nach wurde die Stimme von Bruder Anselme, der seine Novizen ausschalt, immer undeutlicher, und sie schlief ein.

    Sie erwachte, weil es im Heu zu warm war. Die anderen Kinder schliefen immer noch, und ihr regelmäßiges Atmen erfüllte die Scheune.
    Ich will draußen ein bisschen frische Luft schnappen, dachte sie.
    Sie tastete nach der Tür zu dem schmalen Flur, der in die Küche führte. Sobald sie sie geöffnet hatte, drang lautes Stimmengewirr und derbes Gelächter an ihre Ohren. Immer noch tanzte der Feuerschein über die Wände. Im Reich von Bruder Anselme schien sich eine große Gesellschaft zusammengefunden zu haben.
    Das kleine Mädchen ging weiter, bis es die Schwelle erreichte.
    Sie erblickte ein knappes Dutzend Mönche am großen Tisch, der mit Tellern und Zinnkrügen gedeckt war. Auf den Tellern lagen Geflügelknochen. Der Geruch von Wein und Fett vermischte sich mit dem feineren Duft einer geöffneten Flasche Likör, von dem jeder der Anwesenden ein Glas vor sich hatte. Drei als Kammerzofen verkleidete Bauernmädchen feierten mit. Zwei von ihnen lachten laut und wirkten schon völlig betrunken. Die dritte, züchtigere, setzte sich gegen die lüsternen Hände von Bruder Thomas zur Wehr, der sie an sich zu ziehen versuchte.
    »Komm schon, komm schon, Herzchen«, sagte der fette Mönch, »sei nicht zimperlicher als deine erhabene Herrin. Glaub mir, um diese Zeit unterhält sie sich mit unserem Pater Abt auch nicht mehr über griechische Philosophie. Du wärst die Einzige, die sich heute Nacht in der Abtei nicht amüsiert.«
    Unangenehm berührt schaute die Dienerin sich enttäuscht um. Sie war zweifellos weniger schreckhaft, als sie den Anschein erwecken wollte, aber das hochrote Gesicht von Bruder Thomas erschien ihr offenbar nicht gerade verlockend.

    Einer der anderen Mönche erkannte das, richtete sich abrupt auf und legte den Arm einladend um die Taille des jungen Mädchens.
    »Beim heiligen Bernhard, dem Schutzpatron unseres Klosters«, rief er, »die Kleine ist viel zu zart für Euch fettes Schwein. Was meinst du?«, fragte er, während er mit einem Finger das Kinn der Widerspenstigen anhob. »Habe ich nicht schöne Augen, wenn schon keine schönen Haare da sind? Außerdem war ich früher Soldat und weiß, was Mädchen Spaß macht.«
    Er hatte in der Tat fröhliche schwarze Augen und ein verschmitztes Gesicht. Die Kammerzofe lächelte ihn an. Darauf folgte ein kurzes Handgemenge, da der beleidigte Bruder Thomas nicht gewillt war, sich einfach so beiseiteschieben zu lassen. Ein Zinnkrug fiel um, die Frauen protestierten.
    »Seht doch! Da! Ein Engel...!«, rief plötzlich jemand.
    Alle drehten sich zur Tür, wo Angélique stand. Sie wich nicht zurück, denn sie war von Natur aus nicht ängstlich. Außerdem hatte sie genug Dorffeste besucht, um sich nicht vor lauten Stimmen und den Tumulten zu fürchten, zu denen es unweigerlich kam, wenn der Alkohol allzu reichlich floss. Trotzdem lehnte sich etwas in ihr auf. Dieser Anblick passte nicht zu dem, was sie von der Kuppe des Abhangs aus gesehen hatte, als die Abtei als Zuflucht und Hafen der Stille im goldenen Abendlicht plötzlich vor ihnen lag.
    »Die Kleine hat sich im Wald verlaufen«, erklärte Bruder Anselme.
    »Das einzige Mädchen in einer ganzen Bande von Jungen«, übertrumpfte ihn Bruder Thomas. »Das lässt hoffen. Vielleicht hat sie ja auch gerne ihren Spaß? Komm her und trink das«, rief er Angélique zu sich und hielt ihr ein Glas Likör hin. »Das schmeckt gut, es ist süß. Wir machen es hier selbst, mit Angelika aus den Sümpfen.«
    Angélique folgte seiner Aufforderung. Weniger aus Naschhaftigkeit,
sondern aus Neugier probierte sie diese Medizin, die ihren Namen trug und von der sie

Weitere Kostenlose Bücher