Angelique und der Koenig
besser gemacht.
»Meine liebe Athénaïs«, sagte sie schließlich, »Ihr appelliert vergebens an meine freundschaftlichen Gefühle. Ich hege keine für Euch. Ich habe Euch einen Handel angeboten. Entweder lasst Ihr mich in Frieden und gebt es auf, mir nach dem Leben zu trachten, dann könnt Ihr auf meine Verschwiegenheit rechnen, was Eure Beziehungen zu Wahrsagerinnen und bösen Geistern betrifft. Oder Ihr verfolgt mich mit Eurer Rachsucht weiter und löst selber die Blitze aus, die Euch vernichten müssen. Glaubt auch nicht, Ihr könntet mich hintergehen, indem Ihr mir auf andere Weise zu schaden versucht. Ich werde immer wissen, von welcher Seite solche Streiche kommen, und nicht erst warten, bis ich tot bin, um Euch das Handwerk zu legen... Der König liebt mich, sagt Ihr? Malt Euch seinen Zorn aus, wenn er erfährt, dass Ihr versucht habt, mich umzubringen. Der hohe Beamte, Bewahrer meiner Geheimnisse, hat selbst das Hemd untersucht, das Ihr für mich hattet präparieren lassen. Er wird vor dem König bezeugen, was Ihr gegen mich im Schilde führtet. Noch einen Rat, meine Liebe. Ihr seid wundervoll frisiert, aber unmöglich geschminkt. An Eurer Stelle würde ich noch einmal von vorn beginnen.«
Nachdem sie gegangen war, kamen die Mädchen verschüchtert wieder herein und umringten besorgt ihre vor dem Frisiertisch sitzende Herrin.
»Ihr weint, Madame!«
»Nun ja, Törinnen! Seht Ihr denn nicht, wie ich geschminkt bin?«
Die Verzweiflung über ihre Niederlage unterdrückend, betrachtete Madame de Montespan im Spiegel ihr fleckiges, von Tränenspuren gezeichnetes Gesicht. Ein Seufzer entfuhr ihr.
»Sie hat recht, die Dirne«, murmelte sie. »Es ist unmöglich. Ich muss es noch einmal machen.«
Beim Spaziergang des Königs entging niemand die Veränderung, die mit Madame du Plessis-Bellière vorgegangen war. Etwas Strahlendes ging von ihr aus.
An ihrer Haltung und in der stolzen Art, wie sie den Kopf zurückwarf, verriet sich eine fast beängstigende Kraft. Die Empfindung, die Madame de Montespan verspürt hatte, teilte sich allen mit. Man war einer Täuschung erlegen. Diese kleine, gewiss recht schöne Marquise verfügte über mehrere Masken, die sich auswechseln ließen. Man musste sich der neuen Lage stellen und auf alles gefasst sein. Diejenigen, die es für leicht gehalten hatten, sich ihre Gunst zu erwerben, erkannten, dass sie keine La Vallière sein würde. Und wer darauf gesetzt hatte, dass Madame de Montespan die »Provinzlerin« aus dem Weg räumen würde, fühlte sich angesichts ihrer hochmütigen Blicke und des Lächelns, das sie dem König schenkte, in seinem Glauben erschüttert. Das Verhalten des letzteren beseitigte vollends jeglichen Zweifel. Er versuchte nicht einmal mehr, sich zu verstellen. Er hatte nur noch Augen für sie.
Madame de Montespan nahm an dem Spaziergang nicht teil. Niemand hielt sich darüber auf, und man fand es durchaus selbstverständlich, dass Angélique an des Königs Seite ging.
Nach der Rückkehr beschied der König die junge Frau in sein Arbeitskabinett, wie er es so manches Mal getan hatte, wenn er bei Besprechungen mit seinen Ministern über Fragen des Handels ihres Rates bedurfte. Aber diesmal war der Monarch allein, und sobald die Tür sich wieder geschlossen hatte, trat er zu ihr und nahm sie in seine Arme.
»Schönste«, sagte er, »wann werdet Ihr endlich meine Qualen enden? Ihr habt mich heute morgen zum Sklaven gemacht, behext. Ich sah nur noch Euch. Ihr wart für mich gleichsam die Sonne, das Gestirn, das ich nicht erreichen, der kühle Quell, über den ich mich nicht beugen kann. Ihr seid da. Ihr umgebt mich mit Eurem Glanz, Eurem Duft, und ich kann meine Hand nicht auf Euch legen. Weshalb? Weshalb soviel Grausamkeit?«
Er presste sie an sich, glühend vor Verlangen, das sich in Zorn verwandelte, da er es nicht mehr zu beherrschen vermochte.
»Glaubt nicht, dass Ihr lange so mit mir spielen könnt. Wenn ihr Euch nicht endlich ergebt, werde ich Euch zwingen. Meint Ihr, ich hätte nicht genügend Kraft, um mit Euch fertig zu werden?«
»Ihr würdet mich zu Eurer Feindin machen.«
»Dessen bin ich nicht so gewiss. Es war ein Irrtum anzunehmen, Euer Herz könnte für mich erwachen, wenn ich nur genügend Geduld bewiese. Ihr lasst Euch nicht von Euren Gefühlen leiten. Ihr wollt Euren Gebieter bis ins tiefste Innere erforschen, bevor Ihr Euch an ihn bindet. Weil er Euch zu der Seinen gemacht hat, werdet Ihr ihm zugetan. Wenn ich erst Euren Körper besitze, dann
Weitere Kostenlose Bücher