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Angélique - In den Gassen von Paris

Angélique - In den Gassen von Paris

Titel: Angélique - In den Gassen von Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Golon
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beizustehen.«

Kapitel 19
    A m frühen Abend zog Linot mit seinem Korb voller Waffeln auf die Straßen. Dem Brauch entsprechend, sang er sein kleines Lied, mit dem er Spieler aufforderte, auf seinen Korb voller »oublies« 10 genannten Waffeln zu wetten; dieses leichte Gebäck, das man mit einem einzigen Bissen vertilgen konnte. »He, wer soll noch den Waffelverkäufer rufen, wenn ihr alle verloren habt? Oublies! Oublies! Billig, billig!«
    Wenn er dann in die Taverne zurückkehrte, hatte er unter den Passanten neue Gäste geworben.
    Später am Abend tanzte und sang er zusammen mit Piccolo, dem Affen, zu seinem Tamburin.
     
    Angélique hatte die Rollen im Lokal neu verteilt. Meister Bourjus, der seine alte Leutseligkeit wiedergefunden hatte, schickte sie in den Gastraum zurück. Alle schätzten seine kulinarischen Kenntnisse, und die in herzlichem Ton geführte Unterhaltung beruhigte die Gäste, die sich über Angéliques neuartige Erfindungen ereiferten.

    Er tröstete sich mit Audiger, der sich eigenmächtig einen Platz in der Taverne zugeteilt hatte. Angélique sagte nichts dazu, denn sie wusste, dass der Haushofmeister ihren »Onkel« bei seinen männlichen Ansichten unterstützte und ihm half, sich mit den Einfällen seiner »Nichte« abzufinden.
     
    Sie selbst verschwand für lange Zeit in den Tiefen der Küche, und man wusste, dass sie an jedes Gericht ihre geheimen Zutaten gab, die die Feinschmecker reihenweise für Angélique entbrennen ließen, da sie ihnen ihr Leben mit solchen Hochgenüssen verschönerte.
    Ein Löffelchen Honig in diese braune Sauce, gehackte Schalotten in einen cremigen Ziegenkäse … und man munkelte, diese kleinen gelben Rüben mit dem feinen Aroma, die als Beilage zum gerösteten Fleisch dienten, seien in Birnenmost gegart. Angélique legte letzte Hand an alle Gerichte und lauschte lächelnd dem Gewirr von Stimmen und Geräuschen, das aus dem Speisesaal zu ihr drang.
    Dann wurde es Zeit, zu ihren Gästen zu gehen.
    Mit ihrer Maske angetan, schlenderte sie zwischen ihnen umher, begrüßte hier einen Bekannten, erkundigte sich dort nach den Neuankömmlingen und hatte für jeden ein Lächeln.
     
    Der Gastraum war überfüllt. Von Mund zu Mund hatte man die Parole weitergegeben. Irgendwo in Paris … konnte man ausgezeichneten Wein verkosten … neuartige Gaumenfreuden genießen … und … das Allererstaunlichste – eine Wirtin von flinkem Geist und liebreizender Gestalt, deren Haar, von dem man ein wenig erhaschte, den hellen Teint einer Blondine erahnen ließ. Aber was verbarg sich wirklich hinter der Maske?
    Man zweifelte, man starb vor Neugierde, man schloss
Wetten ab. Schließlich gab Angélique dem Flehen nach und nahm auf ihrem Podium die Maske ab. Sie schenkte den Gästen ein Willkommenslächeln und erntete von denen, die sie zum ersten Mal sahen, Staunen, Bewunderung und lärmende Beifallsbekundungen, so glücklich waren sie über das, was sich hinter der berühmten Maske verbarg. Manche warfen sich auf die Knie und gestanden ihr, dass sie vor Bewunderung und Verblüffung außer sich waren, und Dichter widmeten ihr, ebenfalls auf Knien, ihre Verse.
    »Nie hat man ein schönres Weib gesehen …«
     
    Sie war froh darüber, ihre Gäste in diesem Punkt nicht enttäuschen zu müssen. Die Natur und ihre gute Gesundheit hatten ihre Schönheit erhalten, die nur noch weiter erblüht war und unter den Prüfungen des Lebens nicht allzu sehr gelitten hatte. Sie warf sich zwar vor, dass ihre Hände verarbeitet aussahen, aber immerhin hatte die Hitze der Öfen ihrem Teint nichts anhaben können. Um die Wahrheit zu sagen, sie dachte kaum darüber nach und hatte sich erneut daran gewöhnt, dass – wie einst – bei ihrem Anblick die Wogen der Bewunderung hochschlugen.
    Hinter ihrer roten Maske fühlte sie sich unverwundbar.
    Das Gold floss so leicht in ihren Geldbeutel und den von Meister Bourjus, dass es ihr manchmal viel zu einfach erschien. Denn ihr fiel es leicht, zusammen mit ihren Leuten aus diesem Lokal einen Ort für fröhliche Feste zu machen.
    Wenn sie den jetzigen Zustand mit den mühseligen Anfängen im Kecken Hahn verglich, hatte sie den Eindruck, in wenigen Monaten endgültig eine neue Etappe erklommen zu haben. Sie war endlich frei, befreit von aller Knechtschaft und sicher vor Gefahr.
    Die Mitglieder ihrer kleinen Truppe, die sie auch ihre Mannschaft oder ihre Gemeinde nannte, brachten ihr –
je nachdem – Ergebenheit, Verehrung oder sogar leidenschaftliche Liebe

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