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Angélique - In den Gassen von Paris

Angélique - In den Gassen von Paris

Titel: Angélique - In den Gassen von Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Golon
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duzte.
    Sie sorgte sich um ihr Äußeres; wahrscheinlich sah sie nach ihrem wilden Lauf zerzaust aus und musste damit rechnen, dass man ihr argwöhnisch begegnete. Sie hatte beim Eintreten nicht einmal daran gedacht, sich ihr Halstuch über den Kopf zu binden.
    Sie zog ihren Umhang fester um sich und richtete sich auf, so gut sie konnte.
    »Verzeiht. Ich war kurz etwas müde und habe mich hierhergesetzt, um keine Aufmerksamkeit zu erregen. Was soll Eure Frage?«

    »Anscheinend kennst du dich nicht gut in der Kathedrale aus. Hier, hinter dem Ammenportal, liegt der Aufenthaltsraum des Glöckners … und der oberste Glöckner, das bin ich.«
    »Entschuldigt bitte, Monsieur.«
    »Auf der anderen Seite des Hauptportals, hinter dem Marienportal, ist der Ort, an dem man Asyl findet … richtiges Asyl. Oh, natürlich, es gab Zeiten, da konnte man behaupten, dass die ganze Kathedrale ein Ort des Asyls sei, und man kann es immer noch sagen.«
    Er versicherte, sie habe ganz recht daran getan, sich in diesem Raum, in dem er sich sammle, bevor er die Glocken läute, auszuruhen. Sicherer aber sei der Raum zur Linken, hinter dem Marienportal, denn seit Jahrhunderten schon sei verfügt, dass nicht einmal der Teufel selbst diese Schwelle überschreiten dürfe, um eine schuldige Frau oder einen verfolgten Mann zu holen, und ebenso wenig die Büttel vom Châtelet oder vom Justizpalast, die auf Grund der Nachbarschaft stets als Erste eintrafen.
     
    »Sprecht nicht vom Teufel, Monsieur.«
    »Warum nicht? Es ist doch gut, sich an einem Ort zu befinden, an dem er keine Macht hat. Ein Ort, an dem dich die Bosheit der Menschen nicht erreichen kann, ein Platz, an dem du in Frieden und in der Barmherzigkeit Gottes rasten kannst, ganz gleich, wie entsetzlich deine Sünde ist.
    Bevor der Heilige Vinzenz von Paul starb, hat er darum gebeten, hinter dem Marienportal, an diesem Ort des Asyls in Notre-Dame, einen Trog aus Marmor mit Stroh darin aufzustellen, um die Frauen zu ermuntern, ihr Kind dort abzulegen, bevor sie es verlassen. Hier drinnen in der Kathedrale hat ein Neugeborenes es doch besser als im scharfen Wind auf dem Vorplatz!«

    Das erklärte die Frage »Wo hast du es hingelegt?«, mit der er sie empfangen hatte. Als er eine Frau in seiner Kapelle entdeckte, hatte er geglaubt, sie habe ihr Kind aussetzen wollen und sich im Ort geirrt.
    Oft, so berichtete er noch, sehe man Frauen, die sich an diesem Ort des Asyls niederließen, um noch etwas bei ihrem Kind zu sitzen, ohne erkannt, denunziert oder ergriffen zu werden. Dann nutzten sie das Halbdunkel zur Flucht.
    »Diese Frauen sind nicht alle schlecht«, schloss der Glöckner wohlwollend.
    Zwei junge Burschen tauchten auf, die der Glöckner als seine Schüler vorstellte. Mit ihren zwölf bis vierzehn Jahren waren sie in dem Alter, in dem man seine Körperkräfte entwickelt und es liebt, sich, emporgezogen vom Gewicht der »Marguerite« oder der »Jacqueline«, das einem an den Armen hing, in die Lüfte zu erheben. Die Glocken von Notre-Dame brauchten kräftige Glöckner.
    »Als der Dauphin geboren wurde, haben wir die große Glocke von Notre-Dame zu sechzehnt geläutet …«
     
    Angélique schlug den Marché Neuf und die Rue Neuve Notre-Dame ein und fand sich vor dem Justizpalast wieder.
    Sie überquerte die Rue de la Barillerie.
     
    Am anderen Ende des Gewölbegangs erkannte sie die Gestalt eines Gardisten und unter seinem runden, mit Federn besetzten Helm sein bärtiges Profil. Alle mit Lanzen oder Hellebarden bewaffneten Gardisten trugen Bart, vielleicht um es den Schweizern nachzutun, die den Ruf hatten, die besten Krieger Europas zu sein.
    Ob ein Wächter nun Fürsten oder Türen hütet, sein Auge ist wachsam, um beim geringsten Verdacht die Waffe zu zücken und zu töten.

    Doch um die Wahrheit zu sagen, der Hellebardenträger, der diesen Eingang des Justizpalasts bewachte, wirkte ziemlich gutmütig. Das bunte Publikum, vor allem viele Schaulustige, die die Schätze der Mercière-Galerie bewundern wollten, wiegte ihn in Sicherheit, sodass er kaum noch nach suspekten Individuen, die er zu vertreiben hatte, Ausschau hielt. Allerdings waren die meisten Menschen, die im Justizpalast zu tun hatten, suspekte Individuen sowie Staatsanwälte oder Advokaten, die diese entweder verteidigten oder anklagten.
    Angélique gelangte also, ohne aufgehalten zu werden, in den Hof, an den sie sich erinnerte. Aber dieses Mal brach nicht die Nacht herein, sondern der Morgen wurde heller. Es fiel

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