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Angélique - In den Gassen von Paris

Angélique - In den Gassen von Paris

Titel: Angélique - In den Gassen von Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Golon
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einen Waffenhändler angefertigt worden, der es bald abholen werde. Aber er nannte ihr den Namen des Künstlers, der das Bild gemalt hatte.
    Es handelte sich um einen gewissen Gontran Sancé, der in der Vorstadt Saint-Marcel wohnte.
     
    Mit klopfendem Herzen lief Angélique zu der angegebenen Adresse. In der dritten Etage eines bescheidenen Hauses öffnete ihr eine kleine, rosige Frau lächelnd die Tür.
    Im Atelier traf Angélique Gontran an seiner Staffelei an, umgeben von seinen Gemälden und seinen Farben; Azurblau, Braunrot, Aschblau, Ungarisch-Grün … Er rauchte Pfeife und malte soeben ein nacktes Engelchen. Sein Modell war ein hübsches, ein paar Monate altes Mädchen, das auf einem blauen Samtteppich lag.
     
    Die Besucherin, die eine Maske trug, begann das Gespräch mit einer Bemerkung über das Schild für den Waffenhändler. Doch dann nahm sie lachend die Maske ab und gab sich zu erkennen. Gontran wirkte aufrichtig erfreut, sie zu sehen. Er ähnelte mehr und mehr ihrem Vater und hatte die gleiche Art, beim Zuhören die Hände auf die Knie zu legen wie ein Pferdehändler. Er erklärte Angélique, er habe erfolgreich seine Meisterprüfung abgelegt und die Tochter seines alten Dienstherrn Van Ossel aus der Provinz Holland geheiratet.
    »Aber dann bist du ja eine Mesalliance eingegangen«, rief Angélique erschrocken aus, als die kleine Holländerin kurz in die Küche ging.
     
    Gontran sprang sofort auf die typische Art der Sancés von Monteloup darauf an, nämlich mit einer heftigen Entgegnung.

    »Und du? Wenn ich recht verstehe, bist du die Wirtin einer Taverne und schenkst Getränke an Leute aus, von denen viele unter meinem Stand sind …«
    Schweigen trat ein.
    »Du meinst, sie sind unseres Namens und unserer adligen Stellung nicht würdig. Aber was hat uns das alles genutzt?«
    Gontran wandte ein, dass er dadurch bei den Jesuiten zur Schule hatte gehen können, deren Unterricht gratis war. Und Angélique erinnerte sich, dass ihr Vater über seinen Verwalter Molines, einen Hugenotten, von dieser Möglichkeit erfahren hatte. Denn die Jesuiten entschädigten sich je nach der Abstammung ihrer Schüler, die sie aufnahmen: Von wohlhabenden Familien, Kaufleuten oder Staatsbeamten nahmen sie Spenden an; von Bauern und Landbesitzern aus dem Umkreis der Städte, in denen sich ihre Lehranstalten befanden, ließen sie sich mit Naturalien versorgen und unter den adligen Schülern zogen sie sich ihren Nachwuchs heran.
    »Aber ich war anscheinend nicht berufen«, meinte Gontran. »Bei Raymond dagegen könnte man sagen, dass er geradezu zum Geistlichen geboren war.«
    Dieser lebhafte Austausch von Meinungen und Erinnerungen hatte die Geschwister einander nähergebracht.
    Sie verstanden sich und vergaben einander die unangenehmen Bemerkungen, die sie gemacht hatten.
    »Aber du«, fuhr Gontran feinfühlig fort, »bist gleich zu mir gelaufen, ohne zu zögern, ohne falsche Scham! Wärest du genauso zu Raymond gerannt, der soeben zum Beichtvater der Königinmutter ernannt worden ist, um ihn über deine Lage in Kenntnis zu setzen; zu unserer Schwester Marie-Agnès, die Hofdame bei der Königin ist und sich im Louvre zur Hure macht, wie es bei diesem Schwarm von
Schönheiten üblich ist; oder zum kleinen Albert, der Page beim Marquis de Rochant ist? Wie du siehst, sind einige von uns in höchste Positionen aufgerückt.«
    Angélique gab zu, dass sie nicht versucht hatte, diesen Teil ihrer Familie wiederzusehen. Sie erkundigte sich nach Denis.
    »Ist bei der Armee, worüber unser Vater überglücklich ist. Endlich ein Sancé in den Diensten des Königs! Jean-Marie, der Kleinste, besucht das Jesuitenkolleg in Poitiers. Gut möglich, dass Raymond ihm ein geistliches Amt verschaffen kann, denn er versteht sich ausgezeichnet mit dem Beichtvater des Königs, der die Liste für die Ernennungen führt. Am Ende werden wir noch einen Erzbischof in der Familie haben!«
    »Findest du nicht, dass wir eine merkwürdige Familie sind?«, fragte Angélique kopfschüttelnd. »Es gibt Sancés auf allen Stufen der gesellschaftlichen Leiter.«
    »Ja, und Hortense mit ihrem Mann, dem ehemaligen Prokurator, sitzt zwischen allen Stühlen. Die beiden haben allerhand Beziehungen, aber sie führen ein kärgliches Leben. Seit er vor vier Jahren sein Amt verkauft hat, haben sie keinen Sou mehr vom Staat bekommen. Und außerdem ist bei ihnen eingebrochen worden, als sie gerade aus dem St.-Landry-Viertel wegziehen wollten.«
    Angélique erinnerte sich,

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